Naturschutz in Niedersachsen: Wer darf die Wölfe zählen?
In Niedersachsen spitzt sich der Streit um den Umgang mit den Raubtieren zu. Den Jägern wird vorgeworfen, keine neutralen Kontrolleure zu sein.
„Jäger als Naturnutzer sind eine vom Wolf direkt betroffene Interessengruppe“, schreibt der Freundeskreis. Sie konkurrierten mit dem Wolf um die „Ressource Wild“ und sähen Wölfe als potenzielle Gefahr für Jagdhunde. Auch sei die Landesjägerschaft im Mai dem „Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement“ beigetreten: „Dieses artenschutzfeindliche Bündnis hat die Wiederausrottung des Wolfes als erklärtes Ziel.“
Belegt wird der Ausrottungsvorwurf nicht. Doch hatte sich die LJN im Frühjahr mit der Unterzeichnung einer „Auricher Erklärung“ auf die Seite der Befürworter einer „Obergrenze“ und von „wolfsfreien Zonen“ gestellt. Jäger-Präsident Helmut Dammann-Tamke hat aus Sicht von Umweltschützern zudem schon früher Neutralität vermissen lassen.
Der Freundeskreis freilebender Wölfe wirft dem Jägerverband zudem vor, der „Umweltkriminalität in den eigenen Reihen nicht zielführend entgegenzutreten“. In den vergangenen Monaten hätten illegale Wolfsabschüsse zugenommen.
Das Umweltministerium in Hannover betont, Aufrufe zu illegalen Handlungen würden „in keiner Weise toleriert“. „Wenn die Landesjägerschaft zu illegalen Straftaten aufrufen oder diese decken würde, wäre die Grenze zur Kooperation überschritten“, sagte eine Ministeriumssprecherin. Belege dafür gebe es aber im Brief des Freundeskreises nicht. Aus Sicht des Umweltministeriums hat sich auch das Monitoring durch die Landesjägerschaft bewährt.
Der Jägerverband selbst sieht in dem offenen Brief „zahlreiche Unwahrheiten, aus dem Zusammenhang gerissene Textpassagen und Verunglimpfungen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich