Neue Kinderwelt des Jüdischen Museums: Nach uns nicht die Sintflut
Die Kinderwelt „Anoha“ des Jüdischen Museums will Respekt im Umgang miteinander lehren. Das ist auch eine spannende Botschaft für Erwachsene.
„In der Kinderwelt Anoha erleben die jungen Gäste einen Spielplatz des Miteinanders. Sie gehen in eine Schule der Toleranz und der Verständigung“, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Mittwoch.
Hat man das Foyer erst mal verlassen, folgen Regengang und Flutraum. Aus dem tosenden Wasser befördern Wackelinseln Besucher:innen weiter in die Geschichte der Arche Noah. Während in der Tora Noah derjenige war, der alle Tierarten vor der Sintflut rettet, sind es hier die Kinder selbst, die retten müssen.
150, von Künstler:innen designte Tierskulpuren warten darauf, an Bord geholt zu werden. Ungewöhlich sehen sie aus: Die Beine der Eselin sind aus einem alten Servierwagen gefertigt, eine Glocke bildet ihre Hufe, und auch die Schnauze wurde recycelt und setzt sich aus einem Papierkorb, einem halben Fußball und Zähnen aus Schreibmaschinentasten zusammen.
Am Freitag eröffnet die Anoha Kinderwelt innerhalb der ehemaligen Blumengroßmarkthalle gegenüber vom Jüdischen Museum am Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1 in Kreuzberg. Mit über einem Jahr coronabedingter Verspätung können nun Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren (und ihre Familien) am Wochenende von 10.30 Uhr bis 16 Uhr und innerhalb der Ferien von Dienstag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr die Geschichte der Arche Noah erkunden. Neben dem spielerischen Erkunden durch Tasten, Spüren, Entdecken, Zuhören und Ausprobieren wird sich auch weltanschaulichen, gesellschaftlichen und ökologischen Themenfeldern genähert. (svj)
Offenheit und Respekt
Spielerisch werden den Kindern Offenheit und Respekt im Umgang miteinander vermittelt: Dürfen nur die Lieblingstiere mit auf die Arche oder hat jedes Tier in seiner Unterschiedlichkeit seinen Platz? Die Kinder (und Erwachsenen) lernen auch: Manche Tiere haben es schwerer als andere, weil sie vom Artensterben durch den Klimawandel betroffen sind. Der in schwarzen Seilen hängende kleine Polarbär schafft es nicht mehr alleine auf das Boot. Er muss von den Besucher:innen mittels einer Seilbahn in „Sicherheit“ gebracht werden.
An Bord gibt es verschiedene Aktionen: Fütterungsstationen, an denen mithilfe eines Seilzugs bunte Bälle über durchsichtige Rohre in die Tröge der Tiere rollen. Toiletten existieren ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, indem der Dung nämlich direkt auf die anliegende Blumenwiese verteilt wird.
Hetty Berg, Direktorin
Als Letztes lässt sich mit einem Teleskop in die Zukunft blicken und lassen sich Regeln des Miteinanders aushandeln. Nach dem jüdischen Konzept „Tikkun Olam“ geht es, das ist der rote Faden dieses Museums, um eine bessere Welt.
„Die Kinderwelt soll ein Ort der Begegnung von Generation, Religionen und Kulturen sein, für Menschen aus Kreuzberg, Berlin und darüber hinaus“, sagt Direktorin Hetty Berg beim Presserundgang. Eine Botschaft, die auch für Erwachsene noch interessant sein sollte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“