Nahverkehrs-Ausfall: "Das wird ein Nachspiel haben"
Ein Stromausfall legt die Berliner S-Bahn komplett lahm. Auch der Fernverkehr war betroffen. Die Kritik an der Deutschen Bahn wird lauter.
BERLIN taz | Ein Stromausfall im zentralen Stellwerk hat am Donnerstag den S-Bahn-Verkehr in Berlin und im Umland komplett lahmgelegt. Auch der Fern- und Regionalverkehr wurde in Mitleidenschaft gezogen. Etwa eine Stunde ging nichts mehr auf der Schiene, Fahrgäste saßen in Bahnen fest.
Die Folgen waren bis in den Abend hinein zu spüren. Womöglich waren Bauarbeiten Schuld an dem Chaos - warum allerdings Notstromaggregate und andere Sicherungen versagten, war völlig offen. "Wenn der Strom im zentralen Stellwerk gekappt wird, wirkt sich das auf das gesamte System aus", sagte Burkhard Ahlert, Sprecher der S-Bahn-Mutter Deutsche Bahn AG.
Er wollte zunächst lediglich ausschließen, dass ein Anschlag hinter dem Ausfall stand. Dies nämlich hatte vor einem halben Jahr den Verkehr im ganzen Ostteil der Stadt lahmgelegt; Linksautonome hatten eine Kabelbrücke in Brand gesteckt, daraufhin brach die Stromversorgung zusammen. Die Folgen waren tagelang zu spüren.
Mit Blick auf diese Geschehnisse übte der Berliner Staatssekretär für Verkehr, Christian Gaebler (SPD), harsche Kritik am Krisenmanagement. "Die Bahn hätte eigentlich aus den Vorfällen lernen müssen", sagte Gaebler. Es könne nicht sein, dass das gesamte S-Bahn-System Berlins von einem Stellwerk abhängt.
Pressestelle auf Adventsausflug
An den Bahnhöfen spielten sich chaotische Szenen ab. Die stadteigenen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) versuchten so viele Menschen wie möglich per U-Bahn und Bussen zu transportieren. Die S-Bahn schaffte es wie bei vorangegangenen Zusammenbrüchen nicht, die Fahrgäste zeitnah und umfassend zu informieren.
Auf der zentralen Ringbahn waren Anzeigetafeln und Ansagen an genau das Stromsystem gekoppelt, das ausgefallen war. Staatssekretär Gaebler, der vor Ort unterwegs war, zeigte sich erbost. "Das wird ein Nachspiel haben." Derzeit diskutiert der Berliner Senat, wer die S-Bahn nach Auslaufen des aktuellen Vertrags betreiben soll.
Auch für die Politik sei die Bahn den ganzen Vormittag nicht erreichbar gewesen, so Gaebler. Ähnliche Schwierigkeiten hatten zunächst Journalisten: Die Pressestelle der S-Bahn soll fast komplett bei einem Adventsausflug gewesen sein. Mit welchem Verkehrsmittel die Mitarbeiter fuhren, ist nicht bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht