Naturschutz in Moskau: EU-Firmen beteiligen sich an Rodung
Im Moskauer Vorort Chimki soll ein Wald gerodet werden - auch mit der Hilfe von EU-Firmen. Die russischen Umweltaktivisten wollen dagegen in Straßburg klagen.
MOSKAU taz | Moskaus grüne Oase ist bedroht. In einer gemeinsamen Pressekonferenz warnten Greenpeace Russland, die "Bewegung zum Schutz des Waldes von Chimki" und Russlands bekanntester Umweltschützer, der langjährige Umweltberater von Präsident Jelzin, Alexei Jablokow, vor den Plänen der Waldrodung des Moskauer Vororts Chimki.
Eine geplante Trasse von Moskau nach St. Petersburg soll mitten durch den Wald von Chimki führen, obwohl es, so die Umweltschützer, durchaus umweltverträglichere Trassenführungen gäbe. Chimkis Umweltschützer hatten Anfang März vor dem Obersten Gericht gegen die Regierung geklagt. Deren Entscheidung, im Waldgebiet um Chimki industrielle und verkehrstechnische Nutzung zuzulassen, verstoße gegen russisches Recht, hatten die Ökologen argumentiert. Doch sie waren erfolglos. Und auch zahlreiche Protestaktionen vor dem Transportministerium sind auf taube Ohren gestoßen. Nun bereiten sie eine Klage gegen die Regierung vor dem Straßburger Menschengerichtshof vor.
Besonders zornig sind Chimkis UmweltschützerInnen auf den französischen Konzern Vinci, der mit dem Bau der Trasse betraut werden soll. Nach einer Protestdemonstration vor dem Moskauer Vinci-Büro habe man dem Konzern einen Brief überreichen wollen. Die Vinci-Angestellten, so Jewgenia Tschirikowa von der Bewegung zum Schutz des Waldes von Chimki, hätten sich geweigert, den Brief entgegenzunehmen. Auch in der französischen Botschaft habe niemand mit den Umweltschützern sprechen wollen. "So etwas machen nicht einmal russische Bürokraten mit uns", empört sich Tschirikowa gegenüber der taz.
Über vierzig russische Umweltschutzorganisationen haben sich mit den WaldschützerInnen von Chimki solidarisiert. Doch nun benötige man einen Partner in der westeuropäischen Umweltbewegung, so Tschirikowa. Ihre Kritik richtet sich auch gegen die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE). Bei einem Treffen mit französischen und russischen Geschäftsleuten soll nach Informationen von Greenpeace Russland Russlands Präsident Medwedjew zugesagt haben, die EBWE als Investor für die Umsetzung des umstrittenen Projekts mit ins Boot zu holen. Es könne ja nicht sein, dass Russlands Machthaber mit westlichen Geldern Moskaus grüne Lunge zerstörten. Dort hält man sich bedeckt. Eine Entscheidung, so der Sprecher der Moskauer Vertretung, sei noch nicht getroffen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko