Nazis und Rocker: Gefährliche Freundschaften

Der Verfassungsschutz bestätigt Kontakte von Rechtsextremen zu Mitgliedern von Rockergruppen. Die Szene vermischen sich vor allem in der Nazihochburg Schöneweide.

Gegen Nazis auf die Straße: Demo im Februar 2012. Bild: dpa

Die rechtsextreme Szene in Berlin vermischt sich zunehmend mit kriminellen Rocker-Gruppierungen. Das geht aus einer Antwort von Innensenator Frank Henkel (CDU) auf eine Anfrage der grünen Rechtsextremismusexpertin Clara Herrmann hervor. Henkel bestätigt damit einen taz-Bericht vom 8. Dezember. Rockergruppen sind vor allem in der Türsteherszene, im Rotlichtmilieu, aber auch in einzelnen Kampfsportclubs aktiv. Die Verbindungen zwischen Rockern und Rechtsextremisten kämen, so Henkel, „durch persönliche Kontakte einzelner Personen aus früheren gemeinsamen Zeiten und vereinzelt gemeinschaftlich begangenen Straftaten zustande“. Mitunter reichten diese Verbindungen bis in die Schulzeit zurück.

Dem Verfassungsschutz sind frühere Rechtsextremisten bekannt, die heute aktive Mitglieder von Motorradrockerclubs sind. Einzelne Angehörige von Rockergruppen arbeiten in bei Rechtsextremen beliebten Tattoo-Studios und Gaststätten. Jedoch: „Kenntnisse für eine strategische und operative Zusammenarbeit zwischen Rechtsextremisten und Rockern zum Erreichen politischer Ziele liegen nicht vor“, so Henkel.

Die Szenen vermischen sich laut Verfassungsschutz in der Nazihochburg Schöneweide. Hier ist der Rockerclub Gremium Berlin MC Central beheimatet, in dessen Club Dark7side wie in den berüchtigten Nazikneipen Zum Henker und Zum Eisenbahner Anhänger beide Lager ein und aus gehen.

Nach taz-Informationen steht der Altnazi Lars B., ehemaliger Landesvorsitzender der verbotenen FAP und ehemaliger Frontsänger der White Aryan Rebels, hinter dem Club Dark7side. Die Antifa spricht von weiteren Rechten, die dort arbeiten, sowie von Rechtsrockkonzerten. Von Letzteren hat der Verfassungsschutz laut Henkel keine Kenntnis. Der Verfassungsschutz nennt allerdings einen weiteren gemeinsamen Treff von Rechtsextremisten und Rockern in einem weiteren Stadtteil: den Germanenhof in Hohenschönhausen.

Henkel bezifferte die in den Jahren 2007 bis 2010 von Rockergruppen begangenen politisch motivierten rechten Straftaten auf 40. Die in Berlin dominierenden Rockergruppierungen seien jedoch „grundsätzlich bemüht, Distanz zur rechtsextremistischen Szene zu halten“.

Die Grüne Clara Herrmann sagt: „Fast alle Erkenntnisse des Verfassungsschutzes zur Verschmelzung beider Szenen hatten die Zivilgesellschaft und die Medien vorher. Das spricht für eine wache, gut aufgestellte und vernetzte Zivilgesellschaft in Berlin.“ Das sei auch in anderen Fällen so gewesen. „Die Politiker, Anwälte und Journalisten, die auf Nazi-Hassseiten gelistet sind, wurden schon vor Jahren von der Mobilen Beratung gegen Rechts gewarnt. Die Behörden haben sich erst nach dem Auffliegen der Zwickauer Nazizelle den Warnungen angeschlossen.“ Das unterstreiche die Notwendigkeit, die Mobile Beratung gegen Rechts statt den Verfassungsschutz personell aufzustocken. Die rot-schwarze Regierung plant, den Verfassungsschutz für die Beobachtung des Rechtsextremismus um fünf Stellen aufzustocken.

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