piwik no script img

Nach Referendum im NordirakEinmarsch in die Kurdenregion

Die irakische Armee ist in kurdische Gebiete vorgerückt. Sie erklärt das Vorgehen als Anti-IS-Einsatz. Die Kurden werten es hingegen als Grenzüberschreitung.

Ein kleiner Junge mit einer kurdischen Flagge steht auf einem Autodach in den Straßen von Kirkuk Foto: ap

Bagdad dpa | Iraks Militärführung hat Meldungen über den Beginn einer gegen die Kurden gerichteten Militäroperation südlich der Stadt Kirkuk zurückgewiesen. Die Einheiten seien weiterhin dabei, von der IS-Terrormiliz befreites Gebiet zu säubern und zu durchkämmen, hieß es am Freitag in einer Erklärung. Iraks Ministerpräsident Haidar al-Abadi hatte am Vortag trotz des Konflikts um das kurdische Unabhängigkeitsreferendum einen Militäreinsatz ausgeschlossen.

Ein hoher irakischer Offizier erklärte jedoch, Armee und schiitische Milizen seien südlich von Kirkuk in Gebiete vorgerückt, die die Kurden verlassen hätten. Der kurdische Peschmerga-Kommandeur Kamal Kirkuki sagte zugleich der Deutschen Presse-Agentur, irakische Kräfte hätten versucht, die Front in der Region zu überschreiten.

Das Generalkommando der Peschmerga teilte mit, Kräfte der Armee und Milizen seien entsandt worden, um Gebiete unter kurdischer Kontrolle anzugreifen.

Die Kurden im Nordirak hatten sich im September in einem umstrittenen Referendum mit großer Mehrheit für die Abspaltung vom Irak ausgesprochen. Iraks Zentralregierung lehnte die Volksabstimmung ebenso ab wie die Nachbarländer Türkei und Iran. Die ölreiche Provinz Kirkuk wird von den Peschmerga kontrolliert. Die Kurden und die Zentralregierung in Bagdad erheben jedoch beide Anspruch auf sie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Anstatt sich hinzusetzen und zu klären, wie man das Öl in der Region Kirkuk angemessen teilt und eine friedliche Abspaltung gestaltet, mit der Sonderrolle Kirkuks, ist militärisches Gehabe wichtiger.

    Die Türkei oder der Iran haben mit ihren eigenen Interessen gar nichts zu sagen in dem Konflikt.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Etwas komplizierter ist die Welt schon.

  • Der ach so terroristische IS ist verdrängt. Gott sei es gtedankt. Jetzt streiten sich friedliebende Kurden und friedliebende Araber. Wenn es denn Gottes Wille ist, muss es wohl so sein.

    • @A. Müllermilch:

      Nichts gegen guten Zynismus, aber der ist einfach zu billig.

    • @A. Müllermilch:

      Was ist der IS für Sie? Eine Wohltätigkeitsorganisation?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das eigentliche Kernproblem ist die Existenz des Islamischen Staates: Saudi-Arabien. Zugleich befindet sich SA in wissenschaftlich-technischer Vorbereitung zur kommenden Atommacht in Nahost.

        • @Reinhold Schramm:

          Ich wollte die Rolle SA's (nette Abkürzung :-)) nicht schmälern. Mir ging es nur um die Verharmlosung des IS.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Der IS ist eine von mehreren Konfliktparteien. Diese unterscheiden sich im Umgang mit ihren Gegnern:

         

        - der IS köpft

        - die Schiiten hängen

        - der Westen- Obama/Trump/Merkel/wir - tötet mit Bomben und Drohnen

        - die Kurden ??? wird auch nicht viel anders sein

         

        Ich sehe das negative Alleinstellungsmerkmal des IS nicht. Gebt dem IS Drohnen, dann kann er sich an westliche Spielregeln halten.

        • @A. Müllermilch:

          Ja. Töten tun alle auf ihre Weise. Das Alleinstellungsmerkmal des IS ist, dass dieser alles plattmacht, was nicht sunnitisch genug ist. Der ideologische Machtanspruch des IS geht weit über alles, was man sonst so gewohnt ist. Also bitte nicht so tun, als wäre er eine normale Kraft, die um Macht und Einfluss kämpft.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ja richtig. Vergleichbar mit den Mullahs im Iran nach dem Sturz des Schahs. Der Roten Armee nach der Oktoberrevolution. Dem Guilletonieren in der französischen Revolution. Grausam, brutal unmenschlich.

             

            Gehen wir 220 Jahre zurück. Das französische Volk erhebt sich grausam und brutal gegen den König. Sollen wir einschreiten?

             

            Die französische Revolution hat - trotz aller Brutalität - im Lauf von Jahrzehnten - den franzosen relativ viel Recht und Freiheit gebracht. Die Franzosen hatten ein Recht auf ihre Revolution und darauf, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln.

             

            Genau wie die Iraner und wie die Russen - auch wenn es grausam wird.

             

            Warum verwehren Sie den Arabern dieses Recht? Es gibt - von Ägypten bis Syrien - kein im westlichen Sinne funktionierendes arabisches Staatswesen. Es besteht offensichtlich Bedarf an nachhaltigen einer Umwandlung der Verhältnisse.

             

            Ich glaube nicht, dass der IS tragfähige Lösungen hat. Für mich sind das religiöse Spinner. Ich glaube aber, dass das die Araber - wie früher die Franzosen, Russen und Iraner - selbst herausfinden müssen.

             

            Dies zumal der Westen auch keine dauerhaft tragfähigen Lösungen

            für die arabische Welt hat.

             

            @ANAMOLIE: Blasphemie darf seit Auschwitz alles.

            • @A. Müllermilch:

              "Gehen wir 220 Jahre zurück. Das französische Volk erhebt sich grausam und brutal gegen den König. Sollen wir einschreiten?"

               

              Irgendwie haben wir das sogar getan. Der gravierende Unterschied ist, dass die Franzosen damals den Beginn eines neuen, fortschrittlicheren Zeitalters eingeläutet haben.

               

              Der IS will ein Regime errichten, dass seine "Ideale" von Übervorgestern bezieht. Im 21. Jahrhundert ein Kalifat auf Vorstellungen zu gründen, die Mohammed als rückständig abgelehnt hätte, ist absurd.

               

              "Warum verwehren Sie den Arabern dieses Recht?"

               

              "Für mich sind das religiöse Spinner."

               

              Sie beantworten die Frage selbst. Es sind nämlich nicht "die Araber". Es ist eine Gruppe religiöser Spinner. Und nichts spricht dagegen, den Arabern angemessen zu helfen, diese Spinner loszuwerden. Da wir unsern Teil dazu beigetragen haben, dass diese Leute überhaupt Macht erlangen konnten, stehen wir sogar ein klein wenig in der Pflicht.

               

              Nebenbei. Die Spinner haben uns den Krieg erklärt.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                "Nebenbei. Die Spinner haben uns den Krieg erklärt."

                 

                Was war zuerst, Transfer westlicher Werte in die Islamische Welt oder "Kriegserklärung des IS"?

                 

                "Und nichts spricht dagegen, den Arabern angemessen zu helfen, diese Spinner loszuwerden."

                 

                Dagegen spricht, dass eine tief religiös geprägte Kultur (für mich Spinner) mit westlichen Werten nichts anfangen kann.

                 

                Wer dem einen gegen den anderen helfen will, macht sich zum überlegenen Schiedsrichter, denn er entscheidet zuerst, wer gut und böse ist.

                 

                wenn es denn irgendetwas nutzen würde könnte man ja sdogar darüber nachdenken.