Nach Jahren des Kampfes vor Gericht: Freie Schule ist insolvent
Der Verein, der sich für die Gründung der ersten wirklich freien und alternativen Schule in Bremen einsetzt, hat Insolvenz beantragt, will aber weiter kämpfen.
BREMEN taz | Der Trägerverein der Freien Schule ist insolvent. Am Freitag wurde das Insolvenzverfahren vor dem Amtsgericht Bremen eröffnet.
Der Hintergrund ist der jahrelange Kampf des Vereins mit Gutachtern und Anwälten vor Gerichten um Anerkennung der reformpädagogischen Grundschule – der ersten privaten Grundschule in Bremen, die nicht auf christlicher Religion oder Waldorf-Ideologie basiert. In Bremen ist so etwas nicht erwünscht, jedenfalls nicht von der SPD, weswegen die vorige Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper die Zulassung verweigert hatte.
Bis vor das Bundesverwaltungsgericht (BVG) waren der Bremer Physiker Sven Golchert und seine MitstreiterInnen gezogen, in der Hoffnung, ihr Vorhaben auf dem juristischen Weg durchsetzen zu können. Zuletzt hatte das BVG vor einem Jahr endgültig entschieden, dass das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bremen verfügen durfte, dass sein letztes Urteil nicht mehr angreifbar sein würde. Darin hatte das OVG die Klage des Vereins gegen die Nichtzulassung abgewiesen und dies damit begründet, dass kein „besonderes pädagogisches Interesse“ vorliege.
Dies sieht auch die Nachfolgerin von Jürgens-Pieper, Eva Quante-Brandt, so. Seit Dezember 2012 ist sie im Amt, ein persönliches Gespräch mit den InitiatorInnen der Freien Schule gab es in diesem Zeitraum nicht.
Zwar ist ihr Widerstand noch mehr der Parteiräson geschuldet als wie bei ihrer Vorgängerin ihrer persönlichen Überzeugung. Doch auch sie sagte gestern der taz: „Wir haben uns mit dem Konzept der Freien Schule auseinandergesetzt, fanden es aber nicht überzeugend: Es muss ein besonderes pädagogisches Interesse vorhanden sein. Die Grundschullandschaft in Bremen ist aber bereits bunt und vielfältig. Wir haben an den öffentlichen Grundschulen viele Reformansätze bereits aufgegriffen.“
Immerhin sagt sie, dass sie Anträgen wie denen der freien Schule „nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber“ stehe. Dennoch werde es „für neue Anträge schwierig sein, denn sie müssten etwas anbieten, was es in öffentlichen Grundschulen noch nicht gibt“. Und: „Wir wollen, dass Grundschulen Schulen für alle sind, dass sie nicht nur einem kleinen Kreis von Kindern offenstehen.“ In einem Zeitungsbericht im März 2013 wurde sie wie folgt zitiert: „Die Privatschulen ziehen staatlichen Schulen vor allem Schüler aus bildungsnahen und ökonomisch starken Familien ab, diese Form von sozialer Segregation halten wir für problematisch.“
Sven Golchert, der Hauptinitiator der freien Schule, war gestern nicht erreichbar. Im Sommer 2013 hatte er den Vorwurf der sozialen Spaltung in der taz zurückgewiesen. „Es ist das deutsche Schulsystem, das wie kaum ein anderes Akademikerkinder bevorteilt und sozialen Aufstieg verhindert.“ Er hatte damals außerdem einen neuen Anlauf angekündigt. Dieses Mal soll das Konzept auch eine Oberschule vorsehen. Anders als für Grundschulen, die nach der Verfassung nur ausnahmsweise in freier Trägerschaft bestehen dürfen, gilt diese Einschränkung nicht für weiterführende Schulen.
Ein Vorstandsmitglied des Vereins der Freien Schule sagte der taz gestern, dass sich die Gruppe ungeachtet der Insolvenz weiter für eine freie Schule einsetze. Nach dem ersten gescheiterten Konzept sollten 50 Kinder, bevorzugt aus der Umgebung der Schule, aufgenommen werden. Ein Alleinstellungsmerkmal wäre gewesen, dass es keine Trennung von Kindergarten und Schule gegeben hätte.
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