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Nach sieben Monaten GefängnisUli Hoeneß ist Freigänger

Der Ex-Präsident des FC Bayern wurde im März wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Hoeneß hat bereits zweimal Hafturlaub erhalten.

Ab jetzt muss er nur noch zum Schlafen hinter Gitter. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa | Sieben Monate nach Haftantritt ist Uli Hoeneß am Freitag Freigänger geworden. Dies sagte ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. Der FC Bayern München hatte mehrfach erklärt, dass der 62-Jährige in der Jugendabteilung des deutschen Fußball-Rekordmeisters arbeiten soll.

Als Freigänger kann Hoeneß tagsüber außerhalb des Gefängnisses einer geregelten Arbeit nachgehen. Nur zum Schlafen muss er wieder hinter Gitter.

Der einstige Präsident des FC Bayern war am 2. Juni 2014 ins Gefängnis nach Landsberg am Lech gegangen. Am 13. März hatte ihn das Landgericht München wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Hoeneß, der am 5. Januar 63 Jahre alt wird, hatte an Weihnachten und an Silvester zweimal Hafturlaub erhalten. Sollte die Hälfte seiner Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden, könnte er im Frühjahr 2016 ein freier Mann sein.

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11 Kommentare

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  • Werte Kommentatoren,

    nicht doch. Ist Euch denn nicht mehr erinnerlich, dass Herr Hoeneß sich aufs Übelste mißhandelt und überhart bestraft fühlt? Keine Ahnung mehr von all den Herren (und 'n paar Damen), die, im Gegensatz zu Herrn Hoeneß, in allerletzter Sekunde Reue und Einsicht zeigten und trotz Hinterziehung oder Veruntreuung noch größerer Summen ganz ohne Knast davongekommen sind?

    Im Ernst: Hoeneß hat's für einen Steuerhinterzieher (oder Betrüger, Veruntreuer, ...) dieser Größenordnung tatsächlich übel erwischt. Von den Allermeisten erfährt man nur sehr wenig, außer sie stellen sich mit Victory-Zeichen vor die Kameras (Ackermann, anyone?).

    Und nach kurzer Zeit erinnert sich niemand mehr...

  • Ich hatte nichts anderes erwarten als einen Luxusvollzug.

     

    Das Urteil war schon lachhaft. Dann stellt sich auch noch die Kanzlerin vor die Kameras und bescheinigt dem Herrn Steuerhinterzieher ihren Respekt.

     

    Jeder kleine Strauchdieb wird in Deutschland härter bestraft, aber ohne den Respekt der Frau Merkel.

  • Da hat sich das Essen mit Merkel beim Nobel-Italiener dann doch noch gelohnt. Jetzt kann er den anderen Möchtegern-Al Capones abends immer die neuesten Rezepte reinschmuggeln.

     

    Capone hat das damals so formuliert:

    "Ein guter Anwalt mit einem Aktenkoffer kann mehr stehlen als zehn Männer mit Maschinengewehren."

    und

    "Ich bestreite entschieden jede Verantwortung."

  • TAZ recherchiert doch einmal!

    Wo gibt es einen vergleichbaren Fall ohne Promibonus?

    Warum wurde der gesamte Fall nicht besser durchleuchtet, da stecken doch noch mehrere drin?

    Traut ihr euch nicht mehr?

  • 3,5 Jahre Haft, so lautete das Urteil wegen Steuer-Hinterziehung von über 28 Millionen €uro – das allein ist doch schon eine Lachnummer.

    Und wo's andere hinter Gittern grault, da darf Clown Hoeneß im trauten Heim den Weihnachtsmann spielen

    und zu Silvester mal eben ein paar Millionen Euro in die Luft jagen …

     

    Nun, nach NUR 7 abgesessenen Monaten, bekommt er Freigang – wo leben wir eigentlich ? NACH welchem RECHT wird dieser Mann privilegiert behandelt?

     

    Das fragt man doch mal die JVA bzw. das Landgericht München, die sich ihrem "Rechtssinn" doch damit wohl schon selbt entheben.

     

    Krankes Deutschland!

  • Tausend gewöhnliche Häftlinge, aus den unteren sozialen Schichten der bundesdeutschen Klassengesellschaft, da würde jeder Einzelne -- für (nur) 1:1000 der Summe -- eine höhere Haftstrafe erhalten.

     

    Aber der Reichtum der Millionäre, Multimillionäre und Milliardäre beruht auf staatlich-juristisch geschützter privater Aneignung, Ausbeutung und Plünderung, der Wert- und Mehrwertschöpfung der (meist eigentumslosen) beruflich differenzierten Werktätigen (Frauen und Männer) in der bürgerlichen Gesellschaftsordnung: im Kapitalismus bzw. "Soziale Marktwirtschaft" der Bourgeoisie und Aktionäre und deren ökonomischen, ideologischen, militärischen und gesellschaftspolitischen Administration und (deren) "Sozialpartner".

     

    Das Verbrechen und die Bestrafung beruht (lediglich) auf einen rechtlich-juristischen Regelverstoß innerhalb des Regelwerks der bürgerlichen (kapitalistischen) Ordnung: der Gesellschaftsordnung der (objektiv herrschenden) Finanz- und Monopolbourgeoisie, der Großbourgeoisie und (Erbschafts-) Millionäre, Multimillionäre und (ebenso persönlich leistungslosen) Milliardär/innen -- in der Bundesrepublik Deutschland und deren Europäischen Union.

    • @Reinhold Schramm:

      Nachtrag:

       

      Das Recht ist ein Bestandteil der in Klassen gespaltenen Gesellschaft. Die Gesellschaft beruht nicht auf dem Recht, sondern das Recht beruht auf der Gesellschaft, die in Klassen gespalten ist. / In letzter Instanz wird das Recht durch die Produktionsverhältnisse einer Gesellschaft bestimmt. Das Recht kann nie höher sein als die ökonomische Gestaltung und die durch sie bedingte Kulturentwicklung der Gesellschaft. / Das Recht verkörpert besondere soziale Normen. Rechtsnormen widerspiegeln die Interessen der ökonomisch und politisch herrschenden Klasse. ---

       

      Die herrschende Klasse kann ihre Interessen nur dauerhaft in der Gesellschaft durchsetzen und schützen, wenn sie ihrem Willen, dessen Inhalt in ihren materiellen Lebensbedingungen gegeben ist, allgemeinen Ausdruck in Gestalt staatlich-verbindlicher Normen verleiht.

       

      Das Setzen oder Sanktionieren von Rechtsnormen ist eine spezifische Form staatlich-politischer Machtausübung der jeweils herrschenden Klasse. Gesetze oder andere Rechtsakte, die Normen enthalten, sind politische Maßnahmen, -- stets im Interesse der ökonomisch, ideologisch, militärisch und politisch herrschenden Klasse --, in der realen Klassengesellschaft der Bundesrepublik Deutschland.

      • @Reinhold Schramm:

        "Das Recht ist ein Bestandteil der in Klassen gespaltenen Gesellschaft."

         

        Was ist dann mit den Rechtssystemen "kommunistischer" Staaten?

        • @Dhimitry:

          Es gibt keine "kommunistischen Staaten". Die reale Welt ist eine kapitalistische.

          • @Reinhold Schramm:

            Es gab sie aber. Zumindest in der Selbstbezeichnung. Oder waren das auch verkappte Kapitalisten: Der Lenin, der Stalin und der Rest?

             

            Gut, da gabs tatsächlich kein Recht, nur staatliche Willkür. Dann doch lieber Kapitalismus! ;)

             

            (Kapitalistische Rechtsgelehrte betonen übrigens, dass es für Ersttäter normal ist, nach 7 Monaten Freigänger zu werden. Für Hoeneß genau wie für jede*n andere*n Gefangene*n. Aber das ist ja bloß Kapitalismus...)

  • Willkommen in der Bananenrepublik. Verkäuferin "Emmely" wurde gefeuert, weil sie Pfandbons im centbereich unterschlagen haben soll, aber so ein Promi kann über Tische und Bänke springen.

    Dieses Land zerstört sich selbst