Neubau und Mieten in Berlin: Rumholzen auf dem Mietendeckel
Baukosten explodieren, Mieten sind stabil: Für den Verband Berlin Brandenburger Wohnungsunternehmen BBU sind beides schlechte Nachrichten.
„Die hohen Baukosten wirken sich auch auf die Neubaumieten aus“, sagte BBU-Vorständin Maren Kern bei der Präsentation. So seien die Kostenmieten von 9,62 Euro pro Quadratmeter kalt im Jahr 2015 auf 13,01 Euro 2021 gestiegen. „Darin ist der Grundstückspreis noch gar nicht enthalten“, betonte Kern.
Für Kern, deren Verband sowohl kommunale Wohnungsbaugesellschaften als auch private Unternehmen wie die Vonovia vertritt, gibt es nur zwei Möglichkeiten für die Bauherren, die Kostenexplosion aufzufangen. „Entweder sie subventionieren quer, oder sie nehmen eine Förderung in Anspruch.“
Also tiefer in die Tasche greifen für die öffentliche Hand, die alleine in Berlin im Jahr 5.000 Sozialwohnungen und 5.000 gemeinwohlorientierte Wohnungen bauen will. Dabei brachte Kern auch eine Senkung der Mehrwertsteuer für Baukosten von derzeit 19 auf sieben Prozent ins Spiel. Das würde allerdings nicht nur sozial orientierte Investoren entlasten, sondern auch diejenigen, die auf den Bau luxuriöser Eigentumswohnungen setzen.
Kein Grün auf Dächern gefordert
Neben dieser Forderung an den Bund richtete sich der BBU auch an den Senat. Laut Kern gebe es neben den Preissteigerungen bei Konstruktionsholz (77,3 Prozent innerhalb eines Jahres), Dachlatten (65,1) und Betonstahl (53,2) auch „politische Faktoren“.
Zu denen zählt der BBU auch Verzögerungen bei der Einrichtung von Baustellen etwa durch Streit um Baumfällungen oder auch Anwohnerproteste. Konkret forderte der BBU, die Bauordnung noch einmal zu überarbeiten. Dabei sprach sich Kern gegen die Pflicht zur Begrünung von Dächern und Fassaden aus.
Gute Nachrichten hatte Maren Kern am Mittwoch nicht zu vermelden. Nicht einmal die Tatsache, dass die Neuvertragsmieten sinken (-3,6) und die Bestandsmieten stagnieren (+0,7), zählt sie dazu. Denn all das seien Nachwehen des im März 2021 vor dem Verfassungsgericht gescheiterten Mietendeckels.
„Viele Unternehmen haben zur Wahrung des sozialen Friedens keine oder nur geringe Anpassungen vorgenommen“, betont Kern. „Das geht an die wirtschaftliche Substanz der Unternehmen.“ Den Einnahmeverlusten in Höhe von 140 Millionen Euro stünden 700 Millionen Euro gegenüber, die nicht in Neubau der energetischen Sanierung investiert worden seien.
Die Kritik am Mietendeckel nannte der Geschäftsführer des Mietervereins, Reiner Wild, „unseriös“. Der Berliner Mieterverein hatte damals begrüßt, „dass große Teile der BBU-Unternehmen keine Schattenmieten vereinbart hatten und somit auch nach Ende des Deckels keine Nachforderungen gestellt werden konnten“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid