NSA-Untersuchungsausschuss: Einblick in die Geheimdienst-Liste
Mitglieder des Gremiums erfahren, wen der Bundesnachrichtendienst ausspioniert hat. Die Öffentlichkeit erfährt es nicht.

Das Dokument liegt im Kanzleramt für den Ausschussvorsitzenden Patrick Sensburg (CDU) und die Obleute der Fraktionen bereit. Die Abgeordneten dürfen der Öffentlichkeit allerdings nicht im Detail über den Inhalt berichten. Zudem bleibt die brisantere NSA-Selektorenliste weiterhin unter Verschluss.
Für die NSA-Liste interessiert sich der Untersuchungsausschuss schon seit Monaten. Sie beinhaltet Daten von Menschen, die der BND nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auftrag des amerikanischen Geheimdienstes ausspioniert hatte. Die Bundesregierung verweigert den Abgeordneten jedoch, auch dieses Dokument einzusehen.
Einblick hatte bisher nur ein sogenannter Sonderermittler des Bundestags, auf den sich Sozialdemokraten und Union geeinigt hatten: Kurt Graulich, ehemaliger Bundesrichter und SPD-Mitglied. Die Opposition zweifelt an seiner Unabhängigkeit und möchte die Liste daher selber sehen.
Die BND-Liste, um die es jetzt geht, hatte der deutsche Geheimdienst ohne Auftrag aus den USA erstellt. Um dieses Dokument hatte sich bisher ein anderer Bundestagsausschuss gekümmert: das Parlamentarische Kontrollgremium. Einige seiner Mitglieder haben bereits Einblick in die Liste. In den vergangen Wochen sickerte durch, dass sie darin Daten von europäischen Beamten, Politikern und Institutionen gefunden haben.
Dass nun auch Mitglieder des U-Ausschusses diese Liste sehen dürfen, hat vor allem einen Sinn: Sie sollen prüfen, ob die BND-Liste weiterhin Sache des Parlamentarischen Kontrollgremiums bleiben kann oder ob sie die Hintergründe des Dokuments selbst ermitteln wollen. In diesem Fall müsste der Untersuchungsauftrag unter Umständen geändert werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Wahlerfolg der Linken
Keine Zeit, jetzt lang zu feiern