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Nachruf auf Gitarrist Eddie Van HalenTriumphzug durch alle Tonleitern

Gitarrenlegende Eddie Van Halens orgiastisches Solieren war Alleinstellungsmerkmal der US-Band Van Halen. Nun ist er gestorben.

David Lee Roth und Eddie Van Halen (vorne) 2015 in Wantagh, New York Foto: dpa

Optisch bleibt die US-Band Van Halen in Form der hautengen Spandex-Hosen von Sänger David Lee Roth leuchtend in Erinnerung. Akustisch prägend sind die Laubsägearbeiten von Gitarrist und Keyboarder Eddie Van Halen, der das Quartett zusammen mit seinem drummenden Bruder Alex in Pasadena im Großraum Los Angeles gründete.

Van Halen läutete im Hard-und-Heavy-Sektor mit ihrem Debütalbum (1977) eine Phase ein, in der es weniger um den Einfluss von Blues und Böser-Mann-Getue ging, wie weiland noch bei den Druiden Led Zeppelin, sondern mehr um eine Fortführung des phallusgesteuerten Boogie à la Aerosmith, den Van Halen in kalifornischer Rokoko-Manier weiter Richtung Metal transformierte. Eddie Van Halen hatte auch schnörkellose Rockriffs parat, aber sein orgiastisches Solieren war Alleinstellungsmerkmal der Band; ein jaulender und heulender Triumphzug durch alle Tonleitern, zu dem der passionierte Sportkletterer David Lee Roth oben auf den Boxentürmen bei Konzerten noch outrierter umherturnen konnte, während unten auf der Bühne Eddie Van Halen als Kavallerie eine Pirouette nach der anderen losritt.

Aufgewachsen waren die Van Halens als Söhne eines Jazzmusikers in Nijmegen. „Die Namensgeber sind, die Vermutung liegt nahe, niederländischer Herkunft“, kombinierte der Autor auf dem Waschzettel des Debüts. Als Jugendliche wanderten die Van Halens mit der Familie in die USA aus. Ursprünglich sollte ihre Band Mammoth heißen, Kiss-Sänger Gene Simmons finanzierte das erste Demo.

1974 begannen Van Halen die Ochsentour als Barband, die gängige Hits zur Getränkeverkaufsankurbelung am Tresen coverte, bis sie 1976 als Opening-Act von Superstars wie Santana auf die große Umlaufbahn durch US-Stadien geschickt wurden. Am Gipfel ihres Erfolgs spielten Van Halen 1983 bei einem Festival vor 300.000 Zuschauern.

Komplexe Phrasierungstricks

An Selbstbewusstsein mangelte es darob nie. „Crash! Boom! Bang! Van Halen heißt, high am Leben werden und einen draufmachen. Wir treiben die bösen Geister mit voller Lautstärke aus“, verlautbarte David Lee Roth. Und Eddie Van Halen: „Ich mache alles genau so, wie ich es will. Wer ist der Gitarrengott, der bestimmen kann, du musst die Gitarre so rum oder so rum halten?“

Eddie Van Halens Spezialität war das Spielen mit beiden Händen am Gitarrenhals. Zudem vollführte er bei extremen Tempi effekthascherische Vollbremsungen, ließ durch komplexe Phrasierungstricks Melodien zerschellen, nur um im nächsten Moment durch niedertourige Heul- und Splittereffekte anderswo im Lied anzuknüpfen. „Eruption“, das von einem Drumbreak seines Bruders eingeleitete Gitarrensolo auf dem Debütalbum wurde zur ersten von unzähligen Hymnen der Band.

In den Achtzigern nahmen Van Halen dann die theatralische „Hair Metal“-Phase von Hardrock mit Chartshits vorweg. Songs wie „Jump“ (1984) und „Why can’t this be Love“ (1986) schafften es, Hardrock mit Bubblegum-Pop zu verschalten, so dass die Musik auch als Warteschleifenmusik in Zahnarztpraxen funktionierte. Nach dem Ausstieg von Roth wurde Sänger und Gitarrist Sammy Hagar als Verstärkung verpflichtet. Dessen Rhythmusgitarre brachte Eddie Van Halen seltsamerweise nicht zu mehr solistischer Raffinesse. Van Halen verkauften auch so zig Millionen Alben, allein durch „Greatest-Hits“ und gelegentliche Reunionkonzerte hatten sie ein Auskommen.

Am Dienstag, dem 6. Oktober, ist Eddie Van Halen 65-jährig einer Krebserkrankung erlegen.

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4 Kommentare

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  • Böser-Mann-Getue war bei Led Zeppelin nicht. Brauchten die nicht.

    Ansonsten einfühlsam beschrieben.

    Danke für den Fisch, Eddie.

  • 0G
    02881 (Profil gelöscht)

    Sehr schön, Kompliment!!! Ich gehe ja meist nicht so mit Ihren Beiträgen (...) d'accord. Diesen Text habe ich aber wirklich mit Genuß gelesen und vielleicht liegt da Ihre wahre Leidenschaft? Ich würde mir daher wünschen dass Sie für die Taz einfach viel mehr über die Untiefen der Popmusik wie Bubblegum, Hair Metal/Pudel Rock, Virtuousen Metal, Fahrstuhl- und Bibliothekenmusik oder Greatest Hits Sampler schreiben! Meinetwegen auch über Disco. Wär bestimmt toll!!

    Beitrag wurde bearbeitet.



    Die Moderation

  • Passender Beitrag!



    Gut geschrieben.



    Der Picker...weiland noch bei den Druiden Led Zeppelin, sondern mehr um eine Fortführung des phallusgesteuerten Boogie à la Aerosmith...



    Da kommt man durch den Nachmittag.



    Schreiben lassen..vollführte er bei extremen Tempi effekthascherische Vollbremsungen, ließ durch komplexe Phrasierungstricks Melodien zerschellen, nur um im nächsten Moment durch niedertourige Heul- und Splittereffekte anderswo im Lied anzuknüpfen...



    Wat soll ick sagen- Kulturredakteur! Supi!



    Könnte das an eben geschriebenes anknüpfen:



    Right Now



    www.youtube.com/watch?v=U5Pzd8V6gxM

    Gute Reise Eddie Van Halen