Nach massiver internationaler Kritik: US-Regierung relativiert Trumps Gaza-Pläne
Der Plan zur Vertreibung von 2 Millionen Palästinensern hat weltweit Kritik ausgelöst. Seine Sprecherin bemüht sich um Schadensbegrenzung.
Der US-Präsident hatte am Vortag bei einer Pressekonferenz an der Seite des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verkündet, die USA würden den Gazastreifen „übernehmen“ und in eine wirtschaftlich florierende „Riviera des Nahen Ostens“ verwandeln. Dabei wiederholte er seine frühere Aussage, die rund zwei Millionen Menschen, die dort leben, müssten das Gebiet verlassen. Nach Trumps Willen sollen sie künftig in anderen arabischen Staaten der Region unterkommen.
„Das war nicht als feindseliger Schritt gedacht“, sagte Rubio während eines Besuchs in Guatemala. Er sprach im Gegenteil von einem „sehr großzügigen Angebot“ des Präsidenten. Rubio erklärte, es gehe den USA lediglich darum, das Küstengebiet wieder bewohnbar zu machen. In dieser Zeit könnten die Palästinenser dort aber nicht leben. Unter anderem Israels Nachbarn Ägypten und Jordanien lehnen eine Umsiedlung der Palästinenser aus dem Gazastreifen ab.
Nahost-Berater Witkoff: Keine US-Soldaten nach Gaza
Trump schloss einen US-Militäreinsatz im Gazastreifen nicht aus und erklärte, man werde „tun, was notwendig ist“. Im Wahlkampf hatte er immer wieder versprochen, die Streitkräfte aus internationalen Konflikten herauszuhalten. Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, sagte Kongressabgeordneten in Washington laut einem Medienbericht, Trump wolle keine US-Soldaten in den Gazastreifen schicken und keine Gelder für den Wiederaufbau bereitstellen.
Die Äußerungen des US-Präsidenten zu Umsiedlungen aus dem Gazastreifen hatten sowohl international als auch in den USA scharfe Kritik ausgelöst. Experten zufolge würde ein solcher Schritt gegen das Völkerrecht verstoßen. Die Vereinten Nationen warnten vor einer „ethnischen Säuberung“.
EU besteht weiter auf Zwei-Staaten-Lösung
Die Palästinenser und zahlreiche Regierungen der arabischen Welt lehnten die Pläne entschieden ab. Auch die Europäische Union meldete Bedenken an, was Trumps Pläne für den Friedensprozess in der Region bedeuten könnte. „Die EU setzt sich weiterhin entschlossen für eine Zwei-Staaten-Lösung ein, die unserer Meinung nach der einzige Weg zu einem langfristigen Frieden für Israelis und Palästinenser ist“, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas. „Der Gazastreifen ist ein integraler Bestandteil eines künftigen palästinensischen Staates.“
Sogar unter Trumps Verbündeten in den USA wurde Skepsis laut. „Ich dachte, wir hätten „Amerika zuerst“ gewählt“, schrieb der republikanische Senator Rand Paul auf der Nachrichtenplattform X. „Es steht uns nicht zu, eine weitere Besatzung ins Auge zu fassen, die unseren Staatshaushalt zerstört und das Blut unserer Soldaten vergießt.“
Weißes Haus: Keine US-Steuergelder für Wiederaufbau
Die Sprecherin des Weißen Hauses bemühte sich ebenfalls, die Konsequenzen von Trumps ambitioniertem Ansinnen herunterzuspielen. Trumps Plan bedeute „nicht, dass die amerikanischen Steuerzahler diese Bemühungen finanzieren werden“, erklärte Leavitt. „Es bedeutet, dass Donald Trump – der beste Geschäftemacher der Welt – entsprechende Vereinbarungen mit Partnern in der Region treffen wird.“
US-Sicherheitsberater Waltz legte in einem Interview des Fernsehsenders CBS nahe, dass Trumps Plan nicht in Stein gemeißelt sei und rief die Verbündeten in der Region dazu auf, eigene Pläne vorzulegen. „Die Tatsache, dass niemand eine realistische Lösung hat und er einige sehr mutige, frische, neue Ideen auf den Tisch legt, sollte meiner Meinung nach in keiner Weise kritisiert werden“, sagte er. „Es wird die gesamte Region dazu bringen, eigene Lösungen zu finden, wenn ihr Trumps Lösung nicht gefällt.“
Netanjahu traf sich während seines Besuchs in Washington auch mit US-Verteidigungsminister Pete Hegseth. Die Vereinigten Staaten seien zu 100 Prozent der Sicherheit Israels verpflichtet, sagte Hegseth nach Angaben des Pentagons. Netanjahu und der Verteidigungsminister seien sich demnach einig, dass der Iran die Stabilität im Nahen Osten bedrohe und hätten vereinbart, dieser Herausforderung gemeinsam entgegenzutreten.
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