piwik no script img

Nach Mord an linkem MusikerGriechische Antifa greift an

In mehreren griechischen Städten machten Linke und Antifaschisten nach dem faschistischen Mord am Rapper Pavlos Fyssas Rabatz. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Erst weggesehen, nun gefordert: Polizeieinsatz in Athen. Bild: dpa

ATHEN afp | Nach der Ermordung eines linken Musikers durch einen Rechtsextremisten in Athen ist es Mittwochabend in mehreren griechischen Städten zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen.

Im Westen Athens gingen Antifaschisten mit Stöcken und Steinen auf Bereitschaftspolizisten los, die daraufhin Tränengas und Wasserwerfer einsetzten, wie die amtliche Nachrichtenagentur ANA berichtete. Auch aus Thessaloniki im Norden und Patras im Westen gab es Ausschreitungen.

Das Stadtzentrum von Patras sei komplett abgeriegelt worden, berichteten örtliche Medien. Dort hätten Demonstranten auch Brandsätze geworfen, hieß es aus Polizeikreisen, ein Beamter sei verletzt worden. In Thessaloniki protestierten nach offiziellen Angaben etwa 6.000 Menschen gegen Faschismus, einige Fensterscheiben von Geschäften seien eingeschlagen worden.

In Athen beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 5.000 Demonstranten im Vorstadtbezirk Keratsini an Protestmärschen gegen die Bluttat. Der 34-jährige Rapper Pavlos Fyssas, Antifaschist und Sympathisant der linken Gruppierung Antarsia, war dort in der Nacht zum Mittwoch erstochen worden. Ein Mitglied der fremdenfeindlichen Neonazi-Partei Goldene Morgenröte bekannte sich zu der Tat.

In einen Hinterhalt geraten

Fyssas erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Örtlichen Medien zufolge war er gegen Mitternacht vor einem Lokal in einen Streit über Fußball geraten, der sich dann zu einer Auseinandersetzung über politische Themen entwickelte.

Nach Angaben der „Vereinten Front gegen Faschismus und rassistische Bedrohung“ geriet der Musiker in einen Hinterhalt und wurde zusammen mit anderen Gesinnungsgenossen von rund 40 schwarz gekleideten Neonazis mit Knüppeln angegriffen.

Schon am Freitag waren bei gewaltsamen Zusammenstößen in der Vorstadt von Athen acht Mitglieder der kommunistischen Partei KKE verletzt worden. Auch dafür wurden Anhänger der Goldenen Morgenröte verantwortlich gemacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

18 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • NW
    Nie wieder!

    Die Neonazis der "Goldenen Morgenröte" agieren nicht im leeren Raum. Ihr Handeln wird erst ermöglicht

    * durch die Unterstützung, die sie durch Teile der Polizei bekommen (ein paar Links diesbezüglich: //www.bbc.co.uk/news/world-19976841 , //www.theguardian.com/world/2012/sep/28/greek-police-victims-neo-nazi , //www.theguardian.com/world/2012/oct/09/greek-antifascist-protesters-torture-police oder dieses Bände sprechende Video: https://www.youtube.com/watch?v=3g1VdrYBECs )

    * durch die Unterstützung oder Relativierung ihrer Taten von Teilen der Bevölkerung, die linken oder antifaschistischen Protest auf eine Ebene mit dem Naziterror setzen oder wie hier im Kommentarbereich den Täter und das Opfer gleichsetzen (z.B. Kommentar von "ENTSPANNUNG")

  • A
    ama.dablam
    • E
      Entschleunigter
      @ama.dablam:

      In Griechenland wehrt sich das Volk noch gegen Nazimörder. Hätten die Deutschen damals auch so viel Mut gehabt, als die ersten Opfer der Nazischweine auf offener Straße erschlagen wurden, der Menscheit wäre vieles erspart geblieben. Allerdings waren schon damals zu viele Deutsche derselben Gesinnung, wie Sie es heute sind.

      • G
        gerd
        @Entschleunigter:

        lieber entschleuniger,

         

        wissen belastet zwar nur, aber vielleicht solltest du dich trotzdem mal mit der geschichte des aufstiegs der nazis beschäftigen

         

        viele haben die als gegenposition zu den ebenso gewalttätigen kommunisten gewählt

         

        und damals waren die verbrechen der bolschwisten allgegenwärtig (roter terror, enteignung bis runter zum kleinbauer, millionen hungertote in der ukraine etc pp) - die nazis waren bei der wahl noch gar nicht groß negativ aufgefallen

         

        und wären die kommunisten gewählt worden, hätte das in rotem terror geendet

         

        in griechenland sind beide extreme beim normalbürger auch nicht sonderlich populär - die haben diese pubertären gewalttäter unter ihren politischen tarnmäntelchen auch satt

        • A
          Atmender
          @gerd:

          Selten hat man dümmeres gelesen. Die Nazis sind gewählt worden, weil zu viele dumme Menschen das Wahlrecht hatten. Das Ergebnis sprach ja dann für sich, wer halbwegs intelligent war, wußte aber schon 1923, wo der Zug hinfahren würde, wenn man diese Totschläger an die Macht ließe.

  • M
    MRR

    Demo heute 20:o0 Rote Flora

  • PH
    Peter Haller

    @AMA.DABLAM

    Muss man deinen "Kommentar" jetzt wirklich verstehen ?

    Ich zumindset tu's nicht.

  • G
    GegenExtremisten

    Stelle mir gerade vor was pressemäßig los wäre wenn die gleiche Anzahl Rechtsextremer in derartiger Weise gegen die Polizei vorginge. Bei Linksextremen und Rotfaschisten scheint das natürlich immer kaum zu stören.

    • E
      Entschleunigter
      @GegenExtremisten:

      Im Gegensatz zu Nazis wollen Linke nicht die Menschenrechte abschaffen, sondern setzen sich für eine weltweite Priorosierung dieser grundlegenstden Werte aller Gesellschaften ein. Das führt natürlich zu einer völlig anderen Beurteilung. Die Linke verhält sich zur Rechten nicht wie ein Spiegelbild, sondern spielt in einer völlig anderen Liga, intellektuell den primitiven Rechten um Lichtjahre voraus.

    • R
      Ruhender
      @GegenExtremisten:

      Rechtsextremisten in D haben seit 1990 Hunderte Menschen getötet und Tausende verletzt. Außerdem übertreibt die Polizei in der drastischen Darstellung immer gnadenlos, kenne ich aus Stuttgart.

  • E
    entspannung

    40 neonazis? leute, bleibt mal sachlich. die meisten medien sprechen von ca 20, menschen welche live vor ort waren sagen es waren ungefähr 10. man man.. künstlich alles aufbauschen.. bei antarsia von "linker gruppierung" zu sprechen ist auch recht verwegen. die sind eher wie die nazis nur auf der anderen seite. roter statt brauner extremismus. auch wenn ich den mord selbstredend nicht gutheiße oder für in ordnung halte, fakt ist, hier hat der eine extremist den anderen erwischt.. extremismus ist immer scheiße, egal unter welchem banner!

    • RD
      Rainbow Dash
      @entspannung:

      Ganz besonders dein Extremismus.

  • A
    ama.dablam

    Muss es uns hier wirklich jedesmal interessieren, wenn potentielle Mörder wegen eines Mordes auf die Strasse gehen?

    • R
      Ruhender
      @ama.dablam:

      Mörder wird man erst durch Mord. Nazimörder in D: Hunderte Todesopfer seit 1990.

    • A
      Adolf
      @ama.dablam:

      Ja. Muss es. Wenn man das nämlich für alle Leute neutral tut, dann kann man sehen dass es viel häufiger linke Gruppen sind die Tote zu beklagen haben, als rechte Gruppen.

       

      Aber für Sie ist wahrscheinlich auch der LInksextremismus ein Problem, im Gegensatz zum Rechtsextremismus.

       

      Kann sich noch jemand daran erinnern, wann das letzte Mal ein Neonazi von 40 linken Zecken zu Tode geprügelt wurde? Oder wann zum letzten Mal ein Neonazi in einer Zelle verbrannt oder an erzwungener Kotzerei elendig verreckt ist? Ich nicht.

    • A
      Aaron
      @ama.dablam:

      Belege wären hier angebracht. Wo und wann gab es denn in letzter Zeit denn Todesopfer von linker Gewalt?

      Bevor du pauschal antifaschistische Gesinnung als potentiel mördersich bezeichnest, solltest du zumindest ein Beispiel anführen können. Wobei dazu erwähnt sei, dass es voreilig wäre, von einzelnen Taten auf eine gesamte Gruppe, die nicht einmal genau definiert werden kann (wer ist denn die Antifa?) zu schließen.

  • N
    Niveau

    Hohes Niveau bei der taz: 90% Polizeimeldung

  • R
    rikner

    Bald putschen die Nazis, verlasen den Euroraum und Griechenland als auch Europa sind total am Arsch.