Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen: Schweigen ist Gold
Transparency Deutschland analysiert Berichte großer Unternehmen. Die Firmen legen selten Rechenschaft über Korruption und Lobbying ab.
Die Berichte aus dem Jahr 2016 wurden entlang der weltweit verbreiteten Global Reporting Initiative (GRI) erstellt. Das Berichtsprogramm dieses Standards wurde jüngst erweitert. Es umfasst nun unter anderem Angaben zu Instrumenten der Korruptionsprävention und -bekämpfung, etwa Verfahren für Hinweisgeber*innen.
Hier setzt die Kritik von Transparency an: Obwohl Korruptionsbekämpfung von fast allen Unternehmen als wichtig eingestuft worden sei, fiel die Berichterstattung in diesem Bereich durch zahlreiche Lücken auf. Insbesondere die neuen Anforderungen, etwa Angaben zu Risiken oder Antikorruptionsmaßnahmen, blieben unerfüllt.
Diese Auslassungen würden nur selten angekündigt und begründet, was gegen die GRI-Regel „Report or Explain“ verstieße. Schlecht abgeschnitten hätten hier vor allem HeidelbergCement und der Softwarehersteller SAP. Die Frage, welche Unternehmen selbst Korruption ausübten oder davon betroffen waren, behandelt die Studie jedoch nicht.
Neues Gesetz für Unternehmensberichte
Manfred zur Nieden, Autor der Studie, kritisiert die mangelhafte Überprüfung der Nachhaltigkeitsberichte. Die Unternehmen beauftragten hierfür zwar Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, doch diese griffen sich häufig nur einzelne Aspekte heraus. „Die Aussage, dass ein Bericht extern geprüft wurde, ist weitgehend wertlos“, sagt zur Nieden.
Aus diesem Grund fordert er gesetzliche Regelungen für die Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten. Nur das könne eine Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen schaffen und für die tatsächliche Einhaltung der GRI-Standards sorgen.
Im März verabschiedete der Bundestag ein Gesetz zur „nichtfinanziellen Berichterstattung“, das große Unternehmen zu Auskünften über ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen verpflichtet. Die Opposition kritisiert, dass nur Risiken genannt werden müssen, die Unternehmen selbst beträfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation