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Nach Vorwürfen von Ex-BeraterBoris Johnson in Bedrängnis

Der Ex-Vertraute Dominic Cummings wirft dem britischen Premier Verfehlungen bei der Renovierung seiner Dienstwohnung vor. Labour fordert Aufklärung.

Vom früheren Vertrauten belastet: der britische Premier Boris Johnson am Freitag in Stoney Middleton Foto: ap/Rui Vieira

LONDON dpa | Nach umfassenden Vorwürfen seines früheren Vertrauten Dominic Cummings gerät der britische Premierminister Boris Johnson unter anderem wegen einer Renovierung seiner Dienstwohnung in Bedrängnis. Die führende Oppositionspartei Labour forderte den Premier am Samstag zu Erklärungen auf.

„Wir müssen den kompletten Betrag erfahren, der ausgegeben wurde, und wir müssen wissen, wer die Arbeit überhaupt bezahlt hat, wen der Premierminister jetzt zu erstatten vorschlägt“, sagte der Labour-Abgeordnete Steve Reed dem Sender BBC Radio 4. Die Regierung müsse jeglichen Schriftverkehr zu Zahlungen oder Spenden rund um den Umbau offenlegen.

Mehrere britische Medien hatten zuvor unter Berufung auf Quellen aus der Downing Street berichtet, dass Cummings hinter der Veröffentlichung eines vertraulichen SMS-Austausches zwischen Johnson und dem Unternehmer James Dyson stecke. Johnsons Ex-Chefberater, der seinen Posten nach erbittertem Streit im Dezember verlassen hatte, reagierte darauf am Freitag mit einer umfassenden Breitseite gegen den Regierungschef auf seinem privaten Blog.

Darin warf er Johnson mehrere Verfehlungen vor, darunter auch bei der Renovierung der Amtswohnung in der Downing Street 11. Der Premierminister habe seit 2020 nicht mehr mit ihm über die Angelegenheit gesprochen, schrieb Cummings. Zuvor habe er Johnson gesagt, er denke, dass dessen „Pläne, dass Spender insgeheim für die Renovierung bezahlen, unethisch, dumm, möglicherweise illegal und mit ziemlicher Sicherheit ein Verstoß gegen die Regeln der ordnungsgemäßen Offenlegung politischer Spenden“ seien. Er deutete damit an, dass Johnson einst geplant habe, Parteispender für den Umbau zahlen zu lassen.

Wie die BBC und die Nachrichtenagentur PA berichteten, erklärte die Regierung am Freitag erstmals, dass Johnson den Umbau aus eigener Tasche bezahle habe. Die Regierung und Minister hätten sich zu jeder Zeit an den Verhaltenskodex und das Wahlgesetz gehalten. Gekostet haben soll der Umbau angeblich umgerechnet um die 230 000 Euro.

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1 Kommentar

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    06438 (Profil gelöscht)

    Wer eigentlich die Renovierungskosten der Wohnung von Brexit Boris bezahlt hat ist eines der kleineren Probleme, mit denen sich der Primeminister des britischen Staatenverbundes seit 1707, derzeit herumschlägt.

    Brexit means ""Bananenrepublik" - aus einer kürzlich gestarteten Umfrage geht hervor das 40% der Briten die Regierung als korrupt einschätzen.



    www.theguardian.co...ossible-corruption

    Einer von fünf staatlichen Covid-Aufträgen, die zwischen Februar und November 2020 vergeben wurden stehen unter erheblichem Korruptionsverdacht. Transparency International UK veröffentlichte die Vermutung das Unternehmen, die für Verträge und Lieferungen bieten, priorisiert werden wenn sie über potente politische Verbindungen in die Spitze der Tory - Regierung verfügen.

    Folglich fordert Transparency International UK die Regierung müsse dringend die Identität von Unternehmen offenlegen, die öffentliche Gelder über die VIP-Verbindungen erhalten, die in den frühen Tagen der Pandemie vom Kabinettsbüro und dem Ministerium für Gesundheit und Soziales eingerichtet wurde.

    Die Regierung hat sich bislang geweigert, die im Rahmen des Programms öffentlichen Gelder gewährten Unternehmen unter Berufung auf das „Geschäftsgeheimnis“ überhaupt zu nennen. Gleichzeitig wird behauptet, der Zweck der Vereinbarung sei es, eine große Anzahl von Angeboten zur Unterstützung des Privatsektors zu prüfen