piwik no script img

Neue Musik aus BerlinMüde im Großraumbüro

Arthur Janssen und Jêrome Scheren bilden gemeinsam das Duo Stau. Ihre Debüt-EP „Großraumbüro“ überzeugt mit psychedelischem Nightmare Pop.

Seltenes Bild: Die Debüt-EP „Großraumbüro“ von Stau erscheint auch in Form einer Kassette Foto: Kiepe it Real Records

E s gibt wahrlich sexyere Objekte als einen Aktenordner und antörnendere Orte als ein Großraumbüro. Das Berliner Duo Stau widmet sich auf seiner Debüt-EP trotzdem oder gerade deshalb dem Topos „Großraumbüro“, auf dem Cover ist folgerichtig ein nackter, grauer Leitz-Ordner zu sehen.

„Großraumbüro“ ist auch der zentrale Track auf der EP, langsam plätschern darin psychedelische Gitarren vor sich hin, es geht in Richtung sedierter Dreampop (oder wahlweise Nightmare Pop), Gastsänger Fabian Kiepe (von der Hamburger Band Das Bisschen Totschlag) singt dazu die Zeilen: „Ich bin müde/ du bist müde/ im Großraumbüro/ sind alle müde“.

Die Band Stau hat sich während der frühen Pandemiezeit gegründet. Dank Corona wurden die beiden Niederländer Arthur Janssen und Jêrome Scheren zeitweise arbeitslos und trafen sich deshalb umso mehr zum Musikmachen. Vom Titeltrack abgesehen sind alle Songs dieser EP instrumental, Gitarren und Synthesizer stehen meist im Vordergrund. Psychedelisch klingen alle Stücke, stellenweise auch zäh und schleppend.

Die EP

Stau: „Großraumbüro“ (Kiepe it Real Records), Kassette, Download, staumusic.bandcamp.com

Von der Stimmung her erinnert das gelegentlich an David Lynchs Musik, als Einflüsse nennen Stau solch eklektische Acts wie Last Ex, Dean Blunt, Yves Tumor, Radare, Mica Levi und Tomaga. Als „Filmmusik ohne Film“ beschreibt Arthur Janssen den ersten Tonträger des Duos, die Eigenbeschreibung auf Bandcamp lautet: „a 15-minute nocturnal car ride into the horrors of everyday life and the dreary reality of late capitalism“. Das trifft’s irgendwie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jens Uthoff
Redakteur
ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!