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Nach Tod der Studentin mit ZivilcourageKein Bundesverdienstkreuz für Tugce

Tugce erfülle nicht die Voraussetzungen für eine posthume Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Das hat das Bundespräsidialamt entschieden.

Angehörige und Freunde trauern vorm Landgericht in Darmstadt. Foto: dpa

BERLIN dpa | | Die nach einem verhängnisvollen Schlag ins Gesicht gestorbene Studentin Tugce wird nicht posthum mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Diese Entscheidung teilte das Bundespräsidialamt in Berlin mit.

Der Tod der 22-Jährigen habe Bundespräsident Joachim Gauck sehr berührt, doch eine ausführliche Prüfung und die Würdigung aller Umstände habe ergeben, „dass die sehr engen Voraussetzungen für eine posthume Verleihung nicht im erforderlichen Maße erfüllt sind“.

Tugce war im vergangenen November in Offenbach niedergeschlagen worden und erlitt beim Sturz so schwere Verletzungen, dass sie wenige Tage später starb. Der Täter wurde am Dienstag zu drei Jahren Jugendhaft verurteilt. Die Verteidigung kündigte Revision an.

Weil Tugce vor der Tat zwei Mädchen vor dem Angreifer beschützt haben soll, wurde sie für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Mehr als 300.000 Menschen unterzeichneten eine entsprechende Internet-Petition. Auch die Bundesregierung hatte Sympathie für den Vorschlag geäußert.

Eine posthume Verleihung des Bundesverdienstordens gibt es allerdings nur in seltenen Sonderfällen. Zu den wenigen Ausnahmen zählen der Flugkapitän Jürgen Schumann, der 1977 bei der Entführung der „Landshut“ erschossen wurde, und der Geschäftsmann Dominik Brunner, der seinen Einsatz als Streitschlichter in München vor einigen Jahren mit dem Leben bezahlte.

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3 Kommentare

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  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    "...der Geschäftsmann Dominik Brunner, der seinen Einsatz als Streitschlichter in München vor einigen Jahren mit dem Leben bezahlte."

     

    Das stimmt nicht. Brunner ist zwei Jugendlichen hinterhergelaufen, um mit ihnen ohne direkten Anlass eine Schlägerei anzufangen. In deren Verlauf hat er einen Herzkasper bekommen, an dem er verstorben ist.

  • Wenn ich verschiedene Berichte richtig interpretiert habe, war da angeblich eine alkoholisierte und agressiv beleidigende Studentin, die im fünften Semester Ethik auf Lehramt studierte. Zivilcourage schaut für mich anders aus.

  • Sie hatte einfach kein Parteibuch. Das wären schonmal 50% der Vorraussetzungen. Die anderen 50% die Leute die dank ihres Parteibuches das Kreuz bekommen zu schmücken mit echten Verdiensten. Naja kein deutscher Name, Tod, Frau. alles nicht gerade günstig.