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Nervenzerrende Tore

■ Führungsetage außer sich / Lemke und Fischer kochten vor Wut

Die Führungsetage des SV Werder Bremen war außer sich. Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer und Manager Willi Lemke kochten nach dem 2:2 (0:0) gegen den VfB Stuttgart vor Wut und hielten mit ihrer Enttäuschung nicht hinter dem Berg. „Der Elfmeter, der zum Stuttgarter Anschlußtreffer führte, war nie und nimmer ein Strafstoß. Diese Entscheidung hat uns um den Sieg gebracht“, schimpften beide über Schiedsrichter Georg Dardenne. Unterstützung bekamen die Bremer von „Kaiser“Franz Beckenbauer als Co-Kommentator von „Premiere“auf der Tribüne: „Dieser Elfer war ein Geschenk.“Werders „Sündenbock“Jens Todt – an beiden Gegentoren beteiligt – überraschte dagegen nach dem Spiel mit der Aussage: „Ich habe Bobic am Trikot gezupft. Leider stand der Unparteiische unmittelbar daneben.“

Der Bayern-Präsident sparte in seiner Analyse aber auch nicht mit Kritik am SV Werder: „Wer mit zwei Toren Vorsprung führt, darf sich gegen zehn Stuttgarter zum Schluß nicht so in die Defensive drücken lassen.“In der Tat, am Verhalten der Bremer in den Schlußminuten lag der Grund für den Verlust von zwei Punkten. „Wir sind nervös geworden und haben praktisch auf den Ausgleichstreffer der Stuttgarter gewartet“, bekannte der eingewechselte Thomas Wolter.

Nach der gelb-roten Karte für VfB-Mittelfeldspieler Murat Yakin (27.) und den Bremer Treffern von Torsten Frings (61.) – sein erstes Bundesligator – sowie Christian Brand (69.) war für 29.200 Zuschauer und Stuttgarts Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder die Partie im Weserstadion gelaufen. Aber Krassimir Balakow (85./89.) wendete das Blatt mit seinem Elfmeter und einem prächtigen Freistoß und sicherte seiner VfB-Mannschaft einen kaum noch erhofften Punkt.

„Meine Mannschaft hat Moral bewiesen. Sie hat gekämpft und sich nie aufgegeben. Ich bin mit dem Remis zufrieden“, analysierte VfB- Trainer Joachim Löw. Er vertrat die Auffassung: „Wenn wir komplett geblieben wären und über weite Strecken so gespielt hätten, wie zum Schluß, dann hätten wir sogar gewonnen.“Die Vorrunden-Bilanz mit 29 Punkten sah der Stuttgarter Coach positiv. Für die Mannschaft begann unmittelbar nach der Partie in Bremen die Vorbereitung auf das DFB- Pokalspiel am Dienstag in Ulm. Löw: „Auf dieses Spiel müssen wir uns voll konzentrieren. Wir wollen im Wettbewerb bleiben.“Beim SV Werder gab Juri Maximow zwei Tage nach seinem Wechsel von Kiew nach Bremen ein kurzes Bundesliga-Debüt. Eine knappe Stunde lang durfte der Ukrainer sein Können beweisen. „Es gab Anpassungsschwierigkeiten, doch die sind normal. Es war jedenfalls richtig, ihn sofort ins kalte Wasser zu werfen. So lernt er die Bundesliga am schnellsten kennen“, urteilte Trainer Sidka über den Einstand des Offensivspielers. Maximow entschuldigte sich für seine Vorstellung: „Ich habe in den vergangenen Tagen wenig geschlafen. Ich brauche noch Zeit, um voll mithalten zu können.“

Hans-Joachim Zwingmann

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