Neue Musik aus Berlin: Lied der Erinnerungen
„Now and Then“, das neue Album der Band Multumult ist urbane Folklore und psychodelisches Experiment. Vor allem lehrt es die Facetten der Melancholie.
W er sich Melancholie nur als Versenkung vorstellt, hat sie nicht begriffen. Den melancholischen Menschen geschieht eine ganze Menge, wenn es sie überkommt, und Unruhe gehört durchaus dazu. Ein Beispiel dafür ist das komplette dritte Album der rumänischen experimentellen Folkband Multumult „Now and Then“.
Und speziell das Stück „Când eram in vremea mea …“ Ein traditioneller Song urbaner Folklore, bei Multumult wird aus dem Lied der Erinnerungen ein 13-Minüter mit epischer Struktur: Keyboardflächen, rhythmisch akzentuiertes Klatschen, wehmütige Geigen- und Flötentöne, dazu sich überlagernder Gesang von Frau und Mann – seiner verliert sich in ein Echo. Das Stück ist charakteristisch für das Album, wobei zu seiner speziellen Dramaturgie gehört, dass es kurz vor der Sperrstunde einmal kurz tanzbodentauglich wird.
Multumult sind: Marina Pingulescu (Geige, Gesang), Călin Torsan (traditionelle Flöten, Klarinette, Gesang), Vasile Ghergel (Elektronik, Mix) und Marius Achim (Elektronische Percussion). Debütiert haben Multumult 2015 auf einem griechischen Mikrolabel, mittlerweile teilen sie sich ihren Platz unter dem Dach des Berliner Lollipoppe Shoppe mit vielen anderen osteuropäischen und zentralasiatischen Psychedelic-Bands.
Multumult: Now and Then (The Lollipoppe Shoppe); Leinwandkonzert: 19. 9., Kino in der Brotfabrik, 21 Uhr, 6/8 €
Multumults unorthodoxer und dabei virtuoser Umgang mit Folklore erinnert an das slowenische Trio Širom oder die ungarisch-serbischen Komponisten Ernö Király und Félix Lajkó. Diese Musik hat etwas hochgradig kinoartiges, und es passt aufs Schönste, dass Multumult seit Jahren regelmäßig in der Weißenseer Brotfabrik zu Gast sind. Nächsten Montag ist Leinwandkonzert.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!