Nach Korruptionsvorwürfen: Gouverneurin erwägt Absetzung von New Yorker Bürgermeister
Die Streit um den New Yorker Bürgermeister Eric Adams geht weiter: Nach dem US-Justizministerium will jetzt auch die Gouverneurin eingreifen.
In den 235 Jahren der Geschichte des US-Staates New York seien noch nie die Befugnisse einer Gouverneurin oder eines Gouverneurs genutzt worden, um einen gewählten Bürgermeister abzusetzen, erklärte Hochul. „Den Willen der Wähler umzustoßen, ist ein ernster Schritt, der nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte“, sagte sie. Jedoch könne die aktuelle Situation im Rathaus nicht ignoriert werden. Für eine Amtsenthebung sieht die Stadtsatzung ein gerichtsähnliches Verfahren vor.
Adams steht zunehmend unter Druck, seit das US-Justizministerium in der vergangenen Woche die Bundesstaatsanwälte in Manhattan angewiesen hat, seine Anklage wegen Korruption fallen zu lassen. Als Begründung sagte der amtierende stellvertretende Justizminister Emil Bove, Adams solle sich stattdessen dem von Präsident Donald Trump ausgerufenen Kampf gegen illegale Einwanderung und seiner Wiederwahl widmen. Der ungewöhnliche Schritt warf Fragen über die politische Unabhängigkeit des Bürgermeisters auf.
Am Montag forderte etwa der ehemalige Watergate-Anwalt Nathaniel Akerman den zuständigen Bundesrichter Dale E. Ho auf, den Antrag auf Einstellung des Verfahrens gegen Adams abzulehnen. Er sagte, das Gericht solle prüfen, wie das Justizministerium zu seiner Entscheidung gekommen sei und Bove solle seine Position vor Gericht erläutern. Akerman sagte, er wolle sich einschalten, weil niemand die Interessen der Öffentlichkeit vertrete.
Zuletzt hatte ein weiteres Mitglied von Adams’ Demokratischer Partei, die Stadtrat-Sprecherin Adrienne Adams, den Bürgermeister zum Rücktritt aufgefordert. Sie sagte, mit dem Rücktritt von Adams’ Stellvertretern sei klar, dass er „das Vertrauen seiner eigenen Mitarbeiter, seiner Regierungskollegen und der New Yorker Bürger verloren hat“.
Ein Rücktritt nach dem anderen
Am Montag hatte Eric Adams neben der Kündigung seiner ersten Stellvertreterin Torres-Springer auch die Abgänge weiterer stellvertretender Bürgermeister bestätigt – Meera Joshi, Anne Williams-Isom und Chauncey Parker. Und auch die oberste Bundesstaatsanwältin in Manhattan ist im Streit um die Korruptionsvorwürfe zurückgetreten. Danielle Sassoon wollte der Anordnung, die Klage fallen zu lassen, nicht Folge leisten und trat aus Protest am vergangenen Donnerstag zurück.
Dem Bürgermeister wurde vorgeworfen, sich mit kostenlosen oder vergünstigten Reisen und illegalen Wahlkampfspenden ausländischer Staatsbürger bestechen haben zu lassen. Gemäß dem US-Gesetz dürfen ausländische Staatsbürger keine Wahlkampfspenden für US-Wahlen tätigen. Adams bestritt alle Vorwürfe und bezeichnete die Kritik an seinen Auslandsreisen als unfair.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau