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Nach Anschlägen von ParisWaffenverkauf soll erschwert werden

Viel zu leicht sind Schusswaffen in Europa zu kriegen, findet die EU-Kommission. Sie setzt jetzt auf strengere Auflagen.

Auch alle Einzelteile von Waffen sollen nicht mehr erhältlich sein. Foto: dpa

BRÜSSEL dpa | Als Lehre aus den Anschlägen von Paris will die EU-Kommission die Auflagen zum Waffenkauf verschärfen. So sollen Privatleute bestimmte halbautomatische Schusswaffen nicht mehr besitzen dürfen und keine gefährlichen Waffen im Internet mehr kaufen können. Für entschärfte Waffen - also solche, die nicht mehr schussfähig sind - soll es europaweit einheitliche Regeln geben.

„Solche deaktivierten Waffen fand man bei terroristischen Anschlägen wieder“, sagte EU-Justizkommissarin Elzbieta Bienkowska am Mittwoch bei der Präsentation der Vorschläge in Brüssel. Auch beim Online-Handel sind strengere Auflagen vorgesehen, um sicherzustellen, dass nur Inhaber von Lizenzen - in Deutschland ist das die Waffenbesitzkarte - wie etwa Sportschützen, Sammler oder Jäger Schusswaffen kaufen können.

Online sollen vor allem Einzelteile von Waffen nicht mehr so leicht erhältlich sein. „Wir wissen, dass bei den Angriffen im Thalys-Zug Waffenteile im Internet angekauft wurden“, sagte die EU-Kommissarin mit Bezug auf Schüsse eines Terroristen im Schnellzug Thalys im August.

Auch für Sammler soll es strengere Auflagen geben, sie müssen eine Genehmigung besitzen. Der EU-Kommission geht es dabei um Pistolen, Revolver und Gewehre; also auch um halbautomatische Gewehre wie Kalaschnikows, die schon bei Terroristen gefunden wurden.

Damit die Vorschläge Gesetz werden, benötigen sie die Zustimmung des Europaparlaments und des Ministerrates, in dem die EU-Staaten vertreten sind. Die EU-Kommission hofft, dass dies bis zum Sommer kommenden Jahres der Fall sein wird.

Sicherheitspaket geplant

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sagte: „Wir können und werden nicht zulassen, dass organisierte Kriminelle in Europa Zugang zu Schusswaffen von militärischem Rang haben und damit handeln können.“

Seit April arbeitet die EU-Kommission an einem Paket, um die Sicherheit in Europa zu verbessern und den Terrorismus zu bekämpfen. Auch neue Regeln, um Terroristen von Geldströmen abzuschneiden, sind angedacht. Am 1. Januar soll zudem ein Anti-Terror-Zentrum bei der Europäischen Polizeibehörde Europol entstehen, damit die EU-Staaten sich besser koordinieren können.

Zudem befürwortet die Kommission, das geplante europäische System zur Speicherung und Auswertung der Daten von Fluggästen zur Terrorabwehr (PNR-System) bis Jahresende zu schaffen. Derzeit arbeiten Vertreter von EU-Kommission, EU-Parlament und EU-Staaten an einem Kompromiss.

Demnach sollen Daten von Flugpassagieren wie Name, Kreditkartennummer und Essenswünsche auf Vorrat gespeichert werden. Fahnder könnten diese dann im Kampf gegen den Terrorismus und andere schwere Verbrechen nutzen. Bereits seit 2012 erhalten die USA auf Basis eines PNR-Abkommens die Daten von EU-Passagieren auf Flügen in die USA.

Am Freitag beraten die EU-Innen- und Justizminister in Brüssel bei einem Sondertreffen über Maßnahmen gegen den Terrorismus.

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12 Kommentare

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  • symbolpolitik, die keinem etwas nutzt. im besten falle noch, hirnloser aktioninismus. vor allem bieten solche ereignisse immer die möglichkeit, die überwachung zu verschärfen.

     

    alles in allem zeigt es die unfähigkeit der politik auf terror angemessen zu reagieren. vor allem geben sie den terroristen mit dem eigenen panischen verhalten das gefühl, etwas bewirkt zu haben. das ist schon armselig.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Der Artikel laviert sich relativ ungeschickt durch 2 verschiedene Begriffe. Während im Titel noch von der Erschwerung des WAFFENVERKAUFS die Rede ist, beschränkt sich der Artikel weitgehend auf den WAFFENKAUF. Vielleicht wollte man dem Waffenengel Gabriel nicht auf die Füße treten, der gerade rekordverdächtige Waffenverkaufsraten vorweisen kann.

    Da passt der Satz: 'Derzeit arbeiten Vertreter von EU-Kommission, EU-Parlament und EU-Staaten an einem Kompromiss' eigentlich ganz gut. Ich würde mit meinen einfachen Worten sagen: Waffenverkauf ja und Waffenkauf auch ja. Oder?

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Es geht dabei garnicht um staaliche "Geschäfte", nur um legalen Privatbesitz.

  • Als ob Terroristen in irgendein Geschäft gehen und dort ihre Waffenkäufe tätigen würden. Die EU-Kommission ist echt peinlich, wenn sie wirklich glaubt, mit solchen "Erschwernissen" etwas zu erreichen.

  • Jetzt Fluggastdaten auf Vorrat speichern, weil über die Terroristen ja nicht genug bekannt war — nur waren die mal wieder Polizeibekannt.

     

    Die Fluggastdaten würden also keine zusätzlichen Informationen liefern, aber der Plan lag ja noch in der Schublade, und niemand war sich zu schade, den Terroranschlag zu instrumentalisieren, um wieder mehr Daten aller Bürger zu erfassen.

     

    Die Kosten dafür werden dann wohl durch weiteren Stellenabbau bei der Polizei und bei Sozialarbeit wieder reingeholt.

  • Komisch, da kommen praktisch jeden Monat -seit Jahren- Kistenweise Kriegswaffen in die Sicherstellung zur Kontrolle und Vernichtung, und niemand hat sich bisher daran gestört?

     

    "Schusswaffen von militärischen Rang" das ist so primitiv wie unbeholfen, nicht wegen der wichtigtuerischen Namensgebung, sondern weil gerade OK in der EU schon immer einen beträchtlichen Anteil am illegalen Waffenhandel hatte.

     

    Komisch das der illegale Sprengstoffhandel dabei ausgeklammert wird?

  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Darüber kann ich nur schmunzeln. Hat EU schon Erlaubnis von den Lobyisten geholt, nein. Erst Erlaubnis holen und danach sprechen wir noch mal.

    • @70023 (Profil gelöscht):

      Sie "schunzeln" darüber das die EU Sie wissentlich belügt?

       

      Waffenhandel und Handel mit wesentlichen Teilen von Schusswaffen sind bereits im Gesetzt erfasst.

       

      Die EU-Lügenkampagne, anders kann man es kaum bezeichnen, vermischt hier den zu großen Teilen breits illegalen Handel mit ganz normalem Legalbesitz.

       

      "Lobby" wird s da kaum geben, dazu sind im Legalmarkt die Preise schon zu lange im Keller. Im illegalen Bereich dagegen seit Libyen im freien Fall.

  • Ich glaube kaum, dass man Waffen aus den Händen von Terroristen und der organisierten Kriminalität fernhalten kann; auf der anderen Seite klingt das nach dem Schließen von Lücken, bei denen man sich fragt, warum es sie überhaupt gibt.

    • @Christian:

      Das ist auch eine mit teilerlogenen Sachverhaltsdarstellungen getunte Wunschvorstellung der EU!

       

      Tatsächlich sind die kritischen Teile auch schon im nahen EU-Ausland in der illegalen Kleinfertigung und lassen sich auf nicht legalen Wegen beziehen, volständige Waffenbekommt man für einen Bruchteil des Preises aber dort auch problemos, illegal natürlich.

  • Jaha - schlag nach bei Jöhten -

     

    Wenn hinten - weit in der Türkei -

    Die Völker aufeinanderschlagen -

     

    Da stellen Siggi Plopp con GröKotz

    Aber sowas die

    Waffeliefergelddrucklieferbescheinigungen

    Im Akkord aus -

     

    Aber wenn der eigene Arsch

    Ins Visier gerät - & simprosimpro

    Die Rosette pfeift!!

    Dann - ja dann wird auf -

    Verantwortlich dufte gemacht!

    Schäbig - kein Ausdruck - &

    Alles für die Galerie!

     

    Pack - Siggi - Pack!

    Kennste dich ja aus -

    Wie der Rest!

  • 2G
    29482 (Profil gelöscht)

    Alles soweit gut, aber auch massiv gegen den illegalen Waffenhandel vorgehen. Guter Ansatz.