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Nach Crash der Kryptowährung $LIBRAMilei will schlecht informiert gewesen sein

Eine von dem argentinischen Präsidenten beworbene Kryptowährung entpuppt sich als „rug pull“. Hat er das wirklich nicht wissen können?

Größer gehts kaum: So kennt man Javier Milei. Hat er sich in der Kryptoaffäre verhoben? Foto: dpa/picture alliance

Buenos Aires afp | Nach dem Zusammenbruch einer von ihm beworbenen Kryptowährung hat der argentinische Präsident Javier Milei eine Untersuchung des Falls angeordnet. Er erklärte am Samstag, er habe die Details des Projekts nicht gekannt und „offensichtlich keine Verbindung“ dazu gehabt. Milei hatte die Kryptowährung $LIBRA, die von Experten als Schneeballsystem bezeichnet wurde, zuvor auf Social Media beworben.

Laut argentinischen Medienberichten hatte der Präsident auf X auf das Projekt verwiesen und erklärt, es gehe darum, „durch die Finanzierung kleiner Unternehmen und argentinischer Unternehmer das Wachstum der argentinischen Wirtschaft anzukurbeln“. Nur wenige Stunden später löschte er den Beitrag und erklärte, er habe sich entschieden, das Projekt nicht mehr zu bewerben, nachdem er mehr darüber erfahren habe. Kurz nach Mileis Werbung hatte die Kryptowährung einen Rekordkurs erreicht – und war dann abgestürzt.

Der Experte Javier Smaldone bezeichnete die Kryptowährung als „rug pull“, eine weit verbreitete Art von Schneeballsystem in der Kryptobranche. Dabei werden mit einer neuen Kryptowährung möglichst viele Investoren angezogen. Sobald der Wert der Währung stark angestiegen ist, verkaufen die großen Anteilseigner ihre Anteile und die Währung bricht zusammen.

Laut Smaldone dauerte dieser Prozess bei $LIBRA etwa zwei Stunden. „Der Gewinn liegt bei etwa 107 Millionen Dollar“, sagte der Informatiker der Nachrichtenagentur AFP.

Versuch der Schadenbegrenzung

Nach dem Zusammenbruch der Währung erklärte das argentinische Präsidialamt, angesichts der Ereignisse habe Milei selbst die Antikorruptionsbehörde OA eingeschaltet, „um zu untersuchen, ob ein Mitglied der Regierung einschließlich des Präsidenten missbräuchlich gehandelt hat“. Milei sei in keiner Weise an der Entwicklung der Kryptowährung beteiligt gewesen. Eine Sondereinheit der OA werde zudem die Entstehung der Kryptowährung und alle damit im Zusammenhang stehenden Unternehmen und Personen untersuchen.

Von der Opposition wurde Milei kritisiert. Die ehemalige Präsidentin Christina Kirchner nannte Milei einen „Krypto-Betrüger“. Der Senator Martín Lousteau von der Zentrumspartei UCR wies darauf hin, dass Milei bereits zum zweiten Mal eine Kryptowährung beworben habe, die sich später als Betrug herausstellte.

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2 Kommentare

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  • Und ich sach noch.



    10.02.2025 , 12:58 Uhr

    Liebe Kommentatoren: Danke für die Infos und den Sarkasmus. Ich amüsiere mich jetzt schon köstlich über Lindner und die nutzlose Idee des Wirtschaftsliberalismus. Traurig nur, dass die wirklich wichtigen Probleme dabei hinten runter fallen. Wird man u.a. in Argentinien noch sehen.

  • Man möchte meinen Argentinien hätte Erfahrung mit den Nebenwirkungen wenn man eine Währung nicht vollständig unter Kontrolle hat. Die Bindung des Peso an den US Dollar hatte zu Nebenwirkungen geführt, erst recht als man einen realistischeren Wechselkurs für ausländische Kreditkarten eingeführt hat.