Neu-Nominierungen der Oscar-Akademie: Bald nur noch 89 Prozent Weiße
683 Menschen wurden neu eingeladen, über die Vergabe der Oscars mitzubestimmen. Fast die Hälfte sind Frauen und Minderheiten. Die Gesamtquote bleibt niedrig.
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Der Akademie waren mangelnde Sensibilität und Vielfalt vorgeworfen worden, nachdem sie für die diesjährigen Oscars zum zweiten Mal in Folge ausschließlich Schauspieler mit weißer Hautfarbe für die vier Schauspielkategorien nominiert hatte. Dies führte zu Boykottaufrufen und wütenden Kommentaren in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #OscarsSoWhite.
Die Akademie kündigte daraufhin Änderungen beim Verfahren zur Aufnahme neuer Mitglieder an und sagte zu, die Zahl von Frauen und Angehörigen ethnischer Minderheiten in ihren Reihen bis 2020 zu verdoppeln. Zuletzt waren 92 Prozent der mehr als 6.000 Mitglieder weißer Hautfarbe, 75 Prozent waren Männer, das Durchschnittsalter lag bei 63 Jahren.
Sollten alle am Mittwoch nominierten Neumitglieder der Einladung folgen, sänken diese Werte leicht auf 89 und 73 Prozent. Die diesjährigen Eingeladenen sind zwischen 24 und 91 Jahre alt.
Emma Watson und Mary J. Blige sind mit dabei
Ein Akademie-Mitglied ist zehn Jahre lang stimmberechtigt; in dieser Zeit muss es eine Mitwirkung an einer Filmproduktion geben – sonst verfällt das Stimmrecht. Voraussetzung für eine Aufnahme in die Akademie ist, dass ein Neumitglied von zwei bestehenden Mitgliedern vorgeschlagen wird und „außergewöhnliche Verdienste“ um die Filmkunst vorzuweisen hat.
Unter den Eingeladenen befinden sich die indisch-kanadische Regisseurin Deepa Mehta, der belgisch-kurdische Filmemacher Sahim Omar Kalifa und der iranische Regisseur Abbas Kiarostami. Auch Jungschauspieler wie Emma Watson und John Boyega und die Sängerin Mary J. Blige erhielten Einladungen.
Kritiker äußerten in Einzelfällen Zweifel an der Eignung der neuen Mitglieder. Einige der Auserwählten seien „weithin bekannt und fraglos talentiert, aber an Leistungen im Bereich Film scheint es im Gegensatz zu anderen Medien zu mangeln“, hieß es im renommierten Magazin Hollywood Reporter. Ähnliches gelte für die Auswahl sehr junger Mitglieder. Zwar sei „ein wenig Fortschritt besser, als kein Fortschritt“. Aber eine „vielfältigere, jedoch weniger qualifizierte Akademie“ sei keine bessere Akademie.
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