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Nach StrategiewechselBionade unter Zugzwang

Ein taz-Bericht sorgt für Wirbel: Hat das Kultgetränk mit dem Verkauf an Dr. Oetker und dem Wechsel seiner Sponsoring-Strategie seinen Nimbus verspielt?

Bitter für Bionade: Nach dem Strategiewechsel steht die Biobrause in der Kritik. Bild: ap

BERLIN taz | Der Ökolimonaden-Hersteller Bionade hat sich mit seiner in der taz dokumentierten Änderung seiner Sponsoring-Strategie eine Menge Ärger eingehandelt. Enttäuschte Fans des Getränks machen ihrem Unmut über den Kurswechsel des Unternehmens vor allem im Internet Luft. "Liebe Bionade-Strategen, schreiben Sie doch bitte nicht, sie KÖNNEN etwas nicht tun, wenn Sie ENTSCHIEDEN haben, etwas nicht zu tun, also nicht WOLLEN", kommentiert etwa Userin Antje auf Facebook.

Das Unternehmen selbst sieht sich genötigt, den Schaden zu begrenzen. Am Wochenende räumte Geschäftsführer Peter Kowalsky persönlich in einem offiziellen Statement Fehler ein: "Eure Reaktion zeigt, dass wir hier offensichtlich eine Entscheidung getroffen haben, die euch weh tut. Das tut uns leid." Die konkreten Vorwürfe weist er jedoch zurück. "Diese Entscheidung bedeutet nicht, dass wir unsere Sponsoring-Strategie verändert haben", so Kowalsky.

Merkwürdig aber, dass er zuvor weder bestätigen noch dementieren wollte, dass sich seine Firma ausdrücklich von der 'Wir-haben-es-satt'-Demonstration für eine ökologisch nachhaltigere Landwirtschaft distanziert. Eine Abkehr einer Unterstützung von einem einmaligen Konzert "ist keinesfalls gleichzusetzen mit einer grundsätzlichen Abkehr von unserer Position gegen Gentechnik", sagte Kowalsky lediglich.

Viele der Kritiker im Internet sehen das anders. Sie zweifeln, ob Bionade als Teil der Oetker-Gruppe seine ökologisch-nachhaltigen Ziele weiter verfolgen kann.

Rudolf Bühler, der Organisator von "Rock for Nature", sieht die Entwicklung hingegen etwas gelassener. Als Bionade ihn bat, das Firmenlogo nicht mehr zu verwenden, fand er das "schade" - mehr aber nicht.

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21 Kommentare

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  • J
    Jim

    So merke ich mir Bionade: BI für "Bielefeld" O für "Dr. Oetker" und "NADE" für "Naturschutz ade"

  • G
    gaulimau

    Lieber Wasser trinken als Bionade, ist gesünder und man sponsert nicht die falschen.

  • F8
    Freising 89'

    Ja ja, der "Kowal" wieder.

    Ein einnehmendes Wesen hatte er schon zu Studienzeiten. Da fuhr er mit seinem 325i herum, nahm aber jeden Anhalter mit, kam mit jedermann gut aus und versorgte uns alle großzügig mit Peter-Bier.

    Über die letzten Jahre hat er nichts anderes gemacht wie jeder gute Verkäufer: Er hat nicht nur ein Produkt sondern einen Traum und ein Lebensgefühl verkauft.

    Und jetzt seid Ihr ihm böse, weil Eure Träume so nicht Wirklichkeit geworden sind.

    Das liegt aber weniger an ihm als an Euch.

    Habt Ihr denn ernsthaft geglaubt, mit Bionadesaufen rettet Ihr die Welt? Und wart Ihr ernsthaft davon überzeugt, der Peter wäre der beste Freund den Ihr je hattet?

    Dann allerdings verstehe ich Eure Enttäuschung.

    Aber, ganz ehrlich, dem Peter wird Euer Boykott nicht so sehr zusetzten als dass er sich Euch anbiedern muss.

     

     

    PS Wen es mehr interessiert: "Bionade" von B. Weiguny; Eichborn 2009

  • C
    Christine

    Ab jetzt keine Bionade mehr. Es geht nicht drum, daß ein Konzert nicht gesponsert wurde, sondern daß man ist mit Gentech - Onkels im Bunde, und findet das auch noch gut. Punkt Schluß - lieber sauf ich ab jetzt, wenn es eine Limo sein soll Cola, da erwarte ich nichts anderes.

  • FN
    Floda Nashir

    Ob das Kultgetränk mit dem Verkauf an Dr. Oetker seinen Nimbus verspielt hat? Ganz eindeutig. Ich jedenfalls werde mich nach einer anderen Stammbrause umgucken. Bionade kommt mir nicht mehr in den Einkaufskorb.

  • Q
    Querulant

    Mir ging dieser Öko-Bionade-Hype auch ziemlich auf den Keks. Nicht dass ich was gegen biologische Anbau- und Herstellungsmethoden hätte, aber Hypes sind erstens nervig und zweitens nie von Dauer...

     

    Ich trink sowieso lieber Bier, am liebsten von regionalen Brauereien... das ist selten "Bio", aber immer mit Qualität!

     

    In diesem Sinne: Auf die BIERonade...

  • WS
    Wolfgang Schmidt

    "Ich mach' mir die Welt

    Widdewidde wie sie mir gefällt..."

     

    Es dürfte doch nun eigentlich klar sein, das die Welt ausschießlich ausgerichtet auf kapitalistische Marktstrategien sich auf Dauer selbst auffrisst.

     

    Da die Marktliberalen, Kapitalisten und Lobbyisten keinen Kurswechsel zulassen (Sie tun gerne so als ob, handeln in Wahrheit bekanntlich aber gegenteilig.), bleibt dem betroffenen Bürger - auch und gerade mit Blick auf den Klimawandel - nur massenhaft Druck auszuüben für einen radikalen Umsturz.

     

    Bionade hat sich verkauft. Voll und ganz. Und jeder weiß es nun. Da hilft der Konzernspitze nun kein Dementieren und Lamentieren mehr. Konsequenz: Es wird keine Bionade mehr gekauft. Status als Ökogetränke für immer entzogen. Durch den Verkauf an ein Unternehmen, das an Gentests beteiligt ist, wenn auch indirekt, hat man ganz einfach das Schlimmste vom Schlimmsten getan: Man ist zum VERRÄTER geworden.

     

    Für einen Wandel benötigen wir Idealisten, die es auch bleiben, die standhaft sind - und keine Rendite lechzenden Gierhälse, weil sich ihr Produkt in einem zukunftsträchtigen Markt so schön etabliert hat.

     

    Da hat wohl jemand total vergessen, wem dieses Getränke seinen Erfolg zu verdanken hat: Den Konsumenten. Und wir haben es in der Hand daraus nun einen beispiellosen Misserfolg zu machen.

    Der Nicht-Kauf ist die beste Strafe!

     

    Wer hier in manchem Kommentar die "Zielstrebigkeit deutscher Unternehmen" lobt, kann nicht verlangen, ernstgenommen zu werden. Denn die Lage der Welt ist ernst. Und wir brauchen Menschen mit Mut und keine sesselfurzenden Feiglinge, denen das Kapital wichtiger ist als das Leben.

     

    Die Zukunft - das sind wir als Bürger - und nicht diese Firmen.

    Und wir brauchen unendlich viel mehr Druck auf der Straße!!!

     

    Bionade hat Verrat an der Szene begangen und gehört damit an den virtuellen Pranger!

  • F
    Fotografiona

    Liebe Frau Schweizer,

    sie haben ein "Herr" vergessen, und überdies, für Ihren Kommentar richtig zu recherchieren. Sonst könnten sie eine Liste liefern, wieso das Konzert gewesen sein soll.

     

    Los, schreiben Sie!

  • H
    Hubert

    "eine Entscheidung getroffen haben, die euch weh tut"

     

    Das ist doch nur eine dusselige Brause.

    Geheimtip: Mal öfter zum Wasserhahn gehen.

  • G
    grafinger

    Klar, welches "kapitalistische" Unternehmen will schon in einem Atemzug mit z.B. B.U.L.G. Hamburg genannt werden?

    Und der Anblick mehrerer Dutzend Bionade saufender und dabeí die Umwelt mit Feinstaub, ungefilterten Dieselabgasen und Reifenabrieb verpestender "Öko"-TreckerfahrerInnen (die abgebildeten Traktoren sind mindesten 30 Jahre alt) ist nun wirklich nicht gut für das Bio-Image, "warfare for peace" sozusagen.

  • S
    smash_dotter

    das wichtigste an der ganzen sache:

    was wird nur aus dem bionade biedermeiertum???

  • P
    Profitmaximierung

    Die veränderte Sponsoringstrategie - sofern die denn tatsächlich verändert wurde - kann nicht schocken. Wenn Oetker Bionade übernimmt, wäre eine solche Veränderung nur konsequent. "Öko" und gegen Gentechnik sein zu wollen passt einfach nicht zu Oetker - da liegt der Hase im Pfeffer. (Siehe der Beitrag von Ben). Der Schock hätte also wenn, dann über die Verkaufsmeldung an Oetker kommen sollen. Dem Öko-Image von Bionade wird damit nachhaltig geschadet. Was nützt schon eine biologische Herstellung der Bionade, wenn der Konzern, der in Zukunft Profit aus dem Produkt schlägt, damit seine Genforschungsversuche und bio-ethisch unkorrektes Handeln mit finanziert?

  • MN
    Mein Name

    Das wunderte mich doch:

     

    "Merkwürdig aber, dass er zuvor weder bestätigen noch dementieren wollte, dass sich seine Firma ausdrücklich von der 'Wir-haben-es-satt'-Demonstration für eine ökologisch nachhaltigere Landwirtschaft distanziert."

     

    Warum sollte er das auch tun? Wird hier nicht etwas unterstellt und der Firma darauf gleich eine Verpflichtung zur Stellungnahme aufgezwungen? Wieso kann man nicht das Sponsoring einstellen ohne, dass das gleich eine „ausdrückliche Distanzierung” impliziert?

     

    Ansonsten steht natürlich jedem frei die Brause nicht mehr zu kaufen. Würde ich wohl genauso machen, wenn ich Anhänger der früheren Bionade gewesen wäre. Vielleicht schade um die Ökobrause, aber dann gibt es jetzt halt eine Marktnische für neue Unternehmen.

  • NS
    Niklas Stefan

    Was ist nun die Aussage vom Artikel?

     

    Der Herr hat sich entschuldigt. Ist doch toll, dass sich jemand um das kümmert, was man über ihn schreibt. Das ist weiß Gott nicht selbstverständlich und verdient Respekt.

     

    Und was soll dieser Artikel jetzt? Guckt, der Mann liegt am Boden - tretet noch mal drauf??

    TAZ, dislike.

  • E
    emil

    jedes unternehmen muss wissen was es vorne anstellt. maximale gewinnmargen für lustige abenteuer mit dem vorstand?

    dann bleiben andere aspekte eben aussen vor.

     

    ich wüsste nicht, was das mit gutem deutschem unternehmen zu tun hat. genauer gesagt fiele mir spontan überhaupt kein unternehmen ein, auf was diese wortwahl zutreffen würde.

     

    so alternativlos gestaltet sich der kapitalistische markt nämlich gar nicht.

     

    aber ich schätze ein gutes deutsches zielstrebiges unternehmen sollte mit waffen ganz ordentlich über die runden kommen. stetig wachsender absatzmarkt, und damit ein echter exportschlager und nebenbei ist hier der gute deutsche zielstrebige ingenieur noch was wert.

  • G
    groovejunkie

    Zum Glück wird ja keiner gezwungen weiterhin eine Brause zu kaufen, die ursprünglich mal eine Möglichkeit der Darstellung ökologischer Weltanschauung war und jetzt von einem Grosskonzern der auf dieses Image scharf ist, einverleibt wurde.

     

    Frag' mich nur, warum die Erfinder-Familie vor einigen Jahren das Coca-Cola Angebot abgelehnt, aber diesmal zugesagt hat.

  • N
    niwi

    Euer erster Bericht zum Thema war unsachlich. Schade das der zweite Artikel nicht genutzt wurde, die Sache noch einmal differenzierter darzustellen. Als Flattr-Nutzer würde ich mir zu solchen Artikeln die Möglichkeit wünschen, auch negative Punkte zu verteilen.

  • MS
    Max Schweizer

    Liebe Frau Schneider. Sie haben das "er" im letzten Satz vergessen. Außerdem haben Sie vergessen, ordentlich zu recherchieren. Ansonsten könnten Sie hier nämlich eine Liste liefern, welche Unternehmen dieses dumme und einmalige Konzert noch alles nicht unterstützen.

     

    Übrigens: Nächste Woche findet in Hessen das Konzert "Rock for the Planet" statt, erwartet werden ca. 70 Gäste. Weder bionade, noch Coca-Cola oder die TAZ wollten sponsern. Schlimm oder? Los, schreiben Sie!

  • B
    Ben

    Wen wunder das wohl? Dr. Oetker hat neben Bionade auch noch einen große Anteile an der "KWS-Saat AG", dem fünft größten Saatgutkonzern der Welt (ihr Sitz ist in der Nähe von Göttingen in Einbeck). Die KWS wiederum macht schon seit Jahren Anbauversuche in Deutschland mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben (mit denen die KWS Marktführer in der USA sind). Sie kooperieren auch mit Monsanto. Also ob Oetker die Anteile von Bionade aus Ethischen Aspekten besitzt sei dahin gestellt.

    Mehr Infos: www.kws-gentechnikfrei.de

  • B
    bert

    Es wäre doch toll und modern, wenn die "in der taz dokumentierte Änderung der Sponsoring-Strategie" hier in der taz auch verlinkt wäre.

  • A
    antigrün

    heul, das gute deutsche Unternehmen agiert so, wie jedes zielstrebige Unternehmen auf dem kapitalistischen Markt! Das muss ein Schock sein für euch moralistische Linksliberale!