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NS-GeschichteSchmitz erhält Galinski-Preis

Jüdische Gemeinde steht zu Kulturstaatssekretär André Schmitz. Die von ihm geleitete Schwarzkopf-Stiftung will die missverständliche Darstellung ihrer Geschichte im Internet überarbeiten.

Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz Bild: dpa

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin steht weiter hinter Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz, der am heutigen Dienstag den Heinz-Galinski-Preis erhalten soll. Die Preisverleihung werde wie geplant stattfinden, sagte die Pressesprecherin der Gemeinde, Maya Zehden. Sie verwies darauf, dass das Preiskomitee unter dem Vorsitz von Michael Joachim die Auszeichnung für Schmitz einstimmig getroffen habe.

Joachim, der auch dem Gemeindeparlament, der Repräsentantenversammlung, vorsitzt, habe ihr mitgeteilt, dass es dabei keinerlei Diskussion über die "Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa" gegeben habe, für die Schmitz als Vorstandsvorsitzender wirkt.

Auf der Homepage der Schwarzkopf-Stiftung stehen über den früheren Kosmetikunternehmer Heinz Schwarzkopf Sätze, die als Verharmlosung seiner Mitgliedschaften in der NSDAP, SA und SS gelesen werden können. So ist über den 1970 gestorbenen Schwarzkopf unter anderem zu lesen: Der Vorstand der Stiftung wolle sich mit der Namensänderung von "Heinz-Schwarzkopf-Stiftung" in "Schwarzkopf-Stiftung", so heißt es, "kein abschließendes Urteil über einen Lebensweg anmaßen, der unter den schwierigen Bedingungen des 20. Jahrhunderts vollzogen werden musste".

Schmitz hatte zudem in der taz vom Samstag gesagt: Der Unternehmer "gehörte zu den Deutschen, die sich durch Hitler haben verführen lassen". Er betonte: "Weil er nach dem Krieg noch lange gelebt und gewirkt hat, will ich kein abschließendes Urteil über sein Leben fällen."

Der Geschäftsführer der Schwarzkopf-Stiftung, Philipp Scharff, sagte, es sei schade, wenn die Formulierungen auf ihrer Homepage über Schwarzkopf zu "Missverständnissen" führen könnten. Zudem sei es "schockierend" zu sehen, wie diese Sätze interpretiert werden könnten. Die aktuelle Berichterstattung sei ein Anstoß, darüber nachzudenken, ob auf der Homepage nun in anderer Weise über Heinz Schwarzkopf geschrieben werde. Er verwies darauf, dass sich die Stiftung nach Bekanntwerden der Nazi-Vergangenheit von Heinz Schwarzkopf rasch umbenannt habe - und zwar nun ausdrücklich in Erinnerung an dessen Frau Pauline Schwarzkopf.

Der Heinz-Galinski-Preis wird von der gleichnamigen Stiftung vergeben, die die Jüdische Gemeinde in Erinnerung an Galinski errichtet hatte. Der Auschwitz-Überlebende war lange Jahre Gemeindechef und Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.

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