Neue Häfen-Konkurrenz: Die Zukunft schwimmt im Mittelmeer
Europas Handelszentrum wird sich künftig von der Nordsee ins Mittelmeer verlagern. Vor allem Hamburg und Bremerhaven stellt das vor Herausforderungen.
Strategisch könne es vorteilhaft sein, so Eckelmann am Donnerstag in Bremen bei der Vorstellung der Eurogate-Jahresbilanz 2016, den Schwerpunkt des Warenverkehrs mit Ostasien ans Mittelmeer zu verlagern, wo Eurogate in Marokko, Portugal und Italien an sieben Containerterminals beteiligt ist. Die jetzt auf den Markt drängende Generation der Megafrachter mit einer Kapazität von rund 22.000 Standardcontainern (TEU) stoße vor allem in Hamburg und Bremerhaven auf Restriktionen – den mangelnden Tiefgang in Unterelbe und Außenweser.
Warum in die Nordsee pütschern?
Deshalb könnte die Entwicklung dazu führen, die Riesenfrachter nur zwischen Fernost und Mittelmeer verkehren zu lassen. „Warum pütschern die überhaupt noch den Atlantik hoch bis in die Nordsee?“, so der 66-jährige Eckelmann, der seit über 30 Jahren Chef von Eurogate ist. Aus dem Mittelmeer übernähmen dann die mittelgroßen Schiffe mit 6.000 bis 8.000 TEU Ladekapazität den Weitervertrieb in Nord- und Ostsee. Sie wären in allen Häfen Nordeuropas problemlos abzufertigen, die Megafrachter wären mindestens eine Woche früher wieder in Shanghai, Hongkong oder Singapur.
Die beiden größten deutschen Betriebe im Hafenumschlag sind Eurogate in Bremen und die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).
Marktführer in Deutschland und Europa ist Eurogate mit fast 15 Millionen Containern (TEU) und zwölf Containerterminals von der Nordsee bis zum Mittelmeer.
In Deutschland betreibt Eurogate die Containerhäfen Bremerhaven und Wilhelmshaven sowie einen der vier Terminals in Hamburg.
Die HHLA ist in Deutschland die Nummer 2, aber Marktführer in Hamburg mit etwa 6,7 Millionen TEU im vorigen Jahr. Sie betreibt dort die drei Terminals Altenwerder, Burchardkai und Tollerort.
Für die Riege der bislang führenden Containerhäfen Europas in der sogenannten Nordrange brächte das ganz neue Herausforderungen mit sich. Größter Hafen ist bislang das niederländische Rotterdam vor Antwerpen (Belgien), Hamburg und Bremerhaven. Vor allem die beiden deutschen Häfen könnten dann Rang, Umsatz, Wertschöpfung und Arbeitsplätze einbüßen zugunsten von Gioia Tauro und La Spezia in Italien und des marokkanischen Tanger.
Schuld ist die ausgebliebene Elbvertiefung
Schuld daran ist aus Sicht von Eurogate die mangelhafte Infrastruktur. Die Vertiefung der Unterelbe steht nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Februar in den Sternen, die der Außenweser ist vollkommen offen. Zudem ließen auch der Bau der Autobahn A20 samt Elbtunnel und die Sanierung des Nord-Ostsee-Kanals auf sich warten. „Das sind alles international negative Signale und Wettbewerbsnachteile für den maritimen Standort Deutschland“, so Eckelmann.
Und dem geht es aus Sicht der Hafenwirtschaft ohnehin nicht so richtig gut. Die in deutschen Seehäfen umgeschlagene Gütermenge stagnierte im vorigen Jahr infolge des allgemein schwächelnden Welthandels. 296,5 Millionen Tonnen wurden von Schiffen aus- und eingeladen, genauso viele wie 2015. Die Zahl der Container lag mit 15,2 Millionen TEU ebenfalls auf Vorjahresniveau. Den meisten Containerverkehr gab es mit China (3,0 Millionen TEU), gefolgt von den USA (1,4 Millionen TEU).
Während die Hamburger Hafen und Logistik AG HHLA 2016 in Hamburg ein minimales Wachstum von 1,1 Prozent verzeichnete, muss sich Eurogate in Deutschland mit 0,0 Prozent begnügen. Leichten Rückgängen in Hamburg und Bremerhaven steht ein Zuwachs im Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven gegenüber – im Ergebnis wuchs der Umschlag um exakt 414 Container: Bei insgesamt 8,23 Millionen TEU kaum messbar. Zuwachsraten von fast zehn Prozent hingegen wurden in Italien erreicht.
Für 2017 erwartet Eurogate dennoch Stabilität bei Umschlag, Umsatz und Beschäftigung, aber weiter sinkende Zahlen aus Hamburg. Aber obwohl der größte deutsche Hafen an der Elbe 2016 „hart getroffen worden“ sei, beruhigt Eckelmann: „Wir werden Hamburg nicht aufgeben.“
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