Neue Demozahl für Hamburg errechnet: Polizei hat sich heftig verschätzt
Die Innenbehörde korrigiert die Zahl der Teilnehmer:innen an der Anti-rechts-Demo am 19. Januar auf Nachfrage der Veranstalter stark nach oben.
![Menschenmassen demonstrieren in Hamburg Menschenmassen demonstrieren in Hamburg](https://taz.de/picture/6815536/14/34468101-1.jpeg)
Die Hamburger Innenbehörde spricht jetzt offiziell von 180.000 Demonstrant:innen, die sich am 19. Januar am Jungfernstieg und in den umliegenden Straßen versammelt hatten. Sie habe die Zahl anhand von Luftbildern neu geschätzt. Demnach hatten sich die Teilnehmer:innen der Kundgebung auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern verteilt.
„Unter Zugrundelegung eines Erfahrungswertes von drei Personen je Quadratmeter ergibt sich rechnerisch eine Größenordnung von 180.000 Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmern“, heißt es in einem Schreiben der Behörde an den SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Kazim Abaci, einem der Organisatoren der Kundgebung.
Die Polizei hatte am Tag der Anti-rechts-Demo nur eine Teilnehmer:innenzahl von 50.000 genannt. Abaci hatte bei der Kundgebung zunächst von 130.000 Demonstranten gesprochen; später hatten die Veranstalter die Zahl angesichts der Polizeiangaben auf 80.000 Teilnehmer herunter korrigiert. Die Veranstaltung war wegen des großen Andrangs schon kurz nach Beginn wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen worden.
Die Innenbehörde verwies darauf, dass die von Abaci erbetene Nachprüfung nur ausnahmsweise und „aufgrund des besonderen Charakters, der besonderen Größenordnung und des öffentlichen Interesses an der Teilnehmendenzahl“ durchgeführt worden sei. „Eine nachträgliche Berechnung, wie oben dargestellt – anhand von Flächengrößen – ist polizeilich im Normalfall nicht vorgesehen.“
Wie auch in anderen Städten war die Hamburger Demonstration nach Bekanntwerden einer Recherche des Medienhauses Correctiv zu einem geheimen Treffen extremer Rechter mit Politiker:innen aus den Reihen der AfD und der CDU in Potsdam organisiert worden. Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der „Remigration“ gesprochen.
Wenn Rechtsextremist:innen den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. Gegen die Deportationsfantasien von rechtsaußen sind mittlerweile bundesweit mehr als 3 Millionen Menschen auf die Straße gegangen. Auch für dieses Wochenende sind wieder zahlreiche Protestveranstaltungen geplant.
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