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Neue Energielabel für ElektrogeräteKeine A-Note

Bald ist Schluss mit Plus und Doppelplus, wenn es um den Energieverbrauch geht. Neue Label sollen für mehr Durchblick sorgen. Funktioniert das?

Auch die vielen Pluszeichen auf dem Energielabel werden verschwinden Foto: dpa

Brüssel taz | Zurück in die Zukunft: Nach diesem Motto hat das Europaparlament in Straßburg den jahrelangen Streit um Energiespar-Labels für Elektrogeräte beendet. Statt mit verwirrenden A-Noten wie A+ oder A+++ sollen Waschmaschinen, Kühlschränke und Fernseher künftig wieder mit farblich unterlegten Labels von A bis G gekennzeichnet werden – wie früher üblich.

Allerdings ist das Durcheinander damit noch nicht beendet. Zwar soll die neue Verordnung schon ab Sommer greifen. Doch es dürfte noch bis Ende 2019 dauern, bis die gängigsten Haushaltgeräte mit dem neuen Label ausgestattet sind.

Nach Angaben von EU-Energiekommissar Miguel Arias Canete könnten sogar zehn Jahre vergehen, bis die Reform komplett umgesetzt ist. Denn für Staubsauger und Heizungen sind längere Übergangsfristen geplant.

Nur noch Superplus-Waschmaschinen

Die Novelle war nötig geworden, weil sich viele Verbraucher mit den wohlklingenden A-Noten nicht zurechtfanden – und weil die Hersteller damit willkürlich umgegangen sind. So gab es zuletzt keine Waschmaschine mehr auf dem deutschen Markt, die schlechter als A+ eingestuft wurde. Viele Verbraucher glaubten jedoch, dass A+ die beste Bewertung sei – dabei ist dies A+++.

Künftig soll die Energieeffizienz leicht verständlich signalisiert werden. Die sparsamsten Geräte erhalten wieder ein einfaches A, die größten Stromfresser ein G. Allerdings dürfte es zunächst kaum A-Noten geben, denn was heute noch unter A+++ firmiert, wird künftig bestenfalls mit B oder C bewertet. Die A-Note soll frei bleiben, um Platz für neue, stromsparende Geräte zu lassen.

Doch was passiert, wenn in ein paar Jahren wieder alle modernen Geräte die A-Note bekommen? Diesen Fall, der zur Einführung der A+ und A+++ Labels führte, wollen die EU-Gesetzgeber künftig durch einen Trick verhindern. Sobald mehr als 30 Prozent der Geräte der A-Klasse angehören, soll es eine automatische Neueinstufung aller Elektroprodukte geben. Neue Verwirrung ist programmiert.

Immerhin: Die Kontrolle wird verbessert

Dennoch loben die Europaabgeordneten die Reform. „Das neue Energielabel kann Verbrauchern die Kaufentscheidung für energieeffiziente Produkte wieder erleichtern und beim Strom und Geld sparen helfen“, sagte Martina Werner von den Sozialdemokraten. Die Reform führe zu mehr Verbraucherschutz und einer besserer Markt-Überwachung.

Dafür wird sogar eine neue Datenbank eingeführt. Sie soll aus einer öffentlich zugänglichen Informationsseite für Verbraucher sowie einer geschützten Plattform mit technischen Daten für nationale Überwachungsbehörden bestehen.

Kritik kommt von den Grünen. Es sei bedauerlich, dass die Mehrheit im Parlament dem Druck der Industrielobby nachgegeben habe, sagte Claude Turmes, energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion. Deshalb werde es zahlreiche Ausnahmen und unverhältnismäßig lange Übergangsfristen für Boiler sowie Gas- und Ölheizungen geben.

„Dass die neuen Regeln nicht für alle Geräte gleichzeitig gelten, wird zu Verwirrung führen und widerspricht jeder Logik beim Klimaschutz“, kritisiert der Luxemburger. Das klingt nach einer B-Note – dennoch gab es im Parlament eine überwältigende Mehrheit für die Rückkehr zu A.

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2 Kommentare

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  • Wird das Erlernen der Einstufungen dann Studienfach?

     

    Viel interessanter als die Einstufung von A+++ als energieärmstes Elektrogerät finde ich ja folgendes: wir alle sollen Strom sparen. Daraus folgt, wir alle sollten nur noch A+++-Geräte (später wieder A) kaufen, wenn wir ökologisch denken wollen. Aber wenn unsere Geräte veralten und nun - Überraschung! - nach drei vier Jahren aus der Kategorie A+++ fallen, sollen wir diese dann eintauschen? Denn wir alle sollen ja Strom sparen... . (Nicht nur ironisch gemeint)

     

    Deswseiteren: SGB II/SGB XII-Bezieher*innen wird noch häufiger gesagt, dass sie Strom sparen müssten (als ob sie das nicht längst wüssten...), und bekommen dazu sogar kostenlose Berater*innen ins Haus geschickt, wenn sie wollen. Klingt grossartig! Klingt... . Denn tatsächlich können sich die Bezieher*innen weder Ökostrom leisten, was sinnvoll wäre, noch, sollte eines ihrer Grossgeräte den Dienst versagen, sich ein neues (mit A+++ Label) kaufen.

     

    In Frankfurt wird bedürftigen Menschen dann der Weg zur "Frankfurter Werkstatt" gewiesen, die alte Elektrogeräte wieder funktionstüchtig macht. Funktionstüchtig, nicht energiesparend.

     

    Anders ausgedrückt: man muss es sich leisten können, nicht nur ökologisch denken, sondern auch danach handeln zu können. Und genau da führt sich nicht zuletzt unsere Sozial- und Umweltpolitik selbst ad absurdum.

     

    Was nutzt das Wissen um den ökologischen Fussabdruck und eine Begeisterung für Greenpeace & Co., wenn der Kühlschrank am besten 20 Jahre halten muss, immer mit der Panik im Nacken, er könne den Geist aufgeben?

  • Bei den meisten Haushaltsgeräten ist die Entwicklung hinsichtlich Energiesparen schon am Ende angelangt. Da werden wir so bald keine A-Geräte mehr zu sehen bekommen. Zumal die heutigen Spitzengeräte ja hart am Rande der Nutzlosigkeit sind: Waschmaschinen waschen nicht mehr sauber, brauchen dafür aber 5 Stunden. Gefrierschränke haben so dicke Isolation, dass kaum noch eine Pizza hineinpasst. Usf.