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Nach Attentat in BelgienDritter Täter weiterhin flüchtig

Der Teilbetrieb des Brüsseler Airports wird frühestens am Donnerstag wieder aufgenommen. Derweil geht die Suche nach dem dritten Attentäter weiter.

Verstärkte Kontrollen: Zufahrtstraße zum Flughafen Zaventem Foto: dpa

Brüssel dpa | Eine Woche nach den Terroranschlägen von Brüssel gibt es weiter keine Fortschritte bei der Fahndung nach dem dritten Attentäter vom Flughafen. „Der Mann mit dem Hut ist noch nicht identifiziert“, teilte die belgische Polizei mit. Zuvor musste ein festgenommener Verdächtiger wieder freigelassen werden. Die Polizei wertet nun Hinweise aus der Bevölkerung aus. 51 davon gingen nach Angaben der Fahnder bis Dienstag ein.

Alle Todesopfer der Anschläge sind mittlerweile identifiziert. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Dienstag wurden bei den Selbstmordattentaten am Flughafen und in einer Metro insgesamt 32 Menschen getötet. 17 davon waren Belgier und 15 Ausländer. Nicht miteingerechnet sind die drei Selbstmordattentäter.

Am Brüsseler Flughafen liefen am Dienstag weitere Vorbereitungen für eine eingeschränkte Wiederaufnahme des Passagierflug-Betriebs. Nach Angaben der Betreiber wurden in einem nicht zerstörten Teil des Airports provisorische Check-in-Schalter aufgebaut. Sie werden aber nach Angaben vom Abend aber frühestens am Donnerstag wieder Starts und Landungen ermöglichen.

Um den Check-in-Bereich wieder vollständig aufzubauen, werde es Monate brauchen, sagte Flughafenchef Arnaud Feist der belgischen Wirtschaftszeitung L‘Echo. Auch wenn die Gebäudestruktur in Ordnung sei, müsse von der Lüftung bis hin zu den Schaltern alles rekonstruiert werden.

Werben um Terror-Nachwuchs

Für Besorgnis sorgten Berichte, nach denen Dschihadisten nach den Anschlägen von Brüssel aktiv um Terror-Nachwuchs werben. Den Angaben eines belgischen Kommunalpolitikers zufolge wurden am Osterwochenende Propaganda-Nachrichten mit eindeutigem Inhalt an junge Menschen in der als Islamisten-Hochburg bekannten Brüsseler Gemeinde Molenbeek verschickt. Ein Beispiel ist demnach eine SMS mit den zwei Sätzen „Mein Bruder, warum folgst Du uns nicht in den Kampf gegen die Westler? Triff die richtige Wahl in Deinem Leben.“

Der Kommunalpolitiker Jamal Ikazban forderte die Polizei auf, gegen solche Rekrutierungsversuche vorzugehen. „Unsere Jugendlichen sind angesichts solcher Raubtiere in Gefahr“, schrieb er am Dienstag über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Ob der Absender der Nachrichten zurückverfolgt werden kann, blieb zunächst unklar. Handys mit sogenannten Prepaid-Karten lassen sich zum Teil auch mit falschen Daten freischalten.

Der französische Radiosender Europa 1 berichtete über einen 15-Jährigen, der in einer Brüsseler Moschee wochenlang von einem Anwerber der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) umworben wurde. Nach einem Monat sei er soweit gewesen, nach Syrien zu gehen, sagte der junge Mann in einem Interview. Nach Angaben des Senders ist es nur der Wachsamkeit der Mutter zu verdanken, dass der Jugendliche doch nicht zum Dschihadisten wurde.

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