Neue EU-Regeln für Ratingagenturen: Ein bisschen mehr Kontrolle
Ratingagenturen müssen künftig transparenter arbeiten und den Zeitpunkt der Veröffentlichung ihrer Ratings vorher festlegen. Kritik gibt es dennoch.
BRÜSSEL rtr | Ratingagenturen müssen sich in Europa künftig einer strengeren Kontrolle unterziehen. Das sehen neue Regeln vor, auf die sich die EU-Länder und das Europäische Parlament am Dienstag einigten. Ziel ist es, die Bonitätsprüfer für ihre Notenvergabe stärker zur Verantwortung ziehen zu können.
So sollen Klagen leichter gemacht und den Agenturen mehr Transparenz auferlegt werden. Die Vorschriften werden einem EU-Vertreter zufolge frühestens im kommenden Jahr in Kraft treten.
In der Finanzkrise und in der europäischen Staatschuldenkrise hatten insbesondere die drei Branchengrößen Standard & Poor's (S&P), Moody's und Fitch heftige Kritik auf sich gezogen. Beanstandet wurde, dass die Experten Top-Bewertungen für Anleihen vergeben hätten, die sich später als Giftpapiere erwiesen. Ein anderer Vorwurf besagt, dass in der Euro-Krise manche Länder-Ratings zu äußerst sensiblen Zeitpunkten herabgestuft wurden.
Zentrales Anliegen der neuen Vorgaben sind schärfere Vorgaben für die Notenveröffentlichung. Die Agenturen müssen in einem Kalender festlegen, wann sie Ratings vergeben. Deren Bekanntgabe soll außerhalb der Handelszeiten und auf einer europäischen Plattform erfolgen.
Kritiker verwiesen darauf, dass die Regeln im Zuge der Verhandlungen aufgeweicht wurden. Vom Tisch ist etwa die Forderung, Länder-Bewertungen auszusetzen, solange Rettungsprogramme organisiert werden. Abgeschwächt wurde der Vorschlag, Anleihe-Emittenten eine Rotation der Ratingagenturen vorzuschreiben.
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