■ Nachgefragt: Klimpermann – Wurst für die Welt
Seit über dreizig Jahren sammeln die fünf Bremer Freikirchlichen Gemeinden zum Freimarkt für „Brot für die Welt“. Wolfgang Soppa (53) von der Kreuzgemeinde organisiert die Sammelaktion, die sich jedes Jahr für ein Projekt in der Dritten Welt stark macht. Dieses Jahr soll das Geld nach Indien gehen, um Kindern, die durch Teppichknüpfen Geld verdienen müssen, eine Schulausbildung zu ermöglichen.
taz: Herr Soppa, wie kam Ihre Gemeinde auf Idee, während des Freimarktes für Brot für die Welt zu sammeln?
Wolfgang Soppa: 1967 befand sich auch unsere Gemeindejugend im politischen Aufbruch. Die gingen nicht auf die Straße, sondern auf den Freimarkt. Damals sammelten sie für „Reis für Indien“. Es sind knapp 9.000 Mark zusammengekommen.
Wieviel haben Sie im letzten Jahr zusammenbekommen?
26.094,20 Mark für ein Gesundheitsvorsorgeprojekt in Tanzania. Ich hoffe, wir können uns dieses Jahr wieder steigern.
Welches Projekt wird dieses Jahr unterstützt?
Zum ersten Mal arbeiten wir mit einem „Eine-Welt-Projekt“zusammen. Mit unserem Geld soll Kindern, die in Indien Teppiche knüpfen müssen, eine Schulausbildung ermöglicht werden. Außerdem sollen die soziale Bedingungen in Indien so verbessert werden, daß Kinder erst gar nicht arbeiten müssen.
Ein großes Ziel.
Inder selbst kontrollieren Betriebe, die sich verpflichten, keine Kinder arbeiten zu lassen. Dafür erhalten die Firmen ein Markenzeichen (das „Rugmark“-Teppichsiegel, darauf eine Art lachender Drachen / d.R.). Deutschland ist einer größten Importeure für Teppiche aus Indien. Wir und die Gruppen, mit denen wir zusammenarbeiten, versuchen, auf die Importeure Einfluß zu nehmen, keine Teppiche aus Kinderarbeit zu importieren. Solche Waren sollten boykottiert werden.
Wie reagieren die Leute hier auf Ihre Klimperbüchsen?
Der Spruch ist immer der gleiche: „Brot für die Welt, die Wurst bleibt in Bremen.“Auf der anderen Seite sind die Spenden immer gestiegen. Und zwar nur durch Kleingeld. Die Großspenden bleiben immer gleich. Doch die Leute sollen nicht nur spenden, sie sollen auch wissen, wofür. Darum verteilen wir Infoblätter.
Was ist denn für Sie eine Großspende?
Da liegen schon mal Hunderter in der Büchse. Die größte Einzelspende dieses Jahr waren bislang hundertfünfzig Mark.
Hat ihre Gemeinde Anteil an der Aktion?
Selbstverständlich. Wir stellen das Projekt in der Gemeinde vor und diskutieren darüber. Direkt beim Sammeln beteiligt sind allein aus der Kreuzgemeinde fast hundert Leute. Bis teilweise um ein Uhr nachts sammeln wir. An Wochenenden und nachts, wenn die Leute aus dem Bayernzelt kommen, gibt es am meisten.
Amüsieren Sie sich auch selbst auf dem Freimarkt?
Ich geh mal so rüber, mehr eigentlich nicht.
Int.: Thomas Schumacher
Foto: Kay Michalak
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