Nach Mord an maltesischer Journalistin: Polizeilich bekannte Verdächtige
In Malta sind drei Verdächtige wegen Mordes an Daphne Caruana Galizia angeklagt. Es gebe handfeste Beweise für ihre Beteiligung. Ein Motiv fehlt.
Am Montagmorgen waren bei Razzien zehn Verdächtige festgenommen worden. Maltas Premierminister Joseph Muscat erklärte, die Verdächtigen seien der Polizei bereits bekannt oder vorbestraft gewesen. Sieben von ihnen kamen gegen Kaution frei.
Während der Razzien wurden verschiedene Indizien sichergestellt, die in der weiteren Untersuchung des Falls hilfreich sein werden, so die Polizei. Die Ermittlungen werden von Europol, dem FBI und dem finnischen Geheimdienst unterstützt.
Die Times of Malta berichtet, es gebe klare Indizien, die auf die Beteiligung der Brüder George und Alfred D. am Mord an Caruana Galizia hinweisen. „Die Beweise sind handfest“, sagte eine Quelle der Zeitung. „Sie stammen aus der Zeit vor und nach der Ermordung sowie von dem Tag, an dem Daphne Caruana Galizia getötet wurde.“ Ein Motiv für die Tat sei hingegen noch nicht gefunden worden.
Klage gegen maltesische Polizei
Die Journalistin Daphne Caruana Galizia starb am 16. Oktober nahe der Hauptstadt Valetta in ihrem Auto, als eine darunter angebrachte Bombe explodierte. Medienberichten zufolge hatte sie bereits zwei Wochen zuvor wegen Drohungen Anzeige erstattet.
Die Familie der Journalistin hat im November eine Klage gegen die maltesische Polizei erhoben, weil diese nicht in der Lage sei, unvoreigenommene Ermittlungen durchzuführen. Die Familie fordert, dass der Leiter der Ermittlungen, Silvio Valletta, ersetzt wird, weil er durch seine Ehe mit einer Ministerin in einem Interessenkonflikt stehe. „Eine Regierung und eine Polizei, die unsere Mutter während ihres Lebens im Stich ließen, werden sie auch im Tod hängenlassen“, schrieben Caruana Galizias drei Söhne schon im Oktober.
Die Investigativjournalistin hatte sich in ihrem Blog Running Commentary mit Korruption und Verbrechen in Malta auseinandergesetzt. Sie schrieb über maltesische Politiker, Premier Joseph Muscat inbegriffen, ebenso wie über mafiöse Strukturen und das organisierte Verbrechen. Zu ihren wichtigsten Projekten zählte die Recherche der im Rahmen der Panama Papers aufgedeckten Dokumente in Malta.
Eine Verbindung zwischen den Veröffentlichungen der Journalistin und den drei Verdächtigen wurde bisher nicht aufgedeckt. Der italienische Staatsanwalt Carmelo Zuccaro, der im Fall von mutmaßlichem Ölschmuggel der Mafia von Libyen nach Italien über Malta ermittelt, sieht Caruana Galizias Berichte darüber als möglichen Grund für ihren Tod.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Wohnungslosigkeit im Winter
Krankenhaus schiebt Obdachlosen in die Kälte