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Nach Nicht-Wahlempfehlung für YpsilantiBeck will Clement ignorieren

Der SPD-Parteichef plädiert dafür, Clements Äußerungen nicht so wichtig zu nehmen - und versucht so, die Wogen innerhalb der SPD zu glätten. Die CDU feiert Clement als "Mutigen".

Einst Kabinettskollegen, jetzt zerstritten: Wolfgang Clement und Peter Struck. Bild: dpa

HAMBURG/BERLIN dpa/ap/taz Nachdem innerhalb der SPD die Empörung über den illoyalen Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement nicht abnimmt, hat sich nun SPD-Chef Kurt Beck in die Debatte eingemischt. Beck versuchte, die Wogen zu glätten und rief zur Gelassenheit auf. "Wir werden ihn so wenig wichtig nehmen, wie diese Aussage zu nehmen ist, denn er spricht hier ja als Lobbyist eines großen Energieunternehmens", sagte er am Montag im NDR- Hörfunk.

Eine Woche vor der Landtagswahl in Hessen hatte Clement, der 2005 aus der Politik ausgeschieden war und unter anderem bei RWE im Aufsichtsrat sitzt, die SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti wegen ihrer Anti-Atom- und Anti-Kohlepolitik gerügt und indirekt von ihrer Wahl abgeraten. SPD-Fraktionschef Peter Struck und zahlreiche andere Genossen hatten daraufhin Clement zum Parteiaustritt aufgefordert.

Am Montag bekräftigte SPD-Fraktionschef Stuck diese Position nochmals: "Es wäre ganz gut, wenn er von sich aus gehen würde", sagte er im ARD-Morgenmagazin. Es sei "absolut unanständig, der eigenen Partei so in den Rücken zu fallen". Auch Außenminister und SPD-Vize Frank-Walter Steinmeier reagierte verärgert. Clement wisse, wie unsolidarisch dieser Zuruf von außen sei, so Steinmeier gegenüber der Süddeutschen Zeitung - deshalb sei seine Reaktion unverständlich. Einen Austritt Clements forderte der SPD-Vize aber nicht.

Clement verteidigte dagegen seine Positionen im Kölner Stadt-Anzeiger seine Äußerungen: "Ich habe die Positionen beschrieben, für die ich ein Leben lang gekämpft habe, und dabei bleibt es."

Die CDU hingegen feierte Clement nach seinem Querschuss. "Wolfgang Clement ist der erste Mutige, der die Wahrheit ausspricht", sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Die energiepolitischen Konzepte von Ypsilanti kosteten Arbeitsplätze, warnte Pofalla im ARD-Morgenmagazin. Da Clement dies deutlich sage, solle man sich mit ihm "in der Sache auseinandersetzen und nicht gleich wieder drohen".

Scharfe Kritik erntete Clement hingegen aus seinem nordrhein-westfälischen Landesverband. Die dessen Vorsitzende Hannelore Kraft warf ihm ein "übles Foul" gegen Ypsilanti vor, die in Hessen einen hervorragenden Wahlkampf mache.

Die FDP offenbarte einmal mehr ihr Herz für abweichelnde Rot-Grün-Politiker: Nachdem sie erst vor wenigen Monaten dem grünen Abweichler Oswald Metzger eine neue politische Heimat anboten, offerierte FDP-Generalsekretär Dirk Niebel nun auch Clement einen Wechsel zu den Freien Demokraten an. "Die FDP hat keinen Aufnahme-Stopp", sagte Niebel dem Sender n-tv. Das gelte auch für Clement.

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15 Kommentare

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  • M
    M.A.

    @Normalo

     

    20.000 Euro "Aufwandsentschädigung" jährlich mag für einen Wolfgang Clement sicherlich bloß ein "Handgeld" sein. Doch es ist ja beileibe nicht das einzige, welches unser Superminister a.D. von der privaten Wirtschaft zugesteckt bekommt.

     

    "Er wurde als Aufsichtsrat in die Dussmann AG & Co. KGaA, Berlin, dem Branchenprimus bei den Gebäudereinigern, geholt, in den Aufsichtsrat der Landau Media AG, Berlin, einem Anbieter von Medienbeobachtung und Resonanz-Analysen, in die Beiräte der Wolters Kluwer Germany, Köln-München (Deutscher Wirtschaftsdienst), und der Citigroup Global Markets Deutschland AG & Co. KGaA, Frankfurt. Er wurde ?Mister Zeitarbeit? (stern) genannt und zum Chairman eines Adecco-Instituts (Adecco ist der Welt größter Leiharbeitsvermittler) in London, er wurde Vorsitzender des Beirats der DIS Deutscher Industrie Service AG (Personaldienstleister). Letzthin war er sich sogar nicht zu schade, den Titel eines ?Senior Advisors? des Beratungsbüros ?Deekeling Arndt Advisors (DAA) anzunehmen.

    Politisch erneut aktiv wurde er im konservativen ?BürgerKonvent? von Roman Herzog."

     

    Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=2906#more-2906

     

    Für das, was da an "Handgeldern" zusammenkommt, dürfte eine alte Frau wohl lange stricken müssen. Insbesondere dann, wenn ihr Strickwerk mit Dumpinglöhnen honoriert wird, wie sie bei Adecco üblich sind.

  • BW
    Boris Wachowiak

    Bitte immer Vorsicht. Herr Pofalla hat womöglich Recht. die Frage ist: wessen.

  • N
    Normalo

    Diese billige Erklärung,. Clement sei halt Lobbyist, damit man sich mit seiner Meinung nicht inhaltlich auseinandersetzen muss, ist echt ein wenig billig.

     

    Bitte würde mal jemand im Lexikon unter "Aufsichtsrat" und "Aufsichtsratsbezüge" nachschauen! Das sind Handgelder, die da vergeben werden, viel zu wenig, um auch nur annähernd so etwas wie wirtschaftliche Abhängigkeit zu erzeugen und noch viel weniger, als es kostet, einen ehemaligen Bundesminister zum willigen Interessenvertreter zu machen.

     

    Also wenn, dann sollte da auch noch ein Beratervertrag oder was ähnliches sein, sonst kann man nicht von einem "bezahlten Arbeitnehmer" sprechen.

  • A
    anke

    Clement? Stimmt, da war mal was...

     

    Meine Güte! Kommt es denn nicht öfter vor, dass einer den falschen Zug besteigt? Ich meine: Womöglich hätte sich Herr Clement von Anfang an sehr viel wohler bei der CDU/CSU gefühlt als bei den Sozialdemokraten. Was, wenn er sich da einfach nicht genug Chancen ausgerechnet hat für eine Super-Karriere? Ich meine: Ist es denn nicht sehr viel besser, der Mann legt seine Karten endlich offen auf den Tisch, als dass er weiter das trojanisches Pferd gibt und under cover bei der Demontage einer ganzen Partei behilflich ist? Ich fürchte, da gibt es noch ganz andere Anwärter auf den Titel "Super-Mistkäfer". Ob ein ausrangierter Minister seine persönliche Meinung zum besten gibt, kann aktive Politiker ja wohl höchstens am Rande berühren.

     

    Sein wir doch realistisch: Auch als ehemaliger Bundes-Fize-Sozi hat man das Recht, den Gewinn des eigenen Unternehmens wichtiger zu nehmen, als die sozialen Verwerfungen, die ein ausschließlich gewinnorientiertes Denken verursacht. Ignoranz und Denkfaulheit sind schließlich kein Privileg der sogenannten Unterschicht. Und wenn einer lieber rechte Hetzparolen unterstützt wissen möchte als linke Unternehmenskritik, dann ist auch das seine Privatangelegenheit. Beck hat Recht: Scheren wir uns einfach nicht darum! Wir leben ja schließlich in einem freien Land. Noch kann man uns nicht vorschreiben, über wen wir uns aufzuregen haben. Noch haben Koch und Clement nicht gewonnen.

  • M
    Markus

    Hier sprach ein Stromkonzern-Wolf im SPD-Pelz. Doch leider heißt es in vielen Nachrichten nur "Ex-SPD-Minister" statt "Aktuell-für-RWE-Arbeitender". Das muß man dem uninformierten Wähler aber mitteilen, und davon gibt es leider viel zu viele.

  • M
    M.A.

    @Normalo

     

    20.000 Euro "Aufwandsentschädigung" jährlich mag für einen Wolfgang Clement sicherlich bloß ein "Handgeld" sein. Doch es ist ja beileibe nicht das einzige, welches unser Superminister a.D. von der privaten Wirtschaft zugesteckt bekommt.

     

    "Er wurde als Aufsichtsrat in die Dussmann AG & Co. KGaA, Berlin, dem Branchenprimus bei den Gebäudereinigern, geholt, in den Aufsichtsrat der Landau Media AG, Berlin, einem Anbieter von Medienbeobachtung und Resonanz-Analysen, in die Beiräte der Wolters Kluwer Germany, Köln-München (Deutscher Wirtschaftsdienst), und der Citigroup Global Markets Deutschland AG & Co. KGaA, Frankfurt. Er wurde ?Mister Zeitarbeit? (stern) genannt und zum Chairman eines Adecco-Instituts (Adecco ist der Welt größter Leiharbeitsvermittler) in London, er wurde Vorsitzender des Beirats der DIS Deutscher Industrie Service AG (Personaldienstleister). Letzthin war er sich sogar nicht zu schade, den Titel eines ?Senior Advisors? des Beratungsbüros ?Deekeling Arndt Advisors (DAA) anzunehmen.

    Politisch erneut aktiv wurde er im konservativen ?BürgerKonvent? von Roman Herzog."

     

    Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=2906#more-2906

     

    Für das, was da an "Handgeldern" zusammenkommt, dürfte eine alte Frau wohl lange stricken müssen. Insbesondere dann, wenn ihr Strickwerk mit Dumpinglöhnen honoriert wird, wie sie bei Adecco üblich sind.

  • BW
    Boris Wachowiak

    Bitte immer Vorsicht. Herr Pofalla hat womöglich Recht. die Frage ist: wessen.

  • N
    Normalo

    Diese billige Erklärung,. Clement sei halt Lobbyist, damit man sich mit seiner Meinung nicht inhaltlich auseinandersetzen muss, ist echt ein wenig billig.

     

    Bitte würde mal jemand im Lexikon unter "Aufsichtsrat" und "Aufsichtsratsbezüge" nachschauen! Das sind Handgelder, die da vergeben werden, viel zu wenig, um auch nur annähernd so etwas wie wirtschaftliche Abhängigkeit zu erzeugen und noch viel weniger, als es kostet, einen ehemaligen Bundesminister zum willigen Interessenvertreter zu machen.

     

    Also wenn, dann sollte da auch noch ein Beratervertrag oder was ähnliches sein, sonst kann man nicht von einem "bezahlten Arbeitnehmer" sprechen.

  • A
    anke

    Clement? Stimmt, da war mal was...

     

    Meine Güte! Kommt es denn nicht öfter vor, dass einer den falschen Zug besteigt? Ich meine: Womöglich hätte sich Herr Clement von Anfang an sehr viel wohler bei der CDU/CSU gefühlt als bei den Sozialdemokraten. Was, wenn er sich da einfach nicht genug Chancen ausgerechnet hat für eine Super-Karriere? Ich meine: Ist es denn nicht sehr viel besser, der Mann legt seine Karten endlich offen auf den Tisch, als dass er weiter das trojanisches Pferd gibt und under cover bei der Demontage einer ganzen Partei behilflich ist? Ich fürchte, da gibt es noch ganz andere Anwärter auf den Titel "Super-Mistkäfer". Ob ein ausrangierter Minister seine persönliche Meinung zum besten gibt, kann aktive Politiker ja wohl höchstens am Rande berühren.

     

    Sein wir doch realistisch: Auch als ehemaliger Bundes-Fize-Sozi hat man das Recht, den Gewinn des eigenen Unternehmens wichtiger zu nehmen, als die sozialen Verwerfungen, die ein ausschließlich gewinnorientiertes Denken verursacht. Ignoranz und Denkfaulheit sind schließlich kein Privileg der sogenannten Unterschicht. Und wenn einer lieber rechte Hetzparolen unterstützt wissen möchte als linke Unternehmenskritik, dann ist auch das seine Privatangelegenheit. Beck hat Recht: Scheren wir uns einfach nicht darum! Wir leben ja schließlich in einem freien Land. Noch kann man uns nicht vorschreiben, über wen wir uns aufzuregen haben. Noch haben Koch und Clement nicht gewonnen.

  • M
    Markus

    Hier sprach ein Stromkonzern-Wolf im SPD-Pelz. Doch leider heißt es in vielen Nachrichten nur "Ex-SPD-Minister" statt "Aktuell-für-RWE-Arbeitender". Das muß man dem uninformierten Wähler aber mitteilen, und davon gibt es leider viel zu viele.

  • M
    M.A.

    @Normalo

     

    20.000 Euro "Aufwandsentschädigung" jährlich mag für einen Wolfgang Clement sicherlich bloß ein "Handgeld" sein. Doch es ist ja beileibe nicht das einzige, welches unser Superminister a.D. von der privaten Wirtschaft zugesteckt bekommt.

     

    "Er wurde als Aufsichtsrat in die Dussmann AG & Co. KGaA, Berlin, dem Branchenprimus bei den Gebäudereinigern, geholt, in den Aufsichtsrat der Landau Media AG, Berlin, einem Anbieter von Medienbeobachtung und Resonanz-Analysen, in die Beiräte der Wolters Kluwer Germany, Köln-München (Deutscher Wirtschaftsdienst), und der Citigroup Global Markets Deutschland AG & Co. KGaA, Frankfurt. Er wurde ?Mister Zeitarbeit? (stern) genannt und zum Chairman eines Adecco-Instituts (Adecco ist der Welt größter Leiharbeitsvermittler) in London, er wurde Vorsitzender des Beirats der DIS Deutscher Industrie Service AG (Personaldienstleister). Letzthin war er sich sogar nicht zu schade, den Titel eines ?Senior Advisors? des Beratungsbüros ?Deekeling Arndt Advisors (DAA) anzunehmen.

    Politisch erneut aktiv wurde er im konservativen ?BürgerKonvent? von Roman Herzog."

     

    Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=2906#more-2906

     

    Für das, was da an "Handgeldern" zusammenkommt, dürfte eine alte Frau wohl lange stricken müssen. Insbesondere dann, wenn ihr Strickwerk mit Dumpinglöhnen honoriert wird, wie sie bei Adecco üblich sind.

  • BW
    Boris Wachowiak

    Bitte immer Vorsicht. Herr Pofalla hat womöglich Recht. die Frage ist: wessen.

  • N
    Normalo

    Diese billige Erklärung,. Clement sei halt Lobbyist, damit man sich mit seiner Meinung nicht inhaltlich auseinandersetzen muss, ist echt ein wenig billig.

     

    Bitte würde mal jemand im Lexikon unter "Aufsichtsrat" und "Aufsichtsratsbezüge" nachschauen! Das sind Handgelder, die da vergeben werden, viel zu wenig, um auch nur annähernd so etwas wie wirtschaftliche Abhängigkeit zu erzeugen und noch viel weniger, als es kostet, einen ehemaligen Bundesminister zum willigen Interessenvertreter zu machen.

     

    Also wenn, dann sollte da auch noch ein Beratervertrag oder was ähnliches sein, sonst kann man nicht von einem "bezahlten Arbeitnehmer" sprechen.

  • A
    anke

    Clement? Stimmt, da war mal was...

     

    Meine Güte! Kommt es denn nicht öfter vor, dass einer den falschen Zug besteigt? Ich meine: Womöglich hätte sich Herr Clement von Anfang an sehr viel wohler bei der CDU/CSU gefühlt als bei den Sozialdemokraten. Was, wenn er sich da einfach nicht genug Chancen ausgerechnet hat für eine Super-Karriere? Ich meine: Ist es denn nicht sehr viel besser, der Mann legt seine Karten endlich offen auf den Tisch, als dass er weiter das trojanisches Pferd gibt und under cover bei der Demontage einer ganzen Partei behilflich ist? Ich fürchte, da gibt es noch ganz andere Anwärter auf den Titel "Super-Mistkäfer". Ob ein ausrangierter Minister seine persönliche Meinung zum besten gibt, kann aktive Politiker ja wohl höchstens am Rande berühren.

     

    Sein wir doch realistisch: Auch als ehemaliger Bundes-Fize-Sozi hat man das Recht, den Gewinn des eigenen Unternehmens wichtiger zu nehmen, als die sozialen Verwerfungen, die ein ausschließlich gewinnorientiertes Denken verursacht. Ignoranz und Denkfaulheit sind schließlich kein Privileg der sogenannten Unterschicht. Und wenn einer lieber rechte Hetzparolen unterstützt wissen möchte als linke Unternehmenskritik, dann ist auch das seine Privatangelegenheit. Beck hat Recht: Scheren wir uns einfach nicht darum! Wir leben ja schließlich in einem freien Land. Noch kann man uns nicht vorschreiben, über wen wir uns aufzuregen haben. Noch haben Koch und Clement nicht gewonnen.

  • M
    Markus

    Hier sprach ein Stromkonzern-Wolf im SPD-Pelz. Doch leider heißt es in vielen Nachrichten nur "Ex-SPD-Minister" statt "Aktuell-für-RWE-Arbeitender". Das muß man dem uninformierten Wähler aber mitteilen, und davon gibt es leider viel zu viele.