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Nach Khashoggi-VerschwindenSaudis drohen Konsequenzen

Zahlreiche westliche Unternehmen gehen nach dem Verschwinden des saudischen Journalisten auf Distanz zum Regime. Auch der IWF zeigt sich „entsetzt“.

Wachschutz vor der saudischen Botschaft in Istanbul. Dort verschwand der Journalist Foto: ap

Paris afp | Nach dem Verschwinden des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat seines Landes drohen Riad wirtschaftliche Konsequenzen. Angesichts des Verdachts, dass der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman den prominenten Regierungskritiker ermorden ließ, sind zahlreiche westliche Unternehmen auf Distanz gegangen. Selbst Firmen, die den Reformkurs des Kronprinzen bisher unterstützten, sagten ihre Teilnahme an einem Wirtschaftsgipfel Ende Oktober ab.

Auch IWF-Chefin Christine Lagarde hat sich entsetzt über die Berichte zum verschwundenen saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi gezeigt. „Menschenrechte, Informationsfreiheit sind grundlegende Rechte und entsetzliche Dinge wurden berichtet, und ich bin entsetzt“, sagte Lagarde am Samstag beim Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf der indonesischen Insel Bali.

Sie halte vorerst an ihrer Teilnahme an dem Wirtschaftstreffen fest, das in diesem Monat in der saudiarabischen Hauptstadt Riad stattfinden soll, sagte Lagarde. Sie müsse die Geschäfte des IWF „in allen Ecken der Welt und mit vielen Regierungen“ führen und werde in den kommenden Tagen Informationen über den Fall „sehr aufmerksam“ verfolgen. „Wenn ich ein Land besuche, sage ich immer meine Meinung“, kündigte sie an.

Der Kronprinz Mohammed bin Salman hatte weitreichende gesellschaftliche und wirtschaftliche Reformen eingeleitet, darunter das Programm Vision 2030, mit dem das ölreiche Königreich zu einem Zentrum für Technologie und Innovation umgebaut werden soll. Obwohl bin Salman zugleich die Repressionen gegen Kritiker verschärfte, stellten sich viele prominente Wirtschaftschefs im Westen hinter dieses Programm.

Eigentlich wollte der Kronprinz nun bei einem „Wüsten-Davos“ genannten Wirtschaftsgipfel vom 23. bis 25. Oktober sein ambitioniertes Reformprogramm präsentieren und bei ausländischen Wirtschaftsvertretern um Investitionen werben. Doch der Verdacht, dass der Thronfolger einen prominenten Journalisten im eigenen Konsulat per Mordkommando beseitigen ließ, hat viele Unternehmen aufgeschreckt.

„New York Times“ zieht sich zurück

Nachdem Riad nach dem Verschwinden Khashoggis in Istanbul bislang den Beweis für seine Behauptung schuldig geblieben ist, dass der Regierungskritiker das Konsulat lebend wieder verließ, gehen besonders Medienunternehmen auf Distanz. So erklärte die New York Times, nicht mehr als Sponsor für die Future Investment Initiative zur Verfügung zu stehen. Prominente Journalisten sagten ihre Teilnahme an dem Gipfel ab.

Der NYT-Kolumnist Andrew Ross Sorkin erklärte, er sei „furchtbar erschüttert“ über die Berichte zum Mord an Khashoggi und werde nicht kommen. Auch Uber-Chef Dara Khosroshahi erklärte, wenn sich die Faktenlage nicht komplett ändere, bleibe er dem Treffen fern. Seine Absage ist besonders symbolträchtig, da Saudi-Arabiens Staatsfonds seit 2016 mit 3,5 Milliarden Dollar an dem US-Transportvermittlungsdienst beteiligt ist.

Siemens, dessen Chef Joe Kaeser eingeladen ist, teilte mit, der Konzern verfolge die Situation genau, halte aber an seiner Teilnahme fest.

Der Gründer der Virgin-Gruppe, Richard Branson, ging noch weiter und legte mehrere geplante Kooperationsprojekte mit Saudi-Arabien auf Eis. Er habe „große Hoffnung“ in die Reformen von bin Salman gesetzt, doch sollten sich die Berichte zu Khashoggi bewahrheiten, werde dies „die Geschäftsperspektiven aller westlichen Staaten gegenüber der saudiarabischen Regierung radikal ändern“, erklärte der britische Milliardär.

Andere Wirtschaftsvertreter wollen trotz der Khashoggi-Affäre weiter an dem Treffen in Riad teilnehmen. Siemens, dessen Chef Joe Kaeser eingeladen ist, teilte mit, der Konzern verfolge die Situation genau, halte aber an seiner Teilnahme fest. Auch US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte, er habe seine Pläne „bisher“ nicht geändert. Jamie Dimon von der US-Investmentbank JP Morgan will ebenfalls weiter an der Konferenz teilnehmen.

Viele westliche Staaten äußern sich bisher zurückhaltend zu der Affäre. Deutschlands Regierungssprecher Steffen Seibert zeigte sich zwar „sehr besorgt“ über das „spurlose Verschwinden“ Khashoggis, sah aber für eine Einstellung der deutschen Waffenlieferungen an Riad keinen Anlass. Auch US-Präsident Donald Trump sprach sich angesichts entsprechender Forderungen im Senat gegen einen Stopp der US-Rüstungsgeschäfte mit Saudi-Arabien aus. Schließlich brächten diese viel Geld und sicherten Jobs in den USA, sagte Trump.

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5 Kommentare

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  • lol! Da krepieren die Leute zu zich tausenden im Jemen, und keine Sau juckts. Aber kaum wird ein Journalist abgemurkst kennt die Betroffenheit keine Grenzen mehr. Nicht dass das nicht auch übelst ist, aber... hallo?

  • Es ist doch nichts Neues, dass die deutsche Regierung keine Berührungsängste mit den größten Menschenrechts verachtenden Regierungen dieses Planeten hat!

    Wenn es nach dieser Regierung, Verzeihung, denen ginge, die die Regierung unter Kontrolle haben, wie der Wirtshaft, der Industrie und des Aktienkapitals, würde ein Nachweis, das Saudi Arabien Khashoggi umgebracht hat auch nichts ändern!

    So lange es um Geld geht kennen die meisten der deutschen Manager keine Verwandten, sie wollen nur ihre Aktionäre befriedigen, koste es was es wolle!



    Diese Verhaltensweisen sind uns über die letzten Jahrzehnte doch mehr als bekannt, warum sollte es diesmal anders sein!

    Sarkasmus Beginn:

    Ganze Inselstaaten müssen durch die Erderwärmung damit rechnen in den Fluten der Ozeane zu verschwinden, aber die Wirtschaft in Deutschland will nicht mal ein 200 Ha großes Stück Wald stehen lassen, es werden echte Streits wegen des CO2 Ausstoßes mit der EU Kommision vom Zaun gebrochen, Dieselautos sind bewusste Dreckschleudern und wurden auf betrügerische Art unter die Weltbevölkerung gebracht, aber all das geschah ja immer nur zum Wohle des Volkes und unsere Politik verteidigt das auch noch!



    Genauso sollte man die Auslieferung der Kriegswaffen an Saudi Arabien sehen, es geschieht nur um die Arbeitsplätze zu erhalten, fragen sie VW, denn die wollen, weil sie ihren Willen nicht durchsetzen konnten, bei der CO2 Debatte gleich auch 100.000 Tsd Menschen entlassen!

    Was macht denn da ein einziges Leben eines Journalisten aus, wenn es um massenweise Arbeitsplätze geht?

    Da muss man als Regierung und Manager fürs Aktienkapital doch drüber stehen!!!

    Sarkasmus Ende!!!

    Es wird Zeit, dass sich nicht nur in diesem Land etwas ändert, aber wie das zu bewerkstelligen ist, weiß wohl niemand so genau!



    Trotz aller Globalisierung, schaffen es die Milliarden Menschen,nicht sich zusammen zu tun um große Veränderungen zu bewirken, wir werden wohl noch einige Jahrhunderte darauf warten müssen, das etwas passiert!!!

  • Bitter ist - falls sich der Fall tatsächlich so abgespielt haben sollte, wie berichtet- dass einige "skrupellose" kapitalistische Unternehmen mehr Moral an den Tag legen, als die westlichen Staaten, die immer von Menschenrechten heucheln. Dabei könnten sie sich ein Beispiel an Trump nehmen. Er ist ehrlich und gibt zu, dass ihm die Jobs in den USA wichtiger sind, als das Leben eines Saudiarabers. Er versucht nicht mal zu heucheln.

  • "Deutschlands Regierungssprecher Steffen Seibert zeigte sich zwar „sehr besorgt“ über das „spurlose Verschwinden“ Khashoggis, sah aber für eine Einstellung der deutschen Waffenlieferungen an Riad keinen Anlass."

    Man stelle sich vor, das wäre wo anders passiert...