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Neue Großoffensive gegen al-Qaida

Unter britischem Kommando kämpfen rund 1.000 Soldaten in Afghanistans Paktia-Provinz gegen starke Verbände von al-Qaida und Taliban. US-Flugzeuge bombardieren eine friedliche Hochzeitsgesellschaft in afghanischem Dorf

BAGRAM afp/taz ■ Unter dem Namen „Operation Condor“ haben Truppen der internationalen Anti-Terror-Koalition in Ostafghanistan eine neue Offensive gegen Al-Qaida- und Taliban-Kämpfer begonnen. Bei Luftangriffen in der Provinz Paktia seien bereits mehrere feindliche Kämpfer getötet worden, teilte der britische Armeesprecher Roger Lane gestern auf dem afghanischen Militärstützpunkt Bagram mit. Auf Seiten der Alliierten habe es keine Opfer gegeben.

Rund 1.000 britische, australische und US-Soldaten sowie afghanische Verbündete seien bei der „Operation Condor“ unter britischem Kommando im Einsatz, sagte der britische Armeesprecher Lane. Die Offensive diene dazu, „die gesamte feindliche Infrastruktur zu zerstören“. Die Zahl der gegnerischen Kämpfer nannte der Armeesprecher nicht. Die Koalition stehe jedoch „bedeutenden Kräften“ gegenüber, die mit zum Teil großkalibrigen Maschinengewehren stundenlang auf die australischen Truppen gefeuert hätten. Die US-Verbündeten verfügten über alle notwendigen militärischen Mittel, betonte Lane.

Der „Operation Condor“ – eine wenig glückliche Namenswahl, hieß so doch auch in den 70er-Jahren die Zusammenarbeit lateinamerikanischer Geheimdienste, der tausende von Oppositionellen zum Opfer fielen – vorausgegangen war die 16-tägige Großoffensive „Snipe“ in den Bergen Südostafghanistans Anfang Mai. Erstmals seit der „Operation Anaconda“ im März liefert sich die Anti-Terror-Koalition nun nach eigenen Angaben wieder direkte Gefechte mit Al-Qaida- und Taliban-Truppen.

Bei einem US-Luftangriff auf ein Dorf in der ostafghanischen Provinz Khost wurden einem Bericht der Nachrichtenagentur AIP zufolge mindestens zehn Menschen getötet. Bei dem Luftangriff in der Provinz Khost seien zahlreiche Menschen zum Teil schwer verletzt worden, meldete AIP. Anwohnern zufolge habe ein Kampfbomber die Ortschaft Bal Khel in der Nacht stundenlang unter Beschuss genommen. In dem Dorf habe am Abend eine große Hochzeitsfeier stattgefunden. Die traditionellen Freudenschüsse, die auf dem Fest abgegeben worden seien, hätten die USA möglicherweise als feindlichen Beschuss gedeutet, berichtete die in Pakistan ansässige Agentur.

In Bagram steckten sich 20 weitere britische Soldaten mit einem mysteriösen Fieber an. Wie das britische Verteidigungsministerium gestern bekannt gab, litten damit insgesamt 38 Soldaten unter Fieber, Durchfall und Erbrechen. Die Ärzte hätten noch immer keine Erklärung über Art und Ursache der Krankheit. Einen Angriff mit biologischen Waffen schloss die Armee jedoch aus. Ein Armeesprecher sagte, acht schwer kranke Soldaten seien bereits vom Luftwaffenstützpunkt Bagram „evakuiert“ worden.

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