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Nach taz-RechercheRechtsextremer verliert Job

Felix S., ein früherer Kader der Identitären Bewegung, arbeitete für einen Rüstungskonzern. Nach einem taz-Bericht über ihn wird er entlassen.

International tätiger Rüstungskonzern mit fragwürdigem Personal Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Berlin taz | Seine Vergangenheit kostete Felix S. den Job bei der Rüstungsfirma TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme. Der frühere Kader der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB) war bislang Manager bei dem Unternehmen der MBDA-Gruppe – einem weltweit führenden Konzern in der Branche komplexer Waffensysteme. Inzwischen sei S. aber nicht mehr für die Gesellschaft oder den Konzern tätig, sagt ein Pressesprecher von MBDA auf taz- Anfrage.

Die schriftliche Antwort der Gesellschaft mit Sitz im bayrischen Schrobenhausen ist kurz. „Weitere Informationen zum Sachverhalt“ soll es nicht geben. Offen bleibt, ob sich die TDW einvernehmlich getrennt hat und gar eine Abfindung vereinbart wurde. „Aus Datenschutzgründen“ hatte der Konzern schon Mitte März sehr zurückhaltend auf eine taz-Nachfrage in dieser Sache geantwortet.

Ursprünglich wollte der Oberleutnant und Panzergrenadier Felix S. in der Bundeswehr Karriere machen. Doch sein rechtsextremes Engagement verhinderte das. Im vergangenen Jahr urteilte das Bundesverwaltungsgericht, dass seine Aktivitäten bei der IB Deutschland ein „Verstoß gegen die Pflicht zur Verfassungstreue“ gewesen seien. Bei der Urteilsverkündung war S. schon bei der TDW angestellt.

taz-recherche

Ein rechtsextremer Ex-Soldat arbeitete als Manager in einem bayerischen Rüstungskonzern. Die taz-Recherche finden Sie hier.

Das Gericht attestierte, dass dieser „sich […] nicht von der Identitären Bewegung eindeutig und glaubhaft distanziert“ habe. Weder „Reue noch Unrechtseinsicht“ seien erkennbar gewesen. Schon 2011 war S. an der Universität der Bundeswehr München durch Positionen zur Wehrfähigkeit von Frauen aufgefallen und pflegte Kontakte zur ex­trem rechten „Sezession“.

Das Bundesverteidigungsministerium wollte sich im März, auch mit Verweis auf den Datenschutz, nicht äußern. Im Dezember 2024 hatten die Bundeswehr und der Rüstungskonzern MBDA einen Vertrag für die Modernisierung des Taurus-Systems unterzeichnet. Ein Hochsicherheitsbereich darf angenommen werden.

Der Bericht der taz über Felix S. war auch Thema im bayrischen Landtag. Der Sprecher der Grünen für Strategien gegen Rechtsextremismus, Cemal Bozoğlu hielt es für hochgefährlich, „dass jemand, der wegen rechtsextremer Betätigung bei der Bundeswehr entlassen wurde, anschließend für ein Rüstungsunternehmen in einem sicherheitsempfindlichen Bereich wie der militärischen Raketentechnik arbeitet“. Er wollte deshalb wissen, ob „besondere Sicherheitsvorkehrungen und Prüfverfahren in Bayern für Beschäftigte in Privatunternehmen gelten, die in Sicherheitsbereichen wie der militärischen Raketentechnik tätig sind?“

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann erklärte, dass „Beschäftigte in Privatunternehmen, die in Sicherheitsbereichen wie der militärischen Raketentechnik tätig sind“, keiner „generellen polizeilichen Überprüfung“ unterlägen. Die Unternehmen könnten aber „im Einzelfall an das zuständige Polizeipräsidium oder an das Bayerische Landeskriminalamt“ herantreten. Die Sicherheitsüberprüfungen von Beschäftigten in verteidigungswichtigen Einrichtungen im nichtöffentlichen Bereich lägen zudem beim Bund.

Für Cemal Bozoğlu keine beruhigende Antwort: „Auch wenn die Staatsregierung auf die Zuständigkeit des Bundes verweist, sehe ich eine bayerische Verantwortung, da ich aktuell mit Sorge beobachte, dass altgediente Kader der Identitären Bewegung in Bayern Karrieren in sensiblen Berufsgruppen anstreben“.

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6 Kommentare

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  • Jetzt wird der Ärmste sicher von der AfD in einen Landtag verfrachtet oder sitzt im Flieger nach Petersburg.

  • Ich war 2018/2019 in der MBDA in Schrobenhausen tätig und kann bestätigen, dass Kollegen (Ein Ossi und ein Türke älteren Semesters) dort ihre verfassungsfeindliche Gesinnung kund taten. Ich nahm diese Personen als isoliert war, denn die anderen Kollegen einschließlich mir waren sprachlos und fanden keine Worte dem zu begegnen. Ich hoffe die Stimmung im Schrobenhausener Forst ist nicht nach rechts gerückt.

  • Wer in sicherheitskritischen Bereichen für die Bundeswehr arbeitete, wurde früher automatisch vom MAD überprüft. Soletzt hatte ich solche Erfahrungen vor 25 Jahren gemacht, aber so wie ich die Bundeswehr von damals kannte, kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Überprüfungen weggefallen sind. Allerdings wird aus dem Artikel nicht klar, ob der Mann wirklich in einem sicherheitskritischen Bereich gearbeitet hat, sprich ob er Geheimnisträger war. Ein Ingenieur, die die Waffen hard- oder softwaremässig (mit-)konstruiert, ist auf jeden Fall ein Geheimnisträger. Ein Techniker, der mehr macht als die Waffe am Ende natooliv zu lackieren, wahrscheinlich auch. Ob ein Manager dagegen Geheimnisträger ist, hängt davon ab, was er über die Waffen und ihre Baupläne weiss bzw. ob er an solche Pläne rankommt. Wenn er "nur" im kaufmännischen Bereich arbeitet, ist er aus militärischer Sicht kein Geheimnisträger. Arbeitet er dagegen im Personalwesen, könnte er Geheimnisträger sein, da er die persönlichen Daten der Geheimnisträger kennt.



    Dass die Überprüfung der Bundeswehrauftragnehmer Sache des Bundes ist, das sollte auch ein Abgeordneter wissen, aber dann kann er nicht medienwirksam auftreten.

  • Ein Jahresgehalt Abfindung ist in der Wirtschaft auch für einfache Mitarbeiter normal, wenn man gegangen wird. Das ist auch quasi der Standardtarif, wenn es vor Gericht geht..

    Ich muss gestehen, dass ich diese Methode nicht unterstütze. Denn wenn rechts mal wieder normaler wird, dann werden linke Mitarbeiter angeschwärzt und entlassen. Und keiner kann was dagegen sagen, weil es vorher auch andersrum lief...

  • Wenn Felix S. hierzu schweigt, kann wohl von einer satten Trennungsabfindung ausgegangen werden. Hat sich wahrscheinlich für Ihn gelohnt, vermute ich.

  • Sehr gute Aktion der taz!