Nachruf auf Isaac Hayes: Raue Glatze aus dem Süden

Zum Tode des Soulmusikers Isaac Hayes, dessen Songs die Klangwelt des Hiphop prägten und der viel für das schwarze Selbstbewusstsein tat.

Sein cooler Groove war die Ursonate des Rap: Isaac Hayes. Bild: ap

Am Sonntagnachmittag ist der afroamerikanische Musiker und Schauspieler Isaac Hayes in seinem Haus in Memphis, Tennessee, wenige Tage vor seinem 66. Geburtstag, gestorben. Isaac Hayes war einer der prägenden Figuren des Southernsoul. Seine raue Baritonstimme und sein akzentuiertes Klavierspiel waren die Antithese zum polierten Popsoul von Motown in Detroit. Es war darum kein Zufall, dass Hayes Songs später prägend für die Klangwelt von Hiphop wurden. Zahlreiche Rapstars, etwa Public Enemy, die Ausschnitte aus dem Isaac-Hayes-Song "Hyperbolicsyllabicsesquedalymistic" sampleten, nahmen die Musik zur Basis.

Allein schon was die Imagepflege angeht tat Isaac Hayes im unruhigen Jahrzehnt der Sechzigerjahre viel für das schwarze Selbstbewusstsein. Als es noch Mode war, die Haare zu glätten, ließ er sich eine Glatze schneiden, die zu seinem Markenzeichen werden sollte. "Die Leute haben mich angestarrt, aber ich mochte es immer, den Windhauch auf der Glatze zu spüren", erzählte Hayes einmal einem Reporter. Er war auch der erste afroamerikanische Musiker, der klobige Goldketten wie Orden vor der Brust trug.

Dabei agierte Hayes am Beginn seiner Karriere eher im Hintergrund. Zunächst arbeitete er ab 1964 als Sessionmusiker für das Label Stax in Memphis. Gelegentlich vertrat er den Organisten Booker T., Bandleader der Stax-Hausband Booker T. and the MGs, bei Konzerten. Zusammen mit seinem Kollegen David Porter schrieb Hayes für das Label zahlreiche Hits, etwa für das Duo Sam & Dave ("Soulman"). In Studiosessions entstanden meist über Nacht maßgeschneiderte Soulsongs, unter anderem für Carla Thomas und Johnny Taylor. "Dass wir einmal legendär sein würden, war uns nie bewusst. Wir wurden per Song bezahlt und erhielten danach Tantiemen. Eigentlich wollten wir eh nur den Mädchen imponieren", erinnerte sich Hayes an die Arbeitsatmosphäre.

Es war sein zweites Soloalbum "Hot Buttered Soul", das ihm auch den Durchbruch als Solokünstler bescherte: Dabei brach "Hot Buttered Soul" 1969 eigentlich mit allen Konventionen. Das Album hatte nur vier Songs, wobei das 18-minütige "By the Time I Get to Phoenix" mit seinen Sprechgesangpassagen und seinem coolen Groove schon wie die Ursonate des Rap klang. Auch Hayes Sound wurde nach der Ermordung von Martin Luther King 1968 düsterer und introspektiver. Dennoch, er lebte mit seinen weißen Musikerkollegen bei Stax und in zahlreichen Coverversionen weißer Künstler von Carpenters bis zu Burt Bacharach immer schon Integration vor.

In den Siebzigerjahren wurde Isaac Hayes vor allem durch Soundtracks zum Superstar: Mit den Songs für "Shaft" oder "Tough Guys" wurde er einem Millionenpublikum bekannt. Als erster schwarzer Komponist erhielt er 1971 einen Oscar und führte die Songs von "Shaft" bei der Oscarverleihung live auf. Dennoch musste Isaac Hayes Mitte der Siebzigerjahre Bankrott anmelden, weil er mit der Gründung eines eigenen Labels kein Glück hatte. Von 1975 bis 86 veröffentlichte Hayes überhaupt keine neuen Songs. Stattdessen verschaffte ihm die Schauspielerei ein zweites Standbein. Erst trat er in der Serie "Detektiv Rockford" an der Seite von James Garner in einer Nebenrolle auf. Dann spielte er 1981 in John Carpenters Film "Escape from New York", Rollen in 60 weiteren Filmen sollten folgen. Ab 1997 lieh Isaac Hayes schließlich in der Comic-Serie "Southpark" der Figur des Cafeteria-Kochs "Chef" seine Stimme und verarschte sich und sein Macho-Image immer wieder selbst. Erst 2006 trat der praktizierende Scientologe aus Protest gegen antireligiöse Gags in der Comicserie zurück. In Erinnerung wird man Hayes aber wegen seiner Musik behalten, wegen seines selbstbewussten Auftretens und seiner polierten Glatze. JULIAN WEBER

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.