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Nazis in UngarnEx-Skin wird Vizepräsident

Vom prügelnden Nazi-Skinhead in eines der höchsten Ämter des Parlaments? Kein Problem, in Ungarn geht das. Tamas Sneider von der Jobbik-Partei ist aufgestiegen.

Voller Nazis: das ungarische Parlament in Budapest. Bild: dpa

BUDAPEST dpa | Das ungarische Parlament hat einen ehemaligen Skinhead-Schläger zum Vizepräsidenten des neuen Parlaments gewählt.

Für Tamas Sneider, einen Abgeordneten der rechtsextremen Jobbik (Die Besseren), stimmten am Dienstag die Parlamentarier seiner eigenen Partei sowie die der Mehrheitsfraktion des auch künftig regierenden rechtsnationalen Bundes Junger Demokraten (Fidesz) von Ministerpräsident Viktor Orban. Die Abgeordneten der linken Opposition lehnten Sneider ab, die der Öko-Partei LMP enthielten sich der Stimme.

Der Jobbik-Funktionär Sneider war unter der Kampfnamen „Roy“ Anfang der 1990er-Jahre ein für seine Gewalttätigkeit berüchtigter Anführer der Skinhead-Bewegung in seiner nordungarischen Heimatstadt Eger. Zu seinem Präsidenten wählte das Parlament auf der konstituierenden Sitzung am Dienstag den Orban-Vertrauten Laszlo Köver (Fidesz). Er hatte das Amt bereits in den vergangenen vier Jahren inne.

Orbans Fidesz hatte bei der Wahl im April erneut eine Zweidrittelmehrheit errungen. Damit kann die Fraktion wie schon in den vergangenen vier Jahren die Verfassung nach Belieben ändern.

Ungern in Ungarn

Eine Bildergalerie zu Nazis in Ungarn gibt es hier.

Orban soll am kommenden Samstag erneut zum Regierungschef gewählt werden und den Amtseid ablegen. EU-Gremien und Kritiker im In- und Ausland werfen ihm vor, die Demokratie in Ungarn abzubauen.

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5 Kommentare

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  • "EU-Gremien und Kritiker im In- und Ausland werfen ihm (Orban) vor, die Demokratie in Ungarn abzubauen."

     

    Ist das etwa alles an Kritik, die da geäußert wird?

     

    Die Bundesrepublik Deutschland, als dominierender EU-Staat muß endlich die NPD erst einmal hier in Deutschland verbieten! Als unmißverständliches, konsequentes "Signal" bzw. irgendwie "klare Ansage" gegen Neonazis und demokratiefeindliche Rechtsextreme, die sich zunehmend in ganz Europa lautstark, teilweise jetzt sogar regierungsstark ausbreiten. Gegenüber dem europäischen In- und Ausland insofern, daß die Bundesrepublik Deutschland aus der schrecklichsten Vergangenheit gelernt hat gemäß: "Wehret den Anfängen!".

     

    Ich begreife diese Zurückhaltung nicht gegenüber demokratiefeindlichen, sozialstaatsfeindlichen, gewerkschaftsfeindlichen Kräften und Parteien in Europa.

    • @Gerda Fürch :

      Als 1967 in Griechenland eine Obristen-Junta eine Militär-Diktatur übelster Sorte begründeten (bis 1974) , wurde das Land trotzdem nicht aus der EG und Nato expediert . Da ist also noch viel Spielraum für das feine EU-Mitglied Ungarn ...

      • A
        ama.dablam
        @APOKALYPTIKER:

        ...hmm, war etwas schwer damals, Griechenland wurde 1981 EG-Mitglied :-)

  • "jobbik" bedeutet in der Tat "die Besseren", da aber "jobb" auch rechts bedeutet (a jobb kezem=meine rechte Hand), klingt es auch wie "die Rechten". Das war früher sicher gewollt, heute möchte man aber wahrscheinlich diese explizite Assoziation ungern im Namen tragen.

  • A
    ama.dablam

    Wenn er so weiter macht wird er eines Tages noch Dozent in Princeton und Unternehmensberater...