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Neonazi-Demo in DortmundRechtsextreme werfen Böller

370 Neonazis haben am Samstag in Dortmund demonstriert. 1000 Menschen stellten sich ihnen entgegen. Es gab fünf Verletzte.

Kein Platz für Nazis: Gegendemonstranten in Dortmund. Bild: dpa

DORTMUND dpa | Ein Neonazi-Aufmarsch hat am Samstag in Dortmund für Gegenkundgebungen und einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. Während es bei den Demonstrationen, die von einem Bündnis gegen Rechts organisiert worden waren, friedlich blieb, wurden Polizisten aus den Reihen der Rechtsextremisten und von Mitgliedern der linksautonomen Szene angegriffen. Ein von Rechtsextremisten geworfener Böller verletzte nach Polizeiangaben fünf Personen. Darunter sind ein Beamter und eine Landtagsabgeordnete der Piraten. Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest.

Zum Aufzug der Partei „Die Rechte“ waren nach Angaben der Polizei 370 Teilnehmer nach Dortmund gekommen. In der Partei haben sich nach Erkenntnissen der Polizei zahlreiche Mitglieder des von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) verbotenen Vereins „Nationaler Widerstand Dortmund“ und anderer aufgelöster Neonazi-Kameradschaften zusammengeschlossen.

Die Partei demonstrierte zum wiederholten Male in Dortmund. An den Gegendemonstrationen beteiligten sich den Angaben zufolge bis zu 1000 Menschen.

Die Polizei unterband Versuche von Gegendemonstranten, den Umzug der Rechten durch Sitzblockaden zu stoppen. An einer Absperrung hätten 60 gewaltbereite Linksautonome Polizeibeamte angegriffen, berichtete sie. Trotz des Einsatzes von Pfefferspray sei es einigen von ihnen gelungen, die Absperrung zu überwinden und einen Tunnel zu blockieren. Polizisten trugen die Blockierer einzeln aus dem Tunnel.

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19 Kommentare

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  • Z
    Zony

    Es muss doch möglich sein, gewaltbereite Naziaufmärsche und -paraden von Dumpfbacken bei soviel friedlichen Gegendemonstranten, Sympathisanten und Hunderten von Polizisten in Schach zu halten.

  • N
    Nunzio

    ...sogar in der Wahl der Mittel stehen sich "Linksautonome" und "Neonazis" sehr nahe! Böller werden von beiden gerne auf die Polizei und den politischen Gegner geworfen.

  • Eines muss man ja sagen. Die schöne neue Sprachwelt kommt instinktiv daher.

     

    Die einen sind Neonazis, MENSCHEN stellen sich ihnen entgegen. Die Neonazis sind also die Angreifer, aber keine Menschen. Wieder was gelernt.

     

    Dann sind es auf einmal Rechtsextreme, die anderen dagegen keine Linksextremen, sondern Mitglieder der linksautonomen Szene, so etwas wie Mitglieder eines Karnickelzüchtervereins, Mitglieder halt, aber nicht extrem. Wieder was gelernt.

     

    Und die Polizei stört wieder, weil sie Blockaden, die der guten Sache dienen (Gegendemonstranten), verhindern will, was ihr aber nicht gelang.

     

    Also zusammengefasst: Die Menschlichkeit hat über entmenschte und brutale Aggressoren gesiegt. Harry Potter Band VIII ist das. Und das soll euch einer glauben?

  • "An einer Absperrung hätten 60 gewaltbereite Linksautonome Polizeibeamte angegriffen, berichtete sie. Trotz des Einsatzes von Pfefferspray sei es einigen von ihnen gelungen, die Absperrung zu überwinden und einen Tunnel zu blockieren."

    da war keine Absperrung und es wurden auch keine Polizisten angegriffen, die Polizei hat an dieser Stelle die vorbeilaufenden Antifaschisten attackiert.

    Die Polizei war gewaltbereit nicht die Antifaschisten, es ist zu keinem Angriff eines Antifaschisten auf Polizisten gekommen, nur andersrum!

    Das mit der Absperrung soll wahrscheinlich das absolute Versagen der Polizei kaschieren!

  • :(

    Schade das der Artikel einfach die Polizei-Pressemitteilung eins zu eins übernimmt. Recherche sieht anders aus. Unhinterfragt die von der Polizei gemachte Einstufung als "gewälttätig" zu übernehmen ist schwach. Über Gitter zu klettern und durch Polizeiketten hindurchzuschlüpfen ist keine Gewalt. Die Antwort in Form von Schlagstöcken und Pfefferspray hingegen schon. Bitte noch mehr Hofberichtserstattung, wenn man schon "unabhängigen" Journalismus propagiert :(

  • Muss man eigentlich immer Leute wegtragen, damit Nazis ungestört marschieren können?

  • F
    Fnord

    Bei Böllerwürfen wird i.d.R. pauschal bei allen Beamten in einem bestimmten Umkreis ein Knalltrauma angenommen. Also das was eigentlich jeder kennt der schon mal an Sylvester Knaller geworfen oder auch nur einen Luftballon hat platzen lassen. Entsprechend wird dann auch klar, dass sich das Gehör der Beamten die tatsächlich betroffen gewesen sein sollten spätestens nach ein paar Stunden wieder reguliert hat. In der Polizei-PM ist dann von Verlezten die Rede weil sich harte Maßnahmen eben besser verkaufen lassen wenn die Leser sich abgesprengte Gliedmaße imaginieren. Die gepfefferten Gegendemonstranten müssten zwar nach einer derartigen Bewertung eigentlich allesamt Schwerverlezte sein, sind sie aber nicht weil sie eben auf der falschen Seite stehen.

    Die dpa übernimmt die Meldung dann unhinterfragt aus der Polizei-Propaganda und die taz dann von der dpa.

     

    Das alles soll natürlich kein Argument für die Nazis sein. Gerade die Dortmunder Szene ist da ja bekanntermaßen ein besonders übler Haufen. Aber wenn man sowas liest muss man sich schon fragen ob die größere Gefahr für die Demokratie nicht mitunter von Staat und Behörden selbst ausgeht.

    • @Fnord:

      Auch wenn ich mich jetzt auf dpa-dünnes Eis begebe, es wurde offenbar auch eine Landtagsabgeordnete verletzt.

       

      Die Frage ist, ob das Werfen von Böllern einen Platz in der politischen Auseinandersetzung haben darf. Sylvester ist etwas anderes als eine Demonstration.

       

      Zum Pfefferspray bleibt die Frage nach dem Anlass. Haben die Polizistinnen willkürlich die friedliche Gegendemo attakiert, oder wurde der Störversuch einiger Heißsporne mit Pfefferspray beantwortet. Das kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, ist aber für die Frage nach der Demokratiegefährdung sehr bedeutsam.

      • F
        Fnord
        @Dhimitry:

        Sie haben offenbar den Punkt nicht verstanden: Das Problem ist hier nicht die Frage der "Angemessenheit" der Gewalttätigkeit der einen wie der anderen Seite, sondern der Umstand, dass mit zweierlei Maß gemessen wird.

  • G
    Gat

    Eine wirklich passende Überschrift!

    Das "..an einer Absperrung hätten 60 gewaltbereite Linksautonome Polizeibeamte angegriffen habe" ist ja halb so schlimm.

     

    Peinlich peinlich liebe TAZ

    • @Gat:

      Nur, dass dabei eben offenbar niemand verletzt wurde..

  • S
    Seb

    Der Artikel ist tendenziös und widersprüchlich: "Während es bei den Demonstrationen, die von einem Bündnis gegen Rechts organisiert worden waren, friedlich blieb,..."

     

    "An einer Absperrung hätten 60 gewaltbereite Linksautonome Polizeibeamte angegriffen"

     

    Gilt in den Augen des Autors linke Gewalt gegen Polizisten als friedliche Protest?

    • @Seb:

      Vielleicht ist ja das Bündnis gegen Rechts eine andere Demonstration als die der Autonomen AntiFa... man könnte ja fast ins Denken kommen, wenn man liest, mh?

      • @Micha:

        dortmund nazifrei ist ein bündnis von gewerkschaften und möchte nur symbolische blockaden machen und bezeichnet unterhaken z.b. schon als gewalt

        also bürgerliche symbolprotest, der nichts ausrichtet

        Zu dem "Angriff" es gab ihn einfach nicht, die Polizei war überrumpelt und die Absperrung gab es nicht.

        Die Polizei hat vorbeilaufenden Antifaschisten angegriffen, der ort war nicht von der Polizei blockiert gewesen

    • NN
      No Name
      @Seb:

      Die autonomen Linken waren wohl nicht Teil des Bündnis gegen Rechts (und deren Demo) - somit war die Veranstaltung vom Bündnis friedlich. Kapiert?

       

      Ich schätze der Angriff bedeutet, dass Gitter umgeworfen und/oder die Polizeiketten durchbrochen wurden (für gewöhnlich durch normales Schieben und Drücken). Das ist dann ein Angriff Gewaltbereiter im Polizeijargon.

       

      Einfach mal keine Polizeipropaganda 1:1 übernehmen.

  • B
    bonker

    Schlimm, ganz, ganz schlimm

    mit Böllern werfen, dass geht garnicht.

    • @bonker:

      Fünf Verletzte, das geht gar nicht!

    • IB
      INGE BORG
      @bonker:

      Ich lege in der Regel keinen besonderen Wert auf die deutsche Rechtschreibung, aber in diesem besonderen Fall muss ich wohl eine Ausnahme machen. Denn gerade weil es in diesem Artikel um eine Demonstration geht, sollte besonders den Demonstrativpronomen wenigstens so viel Respekt zukommen, wie ihnen der Duden zugesteht. Dass sie gerade das dass mit doppeltem S schreiben wollten, möchte ich gewiss nicht politische deuten, aber muss sie dennoch darauf hinweisen, dass eines der beiden überflüssig ist.

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @INGE BORG:

        :)