Nach den Unruhen in Südafrika: Aufräumen in Solidarität
Pünktlich zum „Mandela Day“ ersetzt gegenseitige Hilfe die Gewalt der vergangenen Woche. Südafrikas Präsident Ramaphosa will Hintermänner „aufspüren“.
![](https://taz.de/picture/4983371/14/foto-soweto-cleanup-1.jpeg)
Angesichts der schweren Unruhen in Südafrika war klar, dass Reden des Präsidenten Cyril Ramaphosa allein nicht mehr ausreichen würden: Mit mindestens 212 Toten und Zerstörung vor allem in KwaZulu-Natal (KZN) und Gauteng im Wert von umgerechnet etwa 720 Millionen Euro hatte Südafrika ein Ausmaß an Gewalt erlebt, das es seit dem Ende der Apartheid 1994 nicht gegeben hatte.
Besonders dramatisch war, dass offensichtlich koordiniert nicht allein Zufahrtswege zu großen Städten durch das Anhalten und Abbrennen von Lastern blockiert wurden, sondern auch zwei Krankenhäuser, eine Medikamentenfabrik, über zwanzig Impfzentren und neunzig Apotheken geplündert wurden. „Rund die Hälfte aller chronisch Kranken in KZN haben keine lebenswichtigen Medikamente mehr“, sagt Dr. Nicolas Crisp, stellvertretender Direktor im Gesundheitsministerium.
Persönlicher Mut und konkretes Handeln waren gefragt. Dies bewies Präsident Ramaphosa, als er am Freitag in die Zentren des Aufstands in KZN fuhr und direkt mit Menschen sprach. Viele hielten den Atem an, da im Vorfeld Morddrohungen gegen ihn kursierten, nicht zuletzt von Jacob Zumas Tochter Duduzile.
Am Abend sprach der Präsident im Fernsehen mit einer neuen Glaubwürdigkeit: „Es ist klar, dass die Ereignisse der letzten Woche ein sorgfältig geplanter Angriff auf unsere Demokratie waren.“ Denen, die die Unruhen koordiniert hatten und dabei „arme Menschen für ihre Ziele missbrauchten“, gab er zu verstehen: „Wir werden sie aufspüren, und sie werden sich für ihre Taten zu verantworten haben.“ Damit meinte er jene, die unter anderem in der Kampagne #FreeJacobZuma Südafrika hatten unregierbar machen wollen.
Zehntausende Freiwillige im Einsatz
Inzwischen sind 25.000 Soldaten in KZN und Gauteng stationiert und alle wichtige Zufahrtsstraßen sind wieder offen. Bereits zuvor hatten Menschen begonnen, weitere Plünderungen zu verhindern und mit Polizei und Militär zusammenzuarbeiten. In Soweto bei Johannesburg hat eine Township-Bewohnerin, Emelda Masango, auf Facebook den Aufruf #RebuildSouthAfrica gestartet. „Innerhalb weniger Stunden hatten wir über 27.000 Freiwillige“, sagt sie. „Alte und Junge, Arme und Reiche, Schwarze und Weiß, unglaublich.“
Passenderweise erinnerte sich Südafrika am Sonntag, dem 18. Juli, mit dem nationalen „Mandela Day“ an den inzwischen 103. Geburtstag seines verstorbenen Nationalhelden. Dieses Jahr steht er im Zeichen des Aufbaus und der Hilfe. Auch Ramaphosa kam und nahm an Aufräumaktionen in Soweto teil.
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