Nach dem Champions-League-Finale: Tränengas in der Nachspielzeit
Tausende randalieren in Paris nach dem Champions-League-Finale. Schon während des Spiels räumt die Polizei eine Bar mit zu vielen Fans.
Die Auseinandersetzungen im Zentrum der Hauptstadt und rund um das PSG-Stadion Parc des Princes, wo rund 5.000 Fans das Match auf dem Bildschirm verfolgt hatten, dauerten bis in den frühen Morgen. Autos wurden in Brand gesteckt, Schaufenster gingen in die Brüche, und angeblich wurden rund um die Champs-Elysées in dieser Nacht der schlechten Verlierer auch Geschäfte geplündert.
Alle (oder fast alle) hatten in der französischen Hauptstadt einen Sieg ihres Klubs erwartet. Doch nur eine weitere Prognose traf zu: Ob Sieg oder Niederlage des Pariser Klubs mit seinen Stars Neymar, Mbappé und Co – Innenminister Gérald Darmanin hatte mit Randale der undisziplinierten PSG-Fans gerechnet, in deren Reihen es den Behörden bekannte „Ultras“ (Hooligans) gibt. Darmanin hatte deshalb eine Ordnungstruppe von 3.000 Beamten aufgeboten und im Voraus gemahnt, zwei Stunden nach dem Ende des Finales in Lissabon müssten die Feiernden die Straßen räumen und brav nach Hause gehen.
Es kam, wie das in Paris kaum überrascht, anders. Erstens hat PSG verloren, und zweitens wollten es sich die Fans bei aller Verbitterung nicht nehmen lassen, trotzdem auf der Renommierstrasse beim Triumphbogen lautstark ihre Präsenz zu markieren und zu versichern, das nächste Mal werde ihr Klub ganz sicher den Gegner, Bayern oder wen auch immer, auf dem Rasen hinwegfegen.
Gummigeschosse gegen Bierdosenwerfer
Gleich nach dem Schlusspfiff in Lissabon begannen sich Hunderte und mit der Zeit vielleicht sogar mehrere tausend Leute auf der Avenue des Champs-Elysées zu versammeln, die vorsichtshalber für den ganzen Abend über für den Verkehr gesperrt worden war. Die Polizisten hatten mehrere Seitenstraßen abgeriegelt hatten und wurden dort mit Bierdosen und Flaschen beworfen. Sie antworteten mit Tränengas und Gummigeschossen. Rasch artete dies in eine Reihe von Konfrontationen aus. Hunderte von Menschen, die nicht direkt daran beteiligt waren, mussten sich jeweils rennend in Sicherheit bringen.
Aufgrund der speziellen Risiken einer massiven Coronavirus-Übertragung unter den Fans galten besondere Regeln und namentlich eine Maskenpflicht. Schon während des Spiels wurde deswegen in der Nähe der Champs-Elysées eine Bar polizeilich geräumt, in der sich mehr als 200 PSG-Anhänger ohne Schutz drängten. Innenminister Darmanin bezeichnete in seiner Bilanz die Vorfälle als „unzulässig“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin