Nach heftiger Kritik an Lafontaine: Linke fetzt sich mit Gesine Schwan
Nachdem die Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan die Linkspartei in einem Interview heftig attackiert hat, schießen die Linken nun zurück.
BERLIN taz Nach einem kritischen Interview der SPD-Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan wird diese von führenden Linken attackiert. "Man wirbt nicht um unsere Stimme, indem man uns beschimpft", sagte Fraktionsvize Bodo Ramelow dem Berliner Tagesspiegel vom Dienstag. Offenbar glaube Schwan "jetzt erst mal Abbitte leisten zu müssen im antikommunistischen Diskurs".
Ramelow warf Schwan vor, durch ihre Äußerungen parteipolitisches Taktieren in die Kandidatenkür zu bringen, "und das sollte man als künftige Bundespräsidentin nicht tun." Schwan hatte Oskar Lafontaine, einer der beiden Parteivorsitzenden der Linken im Spiegel als Demagogen bezeichnet und der Linkspartei vorgeworfen, "überhaupt keine Antworten auf die Fragen der Gegenwart" zu haben.
Als "ausgesprochen dumm" hat der Mitvorsitzende der Linkspartei, Lothar Bisky, die Äußerungen von Gesine Schwan zur Linkspartei kritisiert. Im Sender Phönix sagte er am Montagabend, Schwan habe schon klügere Bemerkungen gemacht. Im Gegensatz zur SPD-Kandidatin habe der gegenwärtige Präsident Horst Köhler die Linke "immer höflich behandelt und ist nie ausfällig geworden." Es werde aber dabei bleiben, dass seine Partei nach der Bayern-Wahl mit Schwan reden werde.
"Wenig hilfreich" seien Schwans Äußerungen gewesen, meinte auch die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion, Dagmar Enkelmann. Ein Grund dafür liege im Verhalten der SPD-Spitze, die ihre Kandidatin bisher allein gelassen habe. Schwan habe nach ihrer Nominierung angekündigt, sich auch um die Stimmen der Linken bemühen zu wollen. "Darin hätte sie der Parteivorsitzende Kurt Beck längst unterstützen müssen", sagte Enkelmann. Sie forderte ein Spitzentreffen zur Kandidatenfrage, "und zwar möglichst bald". Das koste die SPD nicht mehr als ein paar Kannen Kaffee, und habe mit einer Koalitionsaussage für irgendwelche Bundestagswahlen nicht das Geringste zu tun.
Obwohl die grüne Bundestagsvize Katrin Göring-Eckardt eine Koalition mit der Linken ausschließt, würde sie eine Präsidentin Gesine Schwan unter Beteiligung mitwählen. "Ich habe sie schon einmal gewählt und damals als Fraktionsvorsitzende mitnominiert", sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag der Rheinischen Post. Das gelte auch für den Fall, dass die Linkspartei sie mitwähle. "Das ist eine andere Sache als eine Koalition mit der Linkspartei einzugehen."
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