Netzausbau für die Erneuerbaren: Gerechtere Finanzierung geplant
Eine bundesweite Umlage soll Regionen entlasten, in denen der Netzausbau teurer ist. Für manche Verbraucher soll es damit günstiger werden.
Angesichts steigender Netzentgelte wurde das Thema zunehmend brisant. In den vergangenen fünf Jahren sind die Kosten für die Netze im Bundesmittel um 30 Prozent gestiegen. Privathaushalte bezahlen über ihre Stromrechnung nach neuesten Zahlen im Durchschnitt 9,35 Cent je Kilowattstunde alleine für das Netz – das sind rund 30 Prozent der Stromrechnung. Im Zuge des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien werden die Netzentgelte weiter steigen.
Das Problem: Stromkunden, in deren lokalem Netz viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, müssen die dadurch entstehenden Kosten der örtlichen Netzverstärkungen bislang alleine tragen. Entsprechend groß ist in Deutschland die Spanne der Netzentgelte. Der jüngste Monitoringbericht der BNetzA von 2023 berichtet von einerseits rund fünf Cent je Kilowattstunde im günstigsten Netzgebiet und andererseits 32 Cent im teuersten. Im Mittel liegen die Netzentgelte in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern am höchsten, aber auch innerhalb einzelner Bundesländer können sie sich erheblich unterscheiden.
Die regionalen Differenzen sollen nun ein wenig ausgeglichen werden, indem vom kommenden Jahr an ein Teil der Mehrkosten bundesweit umverteilt wird. Die BNetzA hatte die Höhe einer solchen Umlage im vergangenen Dezember bereits auf etwa 0,24 Cent je verbrauchter Kilowattstunde geschätzt, was die Stromrechnung eines Durchschnittshaushalts um gut acht Euro im Jahr erhöhen würde. In den Empfängerregionen könnten die Strompreise dann um bis zu 3,34 Cent je Kilowattstunde sinken.
Energiewende sei „eine Gemeinschaftsaufgabe“
Man schaffe damit „faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben und wirtschaften“, sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Die Energiewende sei „eine Gemeinschaftsaufgabe“, Investitionen in die Netze kämen „allen zugute“. Auch der Branchenverband BDEW nannte es in einer Stellungnahme „richtig, dass die Bundesnetzagentur die bestehende Netzentgeltsystematik überarbeitet hat“.
Im ersten Schritt wird nun ermittelt, ob ein Netzbetreiber durch die erneuerbaren Energien in seinem Gebiet von einer besonderen Kostenbelastung betroffen ist. Das soll sich an einer von der BNetzA definierten Kennzahl festmachen. Diese setzt die ans Netz angeschlossene erneuerbare Erzeugungsleistung ins Verhältnis zum regionalen Stromverbrauch. Ab Mitte Oktober werden Abschätzungen zu den Entlastungen erwartet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt