Neue Corona-Zahlen des RKI: Nächstes Zwischenziel erreicht
Der R-Wert, also die Zahl derjenigen, die jeder Infizierte im Schnitt ansteckt, sinkt erstmals deutlich unter eins. Die Todeszahl steigt aber stärker.
Dieser Wert lag zu Beginn der Corona-Ausbreitung in Deutschland noch bei 3 bis 5, was schnellem, exponentiellem Wachstum entspricht. Zuletzt betrug er nur noch etwa 1, was bedeutet, dass die Zahl der Infizierten konstant bleibt. Merkel hatte deutlich gemacht, dass eine kleine Veränderung dieses Werts große Auswirkungen habe: Liege er bei 1,1, sei das Gesundheitssystem im Oktober überlastet, bei 1,3 dagegen schon im Juni. Ziel müsse sein, ihn dauerhaft unter 1 zu senken, weil nur dann die Zahl der jeweils Infizierten sinkt.
Dieses Ziel scheint nun schneller in Erfüllung zu gehen als gedacht: Am Donnerstag meldete das staatliche Robert-Koch-Insitut (RKI) erstmals einen R-Wert von 0,7. In diesen Wert sind die Neuinfektionen bis zum 12. April eingeflossen. Für neuere Werte wäre die Ungenauigkeit laut RKI zu groß.
Es ist allerdings gut möglich, dass sich der positive Trend weiter fortsetzt. Denn in der Woche vor Ostern lag die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen im Schnitt noch bei über 4.000 pro Tag. In den letzten sieben Tagen sank dieser Wert erstmals wieder auf unter 3.000, was ein gutes Zeichen ist – auch wenn die jüngsten Zahlen durch die Ostertage leicht verfälscht sein könnten. Durch die Feiertage dürfte die Zahl der durchgeführten Tests geringer und die Verzögerung bei der Weitergabe der Ergebnise größer sein.
Spahn: Gegenmaßnahmen wirken
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht die Entwicklung als Bestätigung für die Gegenmaßnahmen der Regierung. „Der Ausbruch ist – Stand heute – wieder beherrschbar“, sagte er am Freitag. Auch RKI-Präsident Lothar Wieler sprach von einem „wirklich guten Zwischenergebnis“. Eine Überlastung der Krankenhäuser sei beim aktuellen Trend nicht zu erwarten. Um die angestrebte Rückverfolgung der Kontakte jedes neuen Falls zu gewährleisten, sei die Zahl der täglichen Neuinfektionen aber noch immer deutlich zu hoch, sagte Wieler.
Keine Trendwende gab es dagegen bisher bei der Zahl der Corona-Toten. In der letzten Woche wurden im Zusammenhang mit der Krankheit im Schnitt täglich mehr als 200 Verstorbene gemeldet – mit weiterhin wachsender Tendenz. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass zwischen Infektion und Tod mehrere Wochen vergehen; bei den Todeszahlen dürften die Gegenmaßnahmen sich also erst später bemerkbar machen. Zudem ist die Zahl der Toten laut RKI auch dadurch stärker gestiegen, dass es mehr Infektionen in Altenheimen gab.
Eher besorgniserregend ist auch die zunehmende Infektion von medizinischem Personal. In der vergangenen Woche betrafen die übermittelten Fälle zu mindestens 6 Prozent Menschen, die in Kliniken oder Praxen arbeiten; drei Wochen zuvor waren es nur 3 Prozent.
Bei der Versorgung von Kliniken und Praxen mit Schutzmasken ist nach Angaben von Spahn mit einer Entspannung der zuletzt schwierigen Lage zu rechnen. In dieser Woche habe das Gesundheitsministerium 80 Millionen Masken aus dem Ausland beschafft, die derzeit verteilt werden; darunter waren 20 Millionen sogenannte FFP2-Masken, die die Träger gut gegen Viren schützen. Zudem wurden Aufträge für die Maskenproduktion in Deutschland erteilt, berichtete Spahn. Ab Mitte August sollen pro Woche 10 Millionen FFP2-Masken und 40 Millionen einfache OP-Masken hergestellt werden.
Diese Masken sind aber nur für medizinisches Personal gedacht. Für die allgemeine Bevölkerung, der Bund und Länder am Mittwoch „dringend“ geraten haben, Stoffmasken zu tragen, gab es am Freitag keine Zahlen zum Stand des Angebots. „Das ist nichts, was der Bund zentral beschafft“, sagte Spahn. Die Textilindustrie arbeite aber an entsprechenden Produkten.
Ebenfalls noch keinen Fortschritt gibt es bei der angekündigten starken Ausweitung der Corona-Tests. Die Test-Kapazität liegt nach Angaben von Spahn inzwischen zwar bei über 700.000 pro Woche. Tatsächlich durchgeführt wurden in den letzten Wochen aber nur etwa halb so viele. Ein Grund könnte ein Mangel an Reagenzien und Personal sein. Zuletzt waren etwa 8 Prozent der Tests positiv; in der Woche zuvor waren es noch 9 Prozent.
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