Nachgefragt: Nichts aufdeubeln
■ Arbeitszeitmodelle: Präsenz entlastet
Die Bildungsbehörde veranstaltet am Wochenende einen Kongreß über neue Arbeitszeiten für Lehrer. Im vergangenen Jahr hatte es Streit um eine neue Zeit-Organisation der Arbeit an den Schulen gegeben, als die Behörde den PädagogInnen neue Arbeitszeiten aufdrücken wollte. Dazu fragten wir André Schulz, einen der Vordenker im Stab von Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD).
taz: Wann wird die Behörde einen neuen Anlauf machen, neue Arbeitszeitmodelle an Bremer Schulen einzurichten?
André Schulz: Es geht uns nicht darum, von oben herab etwas aufzudeubeln. Wir sind noch dabei, Erfahrungen mit der Umsetzung dieser Arbeitszeitmodelle an den wenigen Schulen zu machen.
Was sagen denn die sieben Bremer Schulen, die neue Arbeitszeiten erproben?
KollegInnen berichten, daß sie zwar mehr Präsenzzeit in den Schulen haben, daß dieses Mehr aber auch zu einer Entlastung führt. Es gibt mehr Möglichkeiten der Kooperation zwischen den Lehrern. In der Schulorganisation ist es sehr viel einfacher und schneller möglich, Absprachen zu treffen, die spätere Komplikationen verhindern. Und auch inhaltlich, was den pädagogischen Alltag betrifft, kann man sich besser absprechen, Arbeit untereinander aufteilen und von der Arbeit anderer profitieren. Es muß ja nicht jeder Lehrer seine eigene Unterrichtslektion zur neuen Rechtschreibung ausarbeiten.
Wird eine neue Arbeitszeitorganisation irgendwann von Ihnen als obligatorisch vorausgesetzt werden?
Sicher nicht mit einem Modell. Sondern es wird Rahmenvorschriften geben. Innerhalb dieses Rahmens können die Schulen dann neue Modelle entwickeln.
Gibt es noch die Verweigerungshaltung an den Schulen?
Es gibt sicher große Skepsis. Aber das Interesse ist da, sich mit diesem Problem zu befassen, weil es eine Belastung ist, wenn man den Schulbetrieb, die eigene Arbeitsorganisation nicht optimiert.
Skeptiker sagen, es ginge nur darum, die Arbeitszeit zu verdichten und die Arbeitszeit zu erhöhen. Was passiert mit Schulen, die dazu keine Lust haben und das nicht machen?
Das sind ja keine Schulen, sondern Mehrheiten von Kollegien. Und die werden von Eltern unter Druck gesetzt werden und von Kollegen, die drohen wegzugehen, wenn das nicht vernünftig organisiert wird. Da bin ich ganz optimistisch, daß sich neue Arbeitszeitmodelle letzt-endlich an allen Schulen durchsetzen.
Fragen: J. Fahrun
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