piwik no script img

Nach ProtestenZDF-Korrespondent darf in die Türkei

Jörg Brase darf nun doch weiter aus der Türkei berichten. Zunächst war ihm und einem „Tagesspiegel“-Kollegen die Akkreditierungen verweigert worden.

ZDF-Korrespondent Jörg Brase Foto: ap

Istanbul/Mainz dpa | Die Türkei erlaubt nun doch dem ZDF-Korrespondenten Jörg Brase die Arbeit im Land. Ankara sei nun zur jüngst verweigerten Akkreditierung bereit, teilte das ZDF am Dienstag auf seiner Homepage mit. Der Journalist selbst schrieb bei Twitter, er werde nun doch eine Pressekarte bekommen. „Ich werde in den kommenden Tagen nach Istanbul zurückkehren“, schrieb er.

Das bestätigte auch die stellvertretende ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten in einer Mitteilung und sagte: „Wir begrüßen es, dass die türkischen Behörden nun zu einer anderen Entscheidung gekommen sind.“ Weiter teilte Schausten mit: „Ich hoffe, dass auch die Pressekarten für Tagesspiegel-Korrespondent Thomas Seibert und die übrigen Kollegen, die noch darauf warten, jetzt ausgestellt werden.“

Das Presseamt in Ankara hatte Brase sowie dem „Tagesspiegel“-Reporter Thomas Seibert und dem nicht ständig in der Türkei lebenden NDR-Reporter Halil Gülbeyaz vor rund zehn Tagen ohne Angabe von Gründen mitgeteilt, dass ihnen eine neue Pressekarte nicht bewilligt werde. Am Sonntag mussten Brase und Seibert deswegen die Türkei verlassen. Tagesspiegel-Co-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron sagte am Dienstag, in Seiberts Fall sei bisher keine Bewegung.

Die Verweigerung der Akkreditierung hatte in Berlin Empörung ausgelöst. Der Fall belastet die seit Jahren krisenhaften, jüngst aber verbesserten Beziehungen Deutschlands zur Türkei erneut schwer.

Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Montag angekündigt, die Bundesregierung werde sich weiter für die Betroffenen einsetzen. Die Angelegenheit sei mit der Ausreise nicht erledigt. Das ZDF teilte mit, Bundesregierung und Auswärtiges Amt hätten sich für eine Verlängerung der Pressekarte eingesetzt. Grundsätzlich seien ohne eine gültige Pressekarte ungehindertes Recherchieren, Durchführen von Interviews oder Besuche von Pressekonferenzen nicht möglich. Das ZDF-Studio Istanbul ist nach Senderangaben für die Berichterstattung aus der Türkei, dem Iran und Afghanistan zuständig.

Reisehinweise waren verschärft worden

Schon am Wochenende hatte Berlin unter anderem wegen der Verweigerung der Arbeitserlaubnis für die drei deutschen Journalisten die Reisehinweise für die Türkei verschärft. Ob die Türkei auch den anderen beiden Reportern die Arbeitserlaubnis wieder erteilen wird, war zunächst unklar.

Direkte Ablehnungen sind äußerst selten, die Reporter werteten sie als Versuch, die kritische und unabhängige Berichterstattung internationaler Medien zu beeinflussen und Journalisten einzuschüchtern. Gegen lokale Medien geht die türkische Regierung schon seit einem Putschversuch im Jahr 2016 scharf vor.

Die Pressekarten ausländischer Korrespondenten laufen jedes Jahr Ende Dezember ab und müssen dann neu beantragt werden. Die Karten gelten als Arbeitserlaubnis, sind aber auch Grundlage für die Ausstellung einer Aufenthaltsgenehmigung. Derzeit warten weiter rund ein Dutzend deutsche Journalisten sowie zahlreiche internationale Korrespondenten auf die neuen Ausweise. Wochenlang hatten sich hochrangige Diplomaten und Politiker hinter den Kulissen für die deutschen Korrespondenten eingesetzt.

Die Affäre kommt zur Unzeit für die Türkei. Die Regierung hatte auch wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage für 2019 auf mehr Touristen aus Deutschland gehofft. Nach Angaben aus dem Statistikamt in Ankara vom Montag, war das Land schon Ende 2018 in die Rezession gerutscht. Ökonomen sprechen von Rezession, wenn eine Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft. Ende März stehen in der Türkei außerdem Kommunalwahlen an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • ich hoffe nur diese Journalisten lesen vorher die Reisehinweise... bevor man zurückkehrt in den Schatten des Schicksalberges mit dem allsehenden Auge...

  • Jaja, dieser Pseudorechtsstaat BRD, lässt einige Journalist*innen zu G20 nicht akkreditieren. Ach, Moment, es geht im Artikel gar nicht um die BRD?! Oops. Okay, aber wo die Bundesregierung sich so für die Akkreditierung in der Türkei einsetzt, so hat sie es doch sicher auch für die Journalist*innen in Hamburg getan und keinesfalls selbst deren journalistische Arbeit behindert, oder? ;)

  • na sowas, ist der nicht alt, weiß und männlich?