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Neonazis in Hamburg gestört, in Ludwigslust nicht

■ Rechtsextreme weichen nach Demonstrationsverboten in Hamburg und Schwerin ins Mecklenburgische aus und demonstrieren dort ungehindert. Polizei ist völlig überrumpelt

Schwerin (rtr) – Nach dem Verbot zweier rechtsextremer Kundgebungen in Hamburg und Schwerin haben rund 500 Neonazis im mecklenburgischen Ludwigslust unangemeldet demonstriert und sich Rangeleien mit der Polizei geliefert. Die Polizei löste die Versammlung am Samstag nach eigenen Angaben nach einiger Zeit auf und nahm fünf Rechtsextreme vorläufig fest. Die Teilnehmer kamen nach Polizeiangaben aus dem gesamten Bundesgebiet und wollten ursprünglich wohl zu den geplanten Aktionen nach Hamburg und Schwerin.

Die Polizei wurde von der Versammlung in Ludwigslust offenbar überrascht. Sie war auf einen Ansturm der Rechtsradikalen in Schwerin vorbereitet, wo die NPD am Samstag eine Europawahl-Kundgebung angemeldet hatte. Die Stadt untersagte die Veranstaltung aber in letzter Minute, weil sie einen Zulauf von Rechtsextremen aus Hamburg und gewalttätige Auseinandersetzungen fürchtete. In Hamburg wollten Rechte ursprünglich gegen die Wehrmachtsausstellung demonstrieren. In Hamburg waren 3.000 Beamte im Einsatz. Um das Schweriner Verbot durchzusetzen, waren 500 Polizisten sowie der Bundesgrenzschutz im Einsatz. Sie versperrten nach Polizeiangaben 1.500 Rechtsgerichteten den Weg in die Innenstadt.

Eine spontane Gegendemonstration mit rund 1.300 linksgerichteten Teilnehmern wurde in Hamburg jedoch zugelassen. Die Gewerkschaft der Polizei nannte die Genehmigung eine kluge Entscheidung, die einer Eskalation vorgebeugt habe. Sie war aber offenbar auch der knappen Personaldecke der Polizei geschuldet.

Im baden-württembergischen Waiblingen mußte die Polizei in einem Großeinsatz eine NPD-Kundgebung vor Gegendemonstranten abschirmen. 600 Polizisten waren im Einsatz, um rund 100 Teilnehmer einer NPD-Veranstaltung vor etwa 400 Gegendemonstranten zu schützen und Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen zu verhindern. Es gab mehr als ein Dutzend vorläufiger Festnahmen und einige Schlägereien.

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