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Neue Chanel-WerbungDie arme Coco

Blöde Chanel? Der Name des neuen französischen Männerduftes funktioniert in der deutschen Übersetzung nicht ganz so gut.

Der Typ hat zu kämpfen. Screenshot: taz

Der Typ, der den neuen Chanel-Duft bewirbt, hat zu kämpfen. Flackernde Scheinwerfer in blau-schwarzem Licht. Ein Büroraum, in einer Tischplatte spiegelt sich die Visage eines blonden Vamps. Und die einer Brünetten. Der Mann blickt herunter. Herablassend? Überlegen? Cool? Wer weiß das schon. Es ist eh nur eine Illusion, ein Filmset, plötzlich ragen Mikros ins Bild. Die Blonde liegt auf einem Schreibtisch, die Brünette gehört zum Team.

Unser Mann, smarter Typ, so um die 30, Ein-Tage-Bart, perfekter Anzug, hechtet weiter. Draußen bestürmen ihn die Fans, eine Schwarzhaarige springt ihm auf die Windschutzscheibe des Cabrios. „There must be some way out of here“, singt Jimi Hendrix im Hintergrund und lässt seine Gitarre jaulen. Das Cabrio rast durch eine nächtliche Stadt, der Anzugträger rennt durch einen Flur und steht plötzlich an einem Strand. „There is too much confusion“, singt Hendrix. Äh...ja!

Aber dann erklärt endlich eine markante Stimme aus dem Off, worum es in diesem Spot eigentlich geht. Gehen soll: „Werde derjenige, der du bist“. Kurze Pause. „Blöde Chanel“.

Hm... Wie ist das jetzt gemeint? Irgendwas mit Transgender? Soll der Macker seine weibliche Seite betonen? Aber hätten die Werber dann nicht auf das irgendwie negativ klingende Attribut „blöde“ verzichtet?

Oder handelt es sich um progressive Werbung mit eingebauter Kosumkritik? Aber seit wann sind die beim Konzern so kritisch? Und was kann die arme Coco dafür?

Man muss den Abspann lesen, um zu verstehen, das hier von „Bleu de Chanel“ die Rede ist, dem neue Eau de Parfum der très francaise Modemarke, das beworben werden soll.

Nebenwirkungen bei der Transliteration von Marken in andere Sprachen hat es schon öfter gegeben. Da gab es mal den Pajero von Mitsubishi. Der japanische Autoname klang für Spanier eher nach „Wichser“. Oder den Waschpulverklassiker Persil, der in Frankreich als LeChat verkauft wird, weil er sonst mit der Petersilie in der Suppe verwechselt würde. Aber „blöde Chanel“? Das kauft wohl nicht mal die Schantall ihrem Massell.

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14 Kommentare

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  • Viel schlimmer ist die Hendrix-Vergewaltigung.

  • Auch nicht schlecht ist der Produktname "Vigantoletten".

  • Als ich die Werbung im Fernsehen sah, dachte ich auch: "Das kann doch nicht wahr sein."

  • Den Gag hat Heinz Erhardt schon vor 50 Jahren vorweggenommen: In irgendeinem Film oder Sketch kommentiert er das Parfum seines weiblichen Gegenübers in der Szene bewundernd mit "Ah, Bleu de Gance!"

     

    Aber zugegeben: unfreiwillig kommt's fast noch besser.

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    Es gibt ja auch ein Eau de Toilette (hihi, Klowasser!), das "Diesel" heißt...

    • @889 (Profil gelöscht):

      Ich denke, gewisse Männer würden sich auch mit nach Diesel stinkendem Klowasser waschen, wenn die Werbung ihnen nur oft genug erzählen tät, dass das männlich wirkt auf langhaarige, langbeinige, kurzhirnige Frauen.

       

      Massell brauchen sie dazu allerdings nicht unbedingt zu heißen, die Knaben. Im Gegenteil. Die Zielgruppe der "armen Coco" verdient eher überdurchschnittlich. Und zwar unter anderem deswegen, weil mensch immer noch seinen/ihren tatsächlichen Namen angeben muss in Bewerbungsunterlagen. Wenn also Chanel von dem leben müsste, was Schantalls durchschnittlich kriegen für 8 Stunden pro Tag, hätten die gar nicht genügend Kohle für ihre saudumme Werbung. Immerhin darf die taz sich ja rühmen, dass sie in der Beziehung gleichauf ist mit Paris...

  • Lustig.

    Da fällt mir noch "Come in and find out" ein, was von vielen als "Reinkommen und wieder rausfinden" übersetzt wurde.

    • @Karlheinz:

      Nee, der Satz ergab sogar Sinn. Anders als "For you, vor Ort", was sich nur reimte, aber sprachlich einfach Grütze war/ist, schon alleine, weil mehrere Sprachen zusammengewürfelt wurden.

    • @Karlheinz:

      das müssen aber Menschen mit ohne Englischkenntnisse gewesen sein, wo steckt denn das entsprechende wort für wieder?

       

      Und rausfinden hat auch im deutschen die bedeutung etwas herausfinden und nicht nur hinausfinden.

      • @Kleopatros:

        War aber tatsächlich so, dass das von vielen falsch interpretiert wurde. Douglas hat den Slogan dann auch schnell wieder raus genommen.

      • @Kleopatros:

        Ach...? :D Wußte der obige User, wie man sieht.

        • @ioannis:

          Ähm nein...sieht man nicht. Da steht rausfinden und ich verweise lediglich darauf, dass es im Deutschen zwei Bedeutungen für rausfinden gibt.

           

          So das der deutsche Satz immer noch nicht zweifelsfrei falsch ist... denn rausfinden hat eben auch die Bedeutung etwas herausfinden und selbst wenn man das flasche wieder drin lässt, ist die Bedeutung immer noch ambivalent.

  • LANGWEILIG!