Nachrichten in der Coronakrise: Österreich lockert Lockdown
Der dreiwöchige Lockdown für Geimpfte in Österreich wird beendet. Bundesfamilienministerin begrüßt Impfstart für Kinder am Montag. Und Neues von Kimmich.
Österreich lockert Lockdown für Geimpfte
Österreich hat die Corona-Lockdown-Beschränkungen für Geimpfte und Genesene in den meisten Teilen des Landes beendet. Das Land hatte die strikten Regeln vor drei Wochen eingeführt, um einer steigenden Zahl von Corona-Infektionen Herr zu werden. Die Regeln, die sich in den Regionen des Landes unterscheiden, ermöglichen es weitgehend, dass Theater, Museen und andere Kultur- und Unterhaltungsstätten am Sonntag wieder öffnen. Geschäfte sollten am Montag nachfolgen.
In einigen Regionen wurden Restaurants und Hotels am Sonntag wieder eröffnet, in anderen Regionen sollte der Schritt später in diesem Monat folgen. Landesweit gilt jedoch eine Sperrstunde für Restaurants um 23 Uhr. Masken müssen weiterhin im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und an öffentlichen Orten getragen werden.
Angesichts der massiven vierten Coronawelle und der hohen Belastung der Kliniken mit Covid-Patienten hatte die österreichische Bundesregierung am 22. November die Notbremse gezogen. Seitdem ist die Inzidenz von über 1.500 um drei Viertel auf rund 370 Fälle unter 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche gefallen. Die Lage in den Kliniken hat sich leicht entspannt. Die Impfdynamik hat trotz aller Drohungen und Appelle seit einer Woche wieder deutlich an Schwung eingebüßt. Die Impfquote liegt bei rund 68,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. (ap/dpa/taz)
SPD-Politiker:innen warnen vor Radikalisierung
Mit Blick auf die Demonstrationen vom Wochenende gegen Impf-Pflicht und Coronamaßnahmen mit Tausenden Teilnehmern haben Regierungspolitiker zum Zusammenhalt der Gesellschaft aufgerufen. Zugleich kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Null-Toleranz-Politik gegen aggressive Demonstranten an: „Drohungen müssen wir mit aller Schärfe entgegentreten“, sagte der Regierungschef der Bild am Sonntag. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warnte vor einer zunehmenden Radikalisierung von Corona-Maßnahmen-Gegnern.
„Die Gewaltbereitschaft nimmt zu“, erklärte Faeser am Sonntag auf Twitter: „Viele #Querdenker werden radikaler. Bedrohungen und Einschüchterungen sind völlig inakzeptabel! Wir müssen die Anstrengungen für gesellschaftlichen #Zusammenhalt verstärken und die Spaltungsversuche der antidemokratischen Kräfte überwinden.“ Bedrohungen gegen staatliche Repräsentanten wie etwa den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) und seine Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) seien völlig inakzeptabel, sagte Faeser den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. (epd)
Spiegel will großflächige Impfung für Kinder
Bundesfamilienministerin Anne Spiegel hat dazu aufgerufen, großflächig Impfungen gegen Corona für fünf- bis elfjährige Kinder anzubieten. Überall im Land seien kindgerechte Impfangebote erforderlich, „in Kinderarztpraxen, Impfzentren und mit mobilen Impfteams“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
An diesem Montag startet offiziell die Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Für viele Familien sei das eine große Erleichterung, so Spiegel. „Es ist ganz wichtig, dass sich Familien gut informieren und beraten lassen können und dann hoffentlich zu dem Schluss kommen, ihre Kinder impfen zu lassen.“ (dpa)
Fußballer Kimmich will sich doch impfen lassen
Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich will sich nach emotionalen Debatten und einer Corona-Infektion nun doch impfen lassen. Der 26-Jährige bedauert inzwischen, sich nicht früher zu dem Piks entschlossen zu haben. „Generell war es für mich einfach schwierig, mit meinen Ängsten und Bedenken umzugehen, deshalb war ich auch so lange unentschlossen“, sagte der Mittelfeldchef des FC Bayern in einem am Sonntag veröffentlichten ZDF-Interview. Ein „Ja“ von Kimmich und seine Impfwende könnten auch eine öffentliche Signalwirkung in der Impffrage zur Folge haben. (dpa)
Inzidenz sinkt in Deutschland auf 391
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zum Vortag erneut gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 390,9 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 402,9 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 439,2 (Vormonat: 263,7). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 32.646 Coronaneuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.05 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 42.055 Ansteckungen.
Der 7-Tage-Mittelwert sinkt damit auf 50.284. Er liegt nun schon 13,5 Prozent unter dem Höchstwert, der am 28. November registriert wurde.
Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass Experten derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen. Gesundheitsämter und Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen Regionen nicht mehr hinterher.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 132 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 94 Todesfälle. 7-Tage-Mittelwert stiegt damit auf 371,1. Das sind 20,6 Prozent mehr als vor einer Woche und es ist der höchste Stand seit 23. Februar.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6.509.863 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Coronapatienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 5,71 (Donnerstag 5,75) an. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Sonntag mit 5.395.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 105.638. (dpa)
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