Nach Wulffs Ausschluss aus der NPD: Der Nazi, der Nazi bleiben will
Die NPD hat ihn rausgeschmissen, weil er sich als „Nationalsozialist“ bezeichnete. Nun hat sich Thomas Wulff bei der Parteiführung beschwert.
HAMBURG taz | Die Beschwerde dürfte die NPD-Bundesführung erwartet haben. Ein Wulff, ein Thomas Wulff gibt nicht auf. Einer, der stolz den Nachnamen des Waffen-SS-Generals Felix Steiner als Spitzname führt, kämpft. Diesmal für seine Mitgliedschaft in der rechtsextremen Partei, die ihn rausgeschmissen hat. Wulffs Credo: „Keine weitere Entnazifizierung der NPD!“
Wulff, der stets mit Arbeitermütze bei Aufmärschen die Kommandos gibt, war erst im März zum NPD-Landesvorsitzenden in Hamburg gewählt worden. Bei seiner Kandidatur hatte er gesagt, er sei „Nationalsozialist“. Der Parteibasis gefiel die Selbstdefinition, der Parteiführung in Berlin nicht. Anfang April beschloss der Bundesvorstand, Wulff auszuschließen. Das, schreibt Wulff nun in seiner Beschwerde, sei einer „gewissen Panik“ geschuldet – wegen des laufenden NPD-Verbotsantrags.
Vor rund 10 Jahren hatte die Parteiführung noch um Wulff, damals radikaler Führungskader der „Freien Kameradschaften“, gebuhlt. Mit Erfolg: Wulff, der nach Verboten von kleineren Parteien das Konzept der Kameradschaften mit entwickelt hatte, trat der NPD bei.
Das Signal an die Szene war klar: Von nun an gebe es eine gemeinsame „Volksfront des Nationalen Widerstands“. Ein wichtiger Schritt für die NPD, um erstmals nach Jahrzehnten wieder in Landtage einziehen zu können.
Damals, das hebt der 50-jährige Familienvater jetzt in seinem Beschwerdeschreiben an das Landesschiedsgericht der NPD hervor, sei ihm zugestanden worden, dass „man auch als Nationalsozialist in dieser Partei wirken kann“.
Der gebürtige Hanseat, der in Amholz in Mecklenburg-Vorpommern lebt, wettert zudem über „Banditen, Asoziale, Dampfplauderer sowie rücksichtslose Finanzabsahner“ in der NPD, die der Partei schaden würden, und schimpft, dass „gerade aus den Kreisen“ des jetzigen Bundesvorstands das „angebliche Belastungsmaterial“ für ein Verbot „fabriziert“ wurde. Namentlich nennt Wulff den NPD-Bundesvorsitzenden Udo Pastörs.
Abgeschickt hat Wulff seine Beschwerde an einem aussagekräftigen Datum: am 20. April. Es war der 125. Geburtstag von Adolf Hitler.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen